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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Die Sanierungs-​, Umbau– und Rekonstruktionsarbeiten gewähren im Gmünder Kulturzentrum ganz neue Ein– und Aussichten

Je tiefer beziehungsweise höher es in der ehemaligen Klosterkirche im heutigen Kultur– und Bürgerzentrum Prediger hineingeht, desto staubiger und enger wird’s. Teils auf allen Vieren unterwegs, ist jedoch auch der Kulturbürgermeister von der Entdeckungslust gepackt: „So habe ich den Prediger ja noch nie gesehen!“ kommt Dr. Joachim Bläse ins Schwärmen.

Montag, 30. August 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 1 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Zusammen mit dem Hausherrn des Prediger wollten wir eigentlich nur eine kurze Baustellenbesichtigung unternehmen. Doch die jetzt angelaufenen Sanierungs-​, Umbau– und Rekonstruktionsarbeiten im Südflügel geben überraschend völlig neue Ein– und Aussichten in der historischen Klosteranlage frei, so dass dieser Termin zur Abenteuertour wird.
Der Prediger ist ein Gebäude mit wechselhafter Geschichte, das seinesgleichen sucht. Die Ursprünge des ehemaligen Dominikanerklosters reichen bis ins 13. Jahrhundert zurück. Der Dominikanerorden entwickelte sich zum reichsten Konvent in Schwäbisch Gmünd. Der heute sichtbare Umfang des Gebäudekomplexes entstand im 18. Jahrhundert. Beim besonders mächtigen Südflügel handelt es sich um die Dominikaner-​Klosterkirche. Nach dem Münster war sie sogar das zweitgrößte Gotteshaus in Gmünd und von besonderer Pracht. Diese wurde zerstört, als die Württemberger im Zuge der Einverleibung Gmünds und Auflösung der Klöster 1804 den gesamten Gebäudekomplex in eine Kaserne verwandelten. Unglaublich pietätlos wurden in die Kirche Mannschaftsunterkünfte eingebaut. Im Dritten Reich folgte die traurige Rolle als „Braunes Haus“ als Kreisparteizentrale der NSDAP und von weiteren Nazi-​Organisationen. Hernach wurden in der „Alten Kaserne“ (Volksmund) Notwohnungen eingerichtet. Um 1970 erfolgte dann der gewaltige Kraftakt der Renovierung und des Ausbaus zum Kultur-​, Museums-​, Bibliotheks– und Bürgerzentrum der Stadt für rund zehn Millionen Mark. Beinahe wäre der Prediger zuvor abgerissen worden, um einem Kaufhaus-​Neubau (Horten) Platz zu machen. In diesem Sommer wird nun ein weiteres Prediger-​Kapitel aufgeschlagen: Mit einem Kostenaufwand von neun Millionen Euro wird das Kulturzentrum optisch und technisch saniert. Rechtzeitig zur Landesgartenschau 2014 soll das Juwel des kulturellen Lebens der Stadt so schön funkeln wie noch nie. In enger Kooperation mit dem Landesdenkmalamt wird das Ziel verfolgt, die historische Klosteranlage und besonders die Kirche wieder besser erkennbar zu machen. Der erste Bauabschnitt umfasst nun die einstige Dominikanerkirche. Der große Saal im Kirchenschiff wird – einfach beschrieben – herumgedreht. Die neue Bühne wird sich zukünftig im Chorbereich befinden. Die Kirchenfenster werden nicht nur energietechnisch erneuert, sondern sollen durch diesen „Seitenwechsel“ der Bühne allesamt in ganzer Länge sichtbar werden und für ein rekonstruiertes Raumgefühl im Kirchenschiff sorgen. Verblüffend ist der bislang unbekannte Prediger, der nun bei unserem Baustellenbesuch sichtbar wurde. Allein die Dachkonstruktion (altes Gebälk im Kontrast zu den Stahlträgern der 70er-​Jahre) erscheint als Großkunstwerk. Dort oben ist sogar noch Originalmauerwerk aus der Entstehungsgeschichte der Kirche erkennbar. Die Denkmalpfleger werden noch ihre helle Freude haben. Der Bauabschnitt Dominikanerkirche ist mit Holzwänden und Planen staubdicht vom laufenden Museumsbetrieb abgetrennt. Die Fenster– und Fassadensanierung wollen Stadt-​Architekt Ulrich Weik und die Bauhandwerker bereits zur Weihnachtszeit abschließen, damit das mächtige Baugerüst wieder entfernt werden kann. Die Umgestaltung im Innenbereich wird etwa ein Jahr in Anspruch nehmen. Danach folgen gleich weitere Abschnitte, die auch der Verbesserung des Brandschutzes dienen.

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