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Bettringen zittert sich weiter

Derartige Geschichten schreibt nur der Sport: Die Bettringer Damen reisten am Donnerstagabend mit einem Vorsprung von acht Toren zum Rückspiel nach Remshalden, sind ab der 52. Minute bei einem 20:28-Rückstand praktisch ausgeschieden und schaffen es dann doch noch auf 23:30 zu verkürzen.

Freitag, 22. April 2011
Rems-Zeitung, Sportredaktion
3 Minuten Lesedauer

(ae). Das Wort „Wahnsinn“ muss bei der Bettringer Handballabteilung neu definiert werden. Über 100 Anhänger begleiteten die Mannschaft in die Stegwiesenhalle, die von Beginn an fest in Bettringer Hand war und die Partie zu einem Heimspiel geraten ließ. Trotz ihrer schweren Verletzungen liefen auch Susanne Pfitzer und Steffi Hetzel auf, wobei Pfitzer von Beginn an wieder in kurze Deckung genommen wurde und ab der sechsten Minute auch Hetzel einen persönlichen Bewacher erhielt. Dennoch schien zu Beginn alles nach Plan zu verlaufen. Bettringen markierte die ersten beiden Tore, doch sollte das 2:0 die einzige und letzte Führung bleiben. Binnen vier Minuten wandelte Remshalden den Rückstand in eine 4:2-Führung um und blieb fortan die tonangebende Mannschaft. Pfeilschnelle Konter wurden eiskalt verwandelt und spätestens hier wurde deutlich, dass die SG mit zwei angeschlagenen Spielerinnen deutliche Nachteile im Rückzugsverhalten hatte. Gleichzeitig unterliefen den Bettringerinnen im Angriff viele technische Fehler, da sie große Probleme hatten, im Spiel „Vier gegen Vier“ die richtigen Mittel zu finden. Zusätzlich agierte die SG teilweise viel zu hektisch und unvorbereitet, wodurch Remshalden immer wieder vorzeitig in Ballbesitz kam. Als beim Stande von 14:10 Remshalden zwei Minuten vor der Pause eine Zeitstrafe erhielt, witterte die SG wieder die Chance, den Rückstand noch zu verkürzen. Doch statt dessen kassierte die Mannschaft in Überzahl einen Tempogegenstoß, der zum 10:15 führte. Zwei Sekunden vor der Halbzeitsirene fasste sich schließlich Martina Hetzel ein Herz und markierte mit einem Wurf aus der zweiten Reihe den 11:15-Pausenstand.
Auch nach dem Seitenwechsel blieb es ein offener Schlagabtausch, der bis teilweise an die Grenzen des sportlich Erlaubten reichte. Vier Bettringer Zeitstrafen innerhalb der ersten 15 Minuten im zweiten Durchgang führten dazu, dass Remshalden seinen Vorsprung ganz allmählich immer weiter ausbauen konnte. Und so mussten die Bettringer Anhänger zunächst ab der 40. Minute gewaltig zittern, denn Remshalden führte mittlerweile mit 21:15. Doch vier SG-​Treffer binnen drei Minuten sorgten vorübergehend nochmals für kurzes Aufatmen. Remshalden zeigte sich jedoch unbeeindruckt und nutzte eine weitere Bettringer Zeitstrafe aus, um ebenfalls mit vier Toren in Folge zu kontern. In Unterzahl markierte Bettringen schließlich das 20:25, doch weitere drei Minuten später lag die SG mit 20:28 im Hintertreffen und war damit praktisch ausgeschieden. Die verbleibenden acht Minuten stürzten die Bettringer Anhänger in ein Wechselbad der Gefühle: Zunächst wurde im Angriff eine hundertprozentige Chance vergeben, wenige Augenblicke später sogar ein Tempogegenstoß mit technischem Fehler beendet. Viereinhalb Minuten vor dem Ende wurde beim Stande von 21:29 dann der neunte Strafwurf gegen die SG verhängt, der aber von Torfrau Jennewein sensationell pariert wurde. Drei Minuten vor dem Ende dann die nächste Zeitstrafe gegen Bettringen und erneut die Chance für Remshalden, per Strafwurf alles klar zu machen. Aber wiederum war Jennewein zur Stelle und rettete das 22:29. Doch während die SG-​Torfrau über sich hinauswuchs, wollte im Bettringer Angriffsspiel überhaupt nichts mehr zusammenlaufen. In numerischer Unterzahl verlor die SG noch zwei Mal das Leder vorzeitig im Angriff und hatte nun das Glück, dass der elfte Strafwurf des SVR deutlich über das Gehäuse gesetzt wurde und dass Jennewein 14 Sekunden vor dem Ende mit einem erneuten Reflex großartig parierte und damit die Niederlage auf 23:30 begrenzte.
Als dann der Schlusspfiff ertönte, gab es auf Bettringer Seite kein Halten mehr. Die mitgereisten Anhänger, die es während der letzten fünf Minuten ohnehin nicht mehr auf den Sitzen hielten, sorgten für einen ohrenbetäubenden Lärm, während sich die Spielerinnen und ihr Trainerteam überglücklich auf dem Feld in die Arme fielen.
In der zweiten und nun alles entscheidenden Relegationsrunde empfängt Bettringen am nächsten Samstag den TV Aldingen, Tabellenzweiter des Bezirks Enz-​Murr. Bereits eine Woche später, am 7. Mai, findet dann das Rückspiel in Remseck statt.
Nach dem Spiel sagte Co-​Trainer Jürgen Nuding (SGB): „Remshalden präsentierte sich heute um eine Klasse stärker als vergangene Woche. Respekt aber vor dem Willen unserer Mannschaft: Alle sind bis an ihre Schmerzgrenzen gegangen und haben sich im zweiten Abschnitt nochmals sensationell herangekämpft. Kompliment aber auch an Remshalden, das ist wirklich eine ganz starke Mannschaft.“
Auch Remshalden-​Trainer Ralph Fuchs zeigte sich zufrieden: „Mit unserer kämpferischen Einstellung heute bin ich hochzufrieden. Aber: Wir haben es vergangene Woche bereits aus der Hand gegeben. Wir haben heute bewiesen, dass ein handballerisches Grundgerüst vorhanden ist, aber das junge Team ist noch nicht nervenstark genug. Glückwunsch an Bettringen und viel Erfolg gegen Aldingen.“

SG Bettringen: Jennewein, Schurr – Funk (1), Abele (1), Krause, S. Hetzel (1), Donner (9), Pfitzer (7/​4), Waibel, Krieg, Sigloch (2), Schwarz (1), D’Annunzio, M. Hetzel (1)

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