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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Winfried Kretschmann, Grünen-​Spitzenkandidat bei der Landtagswahl, in Schwäbisch Gmünd zu Gast

Viele Bürger nutzten die Möglichkeit, das Grünen-​Urgestein Winfried Kretschmann am Samstagvormittag im Bassano zu erleben. An Themen mangelte es natürlich nicht – Stuttgart 21, die Bildungspolitik, der Kraftstoff E 10 – es gibt vieles, was die Menschen im Land derzeit bewegt. Von Nicole Beuther

Montag, 14. März 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 33 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND. Doch manchmal werden auch so scheinbar wichtige Dinge unwichtig. Stuttgart 21 sei ein kleines Problem angesichts der Katastrophe in Japan, sagte Kretschmann zu Beginn seiner Rede. Das Ziel seiner Partei ist klar und wurde am Samstag nochmals bekräftigt: Ausstieg aus der Atomenergie.
Wenn die Grünen das Sagen im Land haben werden, dann werden sie sich der Klage anderer Länder, die ebenfalls gegen die Laufzeitverlängerung sind, anschließen, erklärte der Grünen-​Spitzenkandidat bei der Landtagswahl. Auch müsse die Blockade der Windkraft in Baden-​Württemberg verhindert werden.
Erstes zentrales Thema der Wahlkampfveranstaltung war dann Stuttgart 21. Etwas, so Kretschmann, was die Region sehr verändert habe. Er forderte ein Ende der „Basta-​Politik“ und machte deutlich, wie wichtig es ist, die Bürger zu beteiligen. „Wir müssen unser Land kraftvoll gestalten, aber in Konfliktfragen nicht über die Bürger hinweg.“
Vertrauen in den Staat sei wichtig, so der Vorsitzende der Grünen-​Landtagsfraktion. Lösungen (S 21/​K 21) müssten gegeneinandergestellt und abgewogen werden. Erst dann könne so etwas wie Vertrauen entstehen. Mappus und Pfister hätten sich schon entschieden, das Vertrauen ihnen gegenüber sei schon im Eimer. Kretschmann: „Man muss anders an die Sache herangehen.“ Mit den Grünen sei dies möglich. Dass man auch schon mit einem geringen Effekt Probleme in großem Maße lösen kann, das machte der Grünen-​Politiker anhand des Klimaschutzes deutlich. Mit einem radikalen Klimaschutz in Baden-​Württemberg könne man zwar nicht die Probleme auf der Welt lösen, der Effekt betrage insgesamt weniger als ein Prozent. Doch wenn man es schaffe, die Ideen und Produkte zum Klimaschutz in die Welt zu exportieren, dann könne man sehr viel bewirken. „Das ist unsere Verantwortung als Industriestandort der Welt gegenüber.“
Wenn Luxuskarossen nach China exportiert würden, dann sei das kein nachhaltiger Aufschwung, sagte Kretschmann mit Blick auf die steigenden Gewinne der Autokonzerne. Auch an der Einführung des Kraftstoffes E 10 ließ Kretschmann kein gutes Haar. Vielmehr müsse man die Automobilindustrie dazu bringen, Autos zu produzieren, die wenig Sprit verbrauchen. „Wir müssen Unternehmen in diese grüne Richtung treiben“, so der Grünen-​Spitzenkandidat. Dazu müsse man das wahre vom falschen Jammern unterscheiden können.
Von einem Top-​Thema, auch im Wahlkampf, sprach Kretschmann bei der Bildungspolitik. Gerade in Baden-​Württemberg sei die Herkunft entscheidend für den Bildungsweg. Der Politiker warb für integrative Schulmodelle und sagte: „Wir werden die Zulassung nicht blockieren.“ Besonders für den ländlichen Raum sei dies wichtig. Als weitere Herausforderung nannte Kretschmann die Ganztagesschulen. Er versuchte, Angst zu nehmen. Angst davor, dass eine Ganztagesschule gleichzeitig bedeutet, dass kein Familienleben mehr stattfindet. Der Unterricht vom Vormittag soll sich am Nachmittag nicht wiederholen, so der O-​Ton. Zur Vorstellung seiner Partei gehört es demnach, dass beispielsweise die Hausaufgaben in der Schule erledigt werden und wenn die Kinder nach Hause kommen, „dann muss die Schule zu Ende sein“. Es seien mehr Ressourcen erforderlich, die man bereitstellen müsse. Als Beispiel nannte Kretschmann unter anderem die Schulsozialarbeit. Es sei sehr entscheidend, mehr finanzielle Mittel in die frühkindliche Bildung zu konzentrieren. „Wir wollen den Kindern nicht ihre Kindheit rauben.“ Auch wolle man mit den Kindern nicht „herumexperimentieren“ – alles, was man machen wolle, werde schon in anderen Ländern der Welt erfolgreich praktiziert.
Zum Schluss gab es dann noch eine Kampfansage in Richtung CDU. 30 Jahre, so Kretschmann, sei man jetzt auf den Oppositionsbänken gehockt. Der Vorteil sei, dass das ganze den Geist belebe. Etwas, was auch für die Christdemokraten gut sei. Diese seien ausgezehrt und könnten in der Rolle der Opposition neue Ideen bekommen.

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