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Trockenheit erhöht die Gefahr einer Borkenkäfer-​Plage

Man sollte ja ohnehin im Wald die Wege nicht verlassen. Wer es trotzdem tut, hört auf Schritt und Tritt ein Rascheln und Knacken. Die Waldböden sind nach drei extrem regenarmen Monaten ausgedörrt. Wenn es in den nächsten Wochen nicht ordentlich regnet, droht eine gewaltige Borkenkäfer-​Plage.

Donnerstag, 28. April 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 53 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
ESCHACH. In diesen Tagen muss Forstwirt Edwin Grau die Hacke kräftig schwingen, um sie in den trockenen Waldboden zu treiben und nördlich von Seifertshofen am Hang junge Laubbäume zu pflanzen. Zwar spielt das gezielte Pflanzen von Waldbäumen heute in der Forstwirtschaft keine so große Rolle mehr. „Wo wir früher 15 000 Bäume gepflanzt haben, sind es heute vielleicht noch 1500“, erläutert Revierförster Gerold König, dass Profis inzwischen verstärkt auf Naturverjüngung setzen. Königs Revier erstreckt sich über die Eschacher Teilorte, zum Beispiel Seifertshofen, und die Wohnplätze bis weit hinunter ins Kochertal. Dort haben die schweren Böden aufgrund des Lehmgehalts trotz des trockenen Frühjahrs etwas Feuchtigkeit behalten. Auf Flächen, die wegen Sturmschäden abgeholzt wurden, wird statt der bisherigen Fichtenkulturen nun Ahorn und Esche gepflanzt. „Die sind genau richtig für den rutschgefährdeten Knollenmergel-​Hang“, sagt der Revierförster und ist froh, dass nun wenigstens etwas Regen fällt und man keine Angst haben muss, dass die jungen Pflanzen im Boden vertrocknen, bevor sie richtige Wurzeln ausbilden können. „Wir haben ziemlich lange gewartet, aber nun ist es höchste Zeit. Die Pflanzen wurden in Bartholomä gezogen und sind aufgrund der höheren Lage und des dort längeren Winters etwas später dran mit den Knospen als Setzlinge aus Baumschulen in geschützten Tälern“, erklärt der Fachmann.
Die aktuellen Niederschläge haben zwar die Besitzer von Hausgärten zufrieden gestellt — für den Wald reicht diese Niederschlagsmenge aber bei weitem noch nicht aus, um die „Speicher“ im Waldboden wieder zu füllen. Der Förster weiß, wovon er spricht, denn er führt mit Hilfe einer eigenen Messanlage Buch über die Niederschläge. Nur elf Liter pro Quadratmeter hat er im Februar gemessen, im März waren es 6,5 Liter und im April bis jetzt knapp 20 Liter. „Die ist nur ein Bruchteil dessen, was in einem normalen Jahr an Regen fällt. „Wenn dies so weitergeht, droht uns eine Wiederholung des extrem trockenen Jahres 2003 — und das würde den Waldbesitzern großen Schaden zufügen“, befürchtet Gerold König.
Denn der Wald ist durch den langen und schneereichen Winter vorgeschädigt, bedauert der Förster und macht sich Sorgen wegen einer Borkenkäfer-​Plage. Diese Schädlinge entwickeln sich besonders zahlreich in trockenen Jahren; durch Schneebruch im Wald liegende Gipfel und Äste sind für Borkenkäfer ideale Brutstätten und „Ausgangsbasis“, um stehende Bäume zu befallen. Je trockener Stämme sind, desto leichteres Spiel haben die Käfer. Deshalb appelliert Förster König in diesem Tagen an alle Waldbesitzer, kein Holz im Wald herumliegen zu lassen. Auch die Waldbrandgefahr sollte man nicht unterschätzen, warnt König.

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