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31 Schüler sind immer noch zu viel

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Ostwürttemberg begrüßt es, dass das neue Schuljahr mit einer weiteren Senkung des Klassenteilers beginnt, meldet noch einmal Zweifel am Konzept der neuen Werkrealschule an und übt heftige Kritik an der unzureichenden „Lehrerfeuerwehr“.

Samstag, 11. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 51 Sekunden Lesedauer

OSTWÜRTTEMBERG (pr). Ganz oben auf der Wunschliste der Eltern, Lehrer und Schüler stehe die Einrichtung kleinerer Klassen, heißt es in der Mitteilung des VBE. Zum neuen Schuljahr werde der Teiler weiter gesenkt: an Grundschulen um drei Schüler auf 28 (bei kombinierten Klassen auf 25) und in der Sekundarstufe um einen Schüler auf 31. Aber selbst 31 Schüler in einer Lerngruppe sind nach Auffassung des VBE noch immer zu viel. In der Erwachsenenbildung gebe es in der Regel nicht mehr als 20 Lernbereite pro Gruppe, die obendrein – im Gegensatz zu den Schulpflichtigen – nicht per Gesetz zum Besuch des Unterrichts gezwungen würden. Wenn das Kultusministerium die Umwandlung respektive Zusammenlegung von Hauptschulen zu 525 neuen Werkrealschulen als einen durchschlagenen Erfolg der neuen Schulart verkauft, gehe diese Werbekampagne eindeutig an der Wirklichkeit vorbei, so der VBE.
Als Millionen Menschen vor Jahren ihre vertraute D-​Mark in den Euro umtauschten, sei das gleichfalls keine Liebeserklärung an das neue Zahlungsmittel gewesen, sondern schlichtweg die Folge der verordneten Währungsumstellung. Den Schulen sei jetzt auch nichts anderes übrig geblieben.
Der sogenannte Ergänzungsbereich, aus dem das für Ostwürttemberg zuständige Schulamt Göppingen den einzelnen Schulen Stütz– und Förderkurse und Stunden für Arbeitsgemeinschaften zuweist, werde durch vorherige Umwidmung in Krankheitsvertretungsstunden bereits jetzt wieder schmerzlich spürbar geschmälert. So würden AG-​Stunden sterben, bevor die Schule überhaupt begonnen habe, heißt es von VBE-​Seite weiter. Von Schuljahr zu Schuljahr lasse die Hoffnung auf verlässlich ausreichende Lehrerstunden für kurzfristige Unter-​richtsvertretungen, auf eine „Lehrerfeuerwehr“ vor Ort, immer mehr nach, kön-​nen schwächere und benachteiligte Schüler immer weniger individuell gefördert werden. „Wie sollen Schulen „Profil“ zeigen, wenn ihnen die Möglichkeiten dafür so drastisch beschnitten werden?“, fragt der VBE-​Sprecher, zumal auch das Lehr – beauftragtenprogramm im laufenden Haushaltsjahr Federn lassen musste. Arbeitsgemeinschaften und sinnvolle Projekte des Erweiterten Bildungsangebots (EBA) – einst ein Aushängeschild der Hauptschule – würden an den meisten Schulen wegen fehlender Lehrerstunden immer mehr zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Auch die Klassenlehrerstunde – außerhalb des regulären Unterrichts angesiedelt zur Aufarbeitung von Problemen der Schüler – sei für die meisten Schularten bis heute ein unerfüllter Wunschtraum geblieben.
„Den Blickwinkel bei der Versorgung der Schulen mit Lehrerstunden lediglich auf den Pflichtbereich zu beschränken, ist fatal“, moniert der VBE. Es dürfe nicht sein, dass es für die Mehrzahl der Schüler lediglich ein Basismodell von Bildung gebe und sich finanziell besser gestellte Familien die Vollversion auf eigene Kosten einkauften. „Der ungebrochene Run auf Nachhilfeinstitute und Privatschulen belegt, wo sich Eltern heute bessere Bildungschancen für ihre Kinder ausrechnen“, bilanziert der VBE.

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