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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Nach dem Prediger ist die Städtische Galerie Reutlingen nächste Station für Christine Eberhardt und ihre Goldobjekte

m Sommer vergangenen Jahres fand in einer vierwöchigen Ausstellung im Labor im Chor im Prediger der erste Kreislauf eines temporären, goldenen Raumobjektes statt, den seine Schöpferin „Aurum Transformans“ nannte. Nun geht der große Kreislauf weiter, mit einem neuen, dreieinhalb Meter großen temporären Gefäß-​Objekt in der Städtischen Galerie in Reutlingen.

Montag, 20. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 19 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (rz). Dort lässt Christine Eberhardt, Gmünder Gestalterin für Metallgefäße und Schmuck, in einem Zeitraum von sieben Wochen ein weiteres goldenes Raumobjekt entstehen und vergehen. Dieser Prozess findet im Rahmen der Landesausstellung 2010 „Gestaltung – Kunst – Handwerk“ statt.
Seit über 20 Jahren ist das Metallgefäß ein wichtiges Thema für Eberhardt – dafür wurden ihr unter anderem der „Staatspreis Baden-​Württemberg 1992“ und der „Inhorgenta – Innovationspreis 2000“ verliehen. Zu ihrem jüngsten Projekt sagt sie: „Mein neues Konzept der temporären, goldenen Gefäß-​Objekte geht einen entscheidenden Schritt weiter; nun ist das Gefäß nicht mehr Endstufe oder Ziel eines Denk-​, Entwurfs– und Arbeitersprosses. Seine Kostbarkeit und Besonderheit wird nicht mehr durch den Materialwert, den Arbeitsaufwand und den Marktwert der Kunsthandwerkerin definiert, sondern vor allem durch die kurze, kostbare, unwiederbringliche Zeit, in der das Objekt erlebt werden kann“.
Der Kern des Konzepts beruht auf dem Grundgedanken des Kreislaufs der Materie in großen Zeiträumen. Christine Eberhards Gefäße sind somit vorübergehender Zwischenzustand im bereits uralten und weiterhin andauernden, großen Kreislauf der Materie. Was der menschlichen Beobachtung und Wahrnehmung unter normalen Alltagsbedingungen unzugänglich ist, mache sie mit den temporären Gold-​Objekten erfahrbar.
„Meine Arbeit lässt die Besucher einen mehrwöchigen Entstehens– und Vergehensprozess direkt im Ausstellungsraum miterleben“, erklärt sie: „Ich visualisiere mit einem temporären Gefäß-​Objekt die Wandelbarkeit des uralten chemischen Elementes Gold.“
Wie das geschieht? Aus 160 hauchdünnen, stabilisierten Blattgold-​Quadraten – sie entwickelte ein Verfahren, in dem es gelingt, Blattgold zu stabilisieren — baut sie nach und nach das Gefäß-​Objekt bis es seine Endgröße von ca. 3,5 mal, 1,3 mal 1,3 Metern erreicht hat. Hierbei orientiert sie sich an der gegebenen Höhe des jeweiligen Galerieraumes und wird im Verlauf der Ausstellung des Öfteren zum Arbeiten vor Ort sein. Das Quadrat als „Grundbaustein“ ihrer Gefäß-​Objekte hat Bezug zum kubischen Kristallsystem des Goldes: In der Natur kristallisiert das Gold im kubischen Kristallsystem; diesem ist das Quadrat als Flächenform zugeordnet. Das Zentrum des Objektes bildet ein Fünfeck. Es steht symbolisch für den Menschen bzw. die Künstlerin, die diesen künstlerischen Kristallisationsprozess erst möglich macht. Das goldene Gefäß-​Objekt ist nach seiner Fertigstellung nur für wenige kostbare, unwieder-​bringliche Tage in seiner ganzen Gestalt erfahrbar. Es schwebt — schon beim Entstehen — an hauchdünnen, fast unsichtbaren Nylonfäden. Durch das Schweben kommt seine Zartheit und seine Flüchtigkeit klar zum Ausdruck – es soll ein „Ding zwischen Himmel und Erde“ sein, sowohl geistig als auch materiell beiden Ebenen angehören.
Nach diesen Tagen der vollen Entfaltung beginnen die Abbauprozesse, auch sie in ihrer ganz eigenen Formensprache. Den mehrwöchigen Gesamtprozess kann man vielleicht ein wenig mit dem Wachsen und Verblühen einer Pflanze vergleichen, so Eberhardt: „Dabei entstehen auch stetig neue Formen“.
Am Ende einer Ausstellung gibt sie die die 160 Blattgold-​Quadrate ins Feuer und schmilzt sie ein. Aus dem dabei entstehenden rund 4,2 Gramm leichten Goldklümpchen will sie zu gegebener Zeit ein neues Gold-​Objekt „wachsen lassen“.

Zu sehen ist Christine Eberhards Aurum Transformans vom 26. September bis zum 14. November in der Städtischen Galerie, Eberhardstraße 14, in Reutlingen. Dienstag bis Samstag von 11 bis 17 Uhr, Donnerstag von 11 bis 19 Uhr und Sonntag/​Feiertag von 11 bis 18 Uhr

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