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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

DRK-​Zentrum: Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe „Leichter leben mit Ermutigung“

Im Rahmen der Vortragsreihe „Leichter leben mit Ermutigung“ beim DRK-​Zentrum in Schwäbisch Gmünd referierten Brigitte Wenzel und Iris Holz de Ceglia über das Thema „Warum wir geworden sind, wer wir sind“.

Dienstag, 29. November 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (rz). Iris Holz stellte fest, dass es für uns selbstverständlich ist, wer und wie wir sind. „Wir hinterfragen das nicht.“ Alfred Adler, der Begründer der Individualpsychologie, erkannte, dass dieses Selbstverständnis uns daran hindert, umzudenken. Die Kinder bemerken, dass Mama und Papa so sind wie sie sind und so eben das Leben ist. So bildet die Herkunftsfamilie die Grundlage dafür, wie wir unseren Lebensstil bzw. Lebensmuster ausbilden und welche Meinung wir uns über Menschen und Werte bilden. Sie erzählte von Harald Immig, der in der 1. Klasse ein Bild vom Hohenstaufen gemalt hatte. Der Lehrer sagte ihm, dass er gut malen könne. So hat Harald Immig das „Du kannst das“ für sich verinnerlicht. Dann erläuterte Iris Holz das Modell der „Wexbergschen Faktoren“. Dazu gehört die körperliche Beschaffenheit des Kindes, seine soziale und ökonomische Lage, die Familienkonstellation, sein Geschlecht und die Erziehung. Sie führte aus, dass es von Seiten des Kindes als normal angesehen wird wenn die Familie arm, reich oder dazwischen liegt, sofern es im richtigen Viertel wohnt. Die Geschlechterrollen werden meist im Kindergarten klar. Das Kind lernt, was ein Mädchen oder ein Junge tut und dass es Konsequenzen hat, wenn man sich anders verhält. So entwickelt sich ein persönlicher Lebensstil, der weiterentwickelt werden kann. Weiter regte sie die Besucher an, sich an die frühere Familienatmosphäre zu erinnern – wie heiter oder düster, beschwingt oder traurig, spontan oder steif diese war.
Brigitte Wenzel ging in ihren Ausführungen auf das wichtige Teilthema „Familienkonstellation“ ein. Sie zeigte ein Bild von Kindern, Eltern, Großeltern und der Geschwister und stellte fest, dass uns die Positionen zu unseren Geschwistern am meisten prägen. Beim Erstgeborenen kümmert sich alles um das Kind. Ein Junge war ja früher als Hoferbe besonders wichtig. Auf ihm lastet jedoch ein hoher Erwartungsdruck. Seine Anerkennung erhält er unter anderem durch Intelligenz, Mitleid. Wenn dann ein zweites Kind kommt wird das erste enttrohnt und sieht sich nicht mehr als geliebt. Es wird ältestes Kind, muss helfen, beschützen und Verantwortung übernehmen. Das Zweitgeborene muss sich die Aufmerksamkeit erkämpfen. Es passt sich dem ersten Kind an oder sucht eine ganz andere Position um einen eigenen Platz zu haben. Dabei sind die jüngeren Geschwister gute Beobachter des älteren. Wenn ein drittes Kind kommt, wird das zweite Kind entthront, erhält aber nicht die Position des älteren Kindes. Dies hat dann für das zweite Kind nicht verständliche Folgen wie „die zwei älteren räumen den Tisch ab“ oder „die zwei jüngeren gehen früher ins Bett“. So entwickeln die zweiten Kinder oft ein gutes Gefühl für Gerechtigkeit. Die jüngsten Kinder haben meist weniger Erziehungsdruck, entwickeln Charme und Ideen und lernen schnell. Sie haben aber meist auch hohe Ansprüche an sich selbst und ihre Umgebung. Sie entwickeln Talente, um sich in der Familie durchzusetzen. Einzelkinder haben die ungeteilte Aufmerksamkeit und müssen nicht teilen. Sie suchen sich Mittel und Wege, um sich zu entwickeln, fühlen sich aber oft verantwortlich auch für Mutter und Vater. Kinder in Patchworkfamilien haben die Schwierigkeit, ihre Position neu zu klären.
Nach Rudolf Dreikurs kann man ein Kind aus seiner Geschwisterposition heraus am besten verstehen. Da, wo die größten Differenzen bestehen, lernt man am meisten. So ist die Familie unser Trainingsfeld, um fit zu werden für das Leben. Holz sprach dann das Teilthema „Familienmotto“ und „Familiennormen“ an. So zum Beispiel „wir sind Handwerker“ oder „wir sind religiös“. Den einen Familien ist Geld oder beruflicher Erfolg wichtig und sie leben danach. Daraus wird klar, was Eltern vorleben, wird von den Kindern als Normalität betrachtet und übernommen. Kindheitserinnerungen bis zum sechsten Lebensjahr sind prägend fürs Leben. Wenn man dem Kind nichts zutraut, dann traut sich auch das Kind nichts. In Einzelberatungen und Kursen, die von Holz und Wenzel angeboten werden, kann man mehr über sich erfahren und Veränderungen angehen.
Wenzel erklärte dann noch die Lebensstile oder Lebensmuster aus der Adlerianischen Individualpsychologie, die festlegen in welche Richtung wir uns bewegen. Sie stellte die Prioritäten „Überlegenheit/​Geschäftigkeit“, „Kontrolle/​Sicherheit“, „Gefallen/​Hilfsbereitschaft“ sowie „Bequemlichkeit/​Gemütlichkeit“ vor. Es wurde deutlich, was durch die einzelnen Prioritäten vermieden werden soll und wie die Reaktionen der Anderen sind. Sie arbeitete auch heraus, welcher Preis bei welcher Priorität gezahlt wird und wo dabei Stärken und Chancen liegen. Dabei lassen sich durch Ermutigung die Chancen verbessern und der Preis reduzieren. Wenzel empfahl, die eigenen Prioritäten anzunehmen und sie ermutigt zu leben. Dadurch werde man zufriedener mit seinem Leben. Abschließend stellte sie fest: „Das Leben ist so wie wir es sehen“.

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