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Willy Weigle aus Ruppertshofen feierte den 80. Geburtstag

Längst hat sein Sohn Martin das Ruder in der großen Schreinerei übernommen, doch es vergeht kaum ein Tag, an dem Schreinermeister Willy Weigle aus Ruppertshofen nicht im Betriebsteht und mit anpackt. Gestern feierte er seinen 80. Geburtstag und kann neben seinen Leistungen im Beruf auch auf ein umfangreiches Engagement im Ehrenamt zurückblicken. Von Gerold Bauer

Samstag, 23. April 2011
Andreas Krapohl
2 Minuten 50 Sekunden Lesedauer

RUPPERTHOFEN. Obwohl Willy Weigle als selbständiger Handwerksmeister viel geschafft und erreicht hat, nahm er sich immer die Zeit, um sich zum Wohle seiner Heimatgemeinde einzubringen. Von 1965 bis 1984 war er zum Beispiel Mitglied des Gemeinderats und von 1971 bis 1975 der erste Stellvertreter des Bürgermeisters. Obwohl weiterhin vom seinem Wahlergebnis her die Nummer 1 war, ließ Willy Weigle 1975 Glasermeister Erich Joos den Vortritt, und fungierte bis 1984 als 2. stellvertretender Bürgermeister. Denn ein Neubau und die Vergrößerung seines Betriebs beanspruchten viel Zeit. Als Mitglied des Gemeinderats repräsentierte Willy Weigle die Gemeinde Ruppertshofen auch in der Verbandsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft Schwäbischer Wald und wirkte in verschiedenen Ausschüssen mit. Seinen Sinn für Kommunalpolitik hat er quasi vererbt, denn Tochter Marie-​Luise ist seit vielen Jahren als Gattin von Bürgermeister Bernd Mangold die „First Lady“ in der Gemeinde Berghülen.
Keine Frage, dass Willy Weigles Wissen und sein Rat auch in den örtlichen Vereinen sehr geschätzt ist. Vor allem der TSV Ruppertshofen hat ihm viel zu verdanken. Anno 1949 zählte Weigle zu den Mitbegründern des TSV und war später viele Jahre als Kassier tätig. Als das erste „Vereinsheim“ (eine Art Gartenhäuschen, das heute noch als „Jugendhütte“ genutzt wird) in den 70er-​Jahren gebaut wurde, war es fast selbstverständlich, dass die Schreinerei Weigle daran maßgeblich beteiligt war. Zusammen mit Helfern aus dem Verein wurden die Elemente für das Gebäude auf dem Hof der Firma vorgefertigt und dann am Sportplatz aufgebaut. Auch als etwas später ein richtiges Vereinsheim mit öffentlicher Gaststätte in Ruppertshofen gebaut wurde, war Willy Weigle wieder voll im Einsatz.
Vereine fanden stets ein offenes Ohr, wenn sie mit einer Bitte an Willy Weigle herantraten. Firmenfahrzeuge wurden zum Beispiel für Altpapiersammlungen oder Transporte ausgeliehen. Diese am Gemeinwohl orientierte Denkweise des Unternehmers hat sich bis heute nicht geändert, und Martin Weigle denkt da genauso wie sein Vater. Jüngstes Beispiel für den stark ausgeprägten Gemeinsinn war eine beachtliche Spende der Familie Weigle beim Bau des Kultur– und Sportzentrums Jägerfeld.
An Arbeit hat es Willy Weigle in seinen 80 Lebensjahren wirklich nie gefehlt. Die Jugend war geprägt vom 2. Weltkrieg, und Kinder mussten bei der Arbeit in der Landwirtschaft die Männer ersetzen, die im Kriegseinsatz waren. „Schon als Bub habe ich morgens mit der Sense die Wiesen gemäht, damit das Vieh etwas zum Fressen hatte“, erinnert sich Weigle und berichtet davon, wie er sich vor Tieffliegern im Graben versteckt hat. Sogar der Konfirmationsgottesdienst musste warten, bis eine feindliche Fliegerstaffel über Ruppertshofen hinweg gezogen war.
Gleich nach Kriegsende besuchte Weigle die Höhere Handelsschule in Gmünd und absolvierte nach der Mittleren Reife in Stuttgart eine Schreinerlehre. 1958 machte er die Meisterprüfung ab, legte 1962 durch seine Heirat mit Brunhilde den Grundstein für eine Familie und übernahm 1967 die Schreinerei seiner Eltern Karl und Marie Weigle.
Obwohl dieser Betrieb — damals am Ortsrand gelegen — 1958 erweitert worden war, wurde er im Laufe der Zeit zu klein. Vor allem die Arbeit auf zwei Etagen erwies sich als unpraktisch. Deshalb entschloss sich die Familie Weigle 1976 zu einem Neubau im Gewerbegebiet (der zwischenzeitlich auch schon erweitert wurde) und machte damit gleichzeitig den Weg frei für die Erschließung von Wohnbauflächen am alten Standort. Es ist ein Markenzeichen — vom Vater Willy ebenso wie vom Sohn Martin — dass großer Wert auf moderne Fertigungstechnik gelegt wird. Die Weigles waren mit die ersten, die moderne CNC-​Technik einsetzen. Auch ihre umweltfreundliche Holzheizung gilt als mustergültig.
Einen guten Namen hat die Firma (mit zwölf Voll– und drei Teilzeitkräften) als Möbelschreinerei und Ausbildungsbetrieb. Laden– und Bankeinrichtungen werden genauso gefertigt wie die Ausstattung von Arztpraxen, so dass man Willy Weigle früher anerkennend den „Doktor-​Schreiner“ nannte. Messemöbel wurden bis nach Paris, Genf, München und Hannover geliefert und montiert. „Wir haben aber nie unsere Privatkunden vernachlässigt, und bis heute führen wir auch kleine Aufträge aus“, beschreibt Willy Weigle die Firmenphilosophie.

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