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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Das Kommunikationsbüro von Wolfgang Drexler antwortet auf Fragen der Rems-​Zeitung

Zunehmend entgleist derzeit die Auseinandersetzung mit dem Thema Stuttgart 21 durch Emotionen und politische Absichten. Gegner und Befürworter auch aus unserer Region fragen gleichermaßen, welche Vorteile das umstrittene Bahnprojekt fürs Remstal überhaupt bringen würde, sollte das Vorhaben plangemäß bis 2019 umgesetzt sein. Wir haben nachgefragt.

Mittwoch, 08. September 2010
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Aktueller Ansprechpartner ist das von den Projektbetreibern eigens eingerichtete Kommunikationsbüro von Wolfgang Drexler, amtierender Landtagsvizepräsident und einst SPD-​Landesgeschäftsführer. Drexler und seine Büromitarbeiter sind in diesen turbulenten Tagen allerdings kaum zu erreichen, denn alle maßgeblichen Drähte in der Landeshauptstadt laufen heiß. Das Kommunikationsbüro bedauert die überwiegend politisch gewordene Auseinandersetzung zu Thema S 21, obwohl doch das Projekt an sich schon alle Gremien durchlaufen habe und der Baubeschluss stehe. In diesem Streit, so meint Drexler-​Sprecher Reinhold Willing, frage nun jeder nach dem Preis für das Bahnprojekt. Der sei unbestritten sehr hoch. Doch was äußerst schade sei, dass die wohl noch wichtigere Frage in den Hintergrund getreten sei: „Was bekommen wir eigentlich für dieses Geld?“
Das S-​21-​Kommunikationsbüro vertritt die Überzeugung, dass neben vielen Vorteilen für die Verkehrsinfrastruktur und Stadtentwicklung in Stuttgart selbst auch die Zukunft fürs ganze Land positiv beeinflusst werde.
Doch wir wollten vom Drexler-​Büro einmal ganz konkret wissen, was die Lorcher, Gmünder, Böbinger und Mögglinger als direkte Anlieger der Remsbahn an Vorteilen zu spüren bekommen werden, sollte — allen Protesten zum Trotz — der neue unterirdische Durchgangsbahnhof mit den neuen Schnellbahntrassen plus Tunnelsystemen ab 2019 tatsächlich in Betrieb gehen. Auf die Fragestellung der Rems-​Zeitung verweist das Kommunikationsbüro zunächst darauf, dass es freilich noch keinen Fahrplan für die Zeit ab 2019 gebe, um schwarz auf weiß die positiven Veränderungen und vor allem Zeitvorteile auch für die Bahnkunden aus dem Remstal darzustellen. Doch gebe es bereits recht genaue Simulationen der Auswirkungen auf den Zugverkehr, die hier insbesondere die Regionalbahnlinie zwischen Stuttgart und Aalen (derzeit etwa im Ein-​Stunden-​Takt) und die IC-​Verbindung Nürnberg-​Karlsruhe (im Zwei-​Stunden-​Takt) betreffen.
S-​21-​Vision: Von Gmünd ohne Umsteigen nach Italien
Überraschend ist der Hinweis, dass es bei den Fahrplangestaltern im Zusammenhang mit Stuttgart 21 nun die Vision gebe, unter Einbeziehung des Remstals eine völlig neue Magistrale einzurichten, welche die herkömmliche IC-​Verbindung ersetzen könnte. Es sei daran gedacht, die IC-​Anknüpfung Stuttgart-​Karlsruhe wegfallen zu lassen, um stattdessen eine schnelle Direktverbindung Leipzig-​Stuttgart-​Zürich-​Mailand durchs Remstal einzurichten. Auch bei der Regionalbahn zeichne sich eine vorteilhafte Veränderung ab. Das S-​21-​Kommunikationsbüro gibt zu verstehen, dass der alte Kopfbahnhof bislang einen besseren Umlauf der Züge mitsamt des neuen Wagenmaterials auf anderen Regionalbahnlinien abblocke. Der geplante Durchgangsbahnhof ermögliche zukünftig eine neue Netzgestaltung, bei der ein Fahrgast aus Gmünd nicht mehr umsteigen müsse, wenn er via Stuttgart beispielsweise an den Bodensee reisen möchte, dies selbstverständlich auch mit verbesserten Fahrradmitnahmemöglichkeiten. Weitere Vorteile für schienenbezogene Privat– und Geschäftsreisen aus dem Remstal sehen die S-​21-​Werber auch in einem verbesserten Anschluss des neuen Hauptbahnhofs mit Flughafen und Messe auf den Fildern: 27 Minuten sei heute die S-​Bahn dorthin unterwegs.
Viel schneller und ohne Stau zur Messe und zum Flughafen
Durch den im Zusammenhang mit S 21 geplanten Fildertunnel (9,6 Kilometer lang, 2,5 Prozent Steigung) und verbesserten Fahrplan-​Anknüpfungen verkürze sich diese Fahrzeit auf nur noch acht Minuten, so dass konkret ein Urlauber oder Geschäftsmann aus Gmünd in schon 45 Minuten seinen Flieger erreichen könnte. Dies mache die Schiene dann enorm konkurrenzfähig zur überwiegend noch gewählten und stauträchtigen Anfahrt mit dem Auto zum Flughafen. Das gleiche gelte auch für einen Messebesuch.
Flächenpotenzial für Straßenbau weitgehend am Ende
Auch die geplante Hochgeschwindigkeitstrasse Stuttgart-​Ulm und weiter nach München sei fürs Remstal hochinteressant: Nur noch 28 Minuten werde der ICE benötigen, um die beiden Städte miteinander zu verknüpfen. Das sei für den Bahnkunden, je nach Standort im Remstal, dann auch interessanter als die heutige Zugfahrt über Aalen und Heidenheim an die Donau, auch wenn’s auf den ersten Blick aussieht wie ein Umweg.
Sämtliche Verbindungen werden schneller, weil sich zeitliche Vorteile des Durchgangsbahnhofs beachtlich addieren. Im jetzigen Kopfbahnhof müssten mindestens vier Minuten kalkuliert werden, damit der Lokführer vom Steuerwagen zur Lok wechsle bzw. umgekehrt. Aus Sicherheitsgründen fahre ein Zug auch extrem langsam in einen Kopfbahnhof hinein. An– und Abfahrtsgeschwindigkeiten eines Durchgangsbahnhofs seien weitaus flotter. Die überregional, ökologische Zukunftsbedeutung von Stuttgart 21 ist laut Kommunikationsbüro auch darin zu sehen, dass im Großraum Stuttgart und drumherum das Flächenpotenzial für den Straßenbau weitgehend ausgereizt sei. Stuttgart 21 könne weitere Straßenbaumaßnahmen ersetzen und Pendler und Reisende auch aus dem Remstal verstärkt aus dem Auto wieder auf die Schiene zurückholen, weil’s auf der Schiene schneller, attraktiver und — bei steigenden Spritkosten — günstiger gehe.

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