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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Seit 125 Jahren gibt es nun schon den Turnverein Lindach – dies wurde am Sonntag mit einer Matinee gefeiert

Der Turnverein Lindach startete am gestrigen Sonntag mit einer Matinee ins Jubiläumsjahr. Der Vorsitzende Wolfgang Greil konnte zahlreiche Gäste hierzu begrüßen.

Montag, 16. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

Von Alfred Pradel
GMÜND-​LINDACH. Musikalisch eröffneten Schüler der Musikschule Schwäbisch Gmünd mit einem Musikstück von Wolfgang Amadeus Mozart den festlichen Vormittag. Anschließend begrüßte Greil die sportlichen Vertreter der verschiedenen Vereine sowie die nicht weniger sportlichen Vertreter der Politik. So durfte Greil Oberbürgermeister Richard Arnold und seinen Stellvertreter Dr. Joachim Bläse, der einen kurzen Weg zur Halle hatte, begrüßen. Herzlich begrüßte er auch die Leiterin des Amtes für Bildung und Sport, Karin Schüttler, sowie den Lindacher Ortsvorsteher Klaus-​Peter Funk.
Wolfgang Greil erinnerte in seiner Begrüßung an die 25 Lindacher Männer, die sich im Jahr 1886 zusammengefunden haben, um auch in Lindach einen Verein für das Turnen, die Leibesertüchtigung, wie der Turnsport noch meistens benannt wurde, zu gründen. Frisch, fromm, fröhlich, frei waren die Schlagworte der damaligen Zeit. Greil erinnerte daran, dass das Jahr 1886 offensichtlich ein Jahr der Gründungen, der Erfindungen, des Aufbruchs war. Die heutige Erfrischungsbrause Coca-​Cola wurde erfunden und zunächst als Arzneimittel in Apotheken verkauft. Das Automobil erlebte sein Geburtsjahr und im nahen Heubach gründeten die Herren Spießhofer & Braun die gleichnamige Korsettfabrik. Greil betonte, dass sich in dieser Zeit der TV Lindach zu einem modernen Verein, zu einem Dienstleister in Sachen Sport entwickelt hat.
Oberbürgermeister Richard Arnold überbrachte die Glückwünsche der Stadt Schwäbisch Gmünd. Auch er betonte die Aufbruchsstimmung im Gründungsjahr 1886 und verwies ebenfalls auf die Erfindungen und Gründungen weltweit. So wurden im gleichen Jahr wie der TV Lindach die Grashoppers Zürich und Arsenal London als heute noch namhafte Vereine gegründet. Arnold verwies auf die Vitalität des Lindacher Sportvereines, der von 25 Gründungsmitgliedern auf derzeit über 850 Mitglieder angewachsen ist. Die im Verein betriebene Kinder– und Jugendarbeit nannte Arnold vorbildlich. Über 280 Kinder und Jugendliche werden in den verschiedenen Sparten des Vereines betreut. Diese vorbildliche Arbeit soll auch seinen Niederschlag im Sportentwicklungsplan finden und der Oberbürgermeister lud die Verantwortlichen des TVL zur Mitarbeit ein. Gemeinsam mit dem Finanzbürgermeister Joachim Bläse überreichte Richard Arnold einen Scheck an Wolfgang Greil.
Ortsvorsteher Klaus-​Peter Funk dankte in seinem Grußwort den Gründervätern des TV Lindach. Er ergänzte in einer Replik auf das Gründungsjahr, dass im Jahr 1886 der damalige US-​Präsident Cleveland die Freiheitsstatue einweihte und der Öffentlichkeit widmete. Funk würdigte den TV Lindach als Stütze in der Lindacher Vereinslandschaft. Ebenso würdigte der Ortsvorsteher das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder des Vereines. Von ersten Turnfesten der Anfänge bis zum traditionellen EDEKA Knauerhase-​Cup. Katrin und Lena Stütz, im Verein für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, hatten am Sonntag die ehrenvolle Aufgabe, 125 Jahre Turnverein Lindach als Chronisten vorzustellen und Revue passieren zu lassen. Schlimme Einschnitte in der Vereinschronik verursachten die beiden Weltkriege – zahlreiche junge Männer mussten damals ins Feld einrücken und viele kamen nicht mehr in ihre Heimatgemeinde Lindach zurück, waren gefallen oder galten als vermisst. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Vereine alle sportlichen Aktivitäten, die neu und wieder aufgenommen wurden, von der Besatzungsverwaltung genehmigen lassen. Nichts war mehr vorhanden, kein Geld, keine Fußballschuhe und auch kein Rasenfeld, denn das wurde in Zeiten des Nationalsozialismus in Gartenbeete umgewandelt. Dann ging es aber rasch aufwärts. Zu Beginn der 50er Jahre wurde das Sporthaus gebaut und im Oktober 1960 wurde die erste Flutlichtanlage einer Landgemeinde im Kreis Gmünd in Betrieb genommen. Ein weiterer Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war die Gründung einer Damenfußballmannschaft im Jahr 1975 unter der Leitung von Erwin Willsch.
In einem Grußwort übermittelte der Lindacher Bundestagsabgeordnete Norbert Barthle Grüße aller im Bundestag und Landtag vertretenen Politiker des Wahlkreises Gmünd. Barthle betonte die Wichtigkeit ehrenamtlichen Engagements in den Vereinen und Institutionen des öffentlichen Lebens. Ohne dieses Engagement sei Gemeinwesenarbeit nicht möglich, so der Abgeordnete.
Dr. Karl-​Heinz Rößler überbrachte Glückwünsche des Schwäbischen Turnerbundes und des Turngaus Ostwürttemberg. Auch Rößler verwies auf die Notwendigkeit, Vereine und Institutionen für die Gemeinwesenarbeit im Bereich des Sports zu haben. Er überreichte Wolfgang Greil im Namen des Deutschen Turnerbundes das Walter-​Kolbä-​Schild, benannt nach dem gleichnamigen früheren Frankfurter Oberbürgermeister. Dieses Schild wird an Turnvereine zum 125-​jährigen Jubiläum überreicht. Vom Schwäbischen Turnerbund und vom Turngau gab es ebenfalls Gutscheine für Weiterbildungen, Eintrittskarten sowie einen Scheck mit einem Euro pro Vereinsjahr.
In seiner Festansprache verwies Manfred Pawlita auf das Turnen als Gründersportart des organisierten Sports. Ebenso verwies er darauf, dass diese Gründungen von Anfang an auch politisch motiviert waren. Leidenschaft für Bewegung sowie die Stein’sche Theorie von der Belebung des Gemeingeistes und des Bürgersinns waren mit die Motivation von Turnvater Jahn. Jahn wollte nicht nur körperliche Ertüchtigung betreiben, sondern auch die verloren gegangene Gleichmäßigkeit menschlicher Bildung wiederherstellen. Pawlita verwies darauf, dass es zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch die Karlsbader Beschlüsse unter Metternich noch ein Turnverbot gab und dies erst durch Kabinettsorder im Jahr 1842 aufgehoben wurde, als Leibesübungen anerkannt wurden. Manfred Pawlita erinnerte daran, dass diese Zeiten, in denen dann der Turnverein Lindach gegründet wurde, fast nicht mehr vorstellbar sind. Heute stehen Sport und Politik in einem vielfältigen Beziehungsgeflecht zueinander, Sport und Politik brauchen sich. Er erinnerte an den Solidarpakt I und II, der ein gutes Beispiel für faires Miteinander zwischen dem Sport und der Politik in Baden-​Württemberg sei. Sport sei im Miteinander mit der Politik kein Erfüllungsgehilfe sondern ein Partner auf gleicher Augenhöhe unter Wahrung seiner Autonomie, so Pawlita weiter. Weitere Stichworte in den Ausführungen des Sportkreisvorsitzenden waren die Ziele und Herausforderungen, denen sich Vereine, auch der TV Lindach stellen müssen. Ebenso die Kinder– und Jugendarbeit, bei der man auf ehrenamtlich Tätige angewiesen sein. Sportliche Betätigung im Verein sei zudem ein Jungbrunnen für die älteren Mitbürger einer Gemeinde. Zum Schluss betonte Pawlita auch den Wettbewerb und die Notwendigkeit, Kooperationen einzugehen. Als Beispiel nannte er hier die Vernetzung aller Vereine in einer zentralen Verwaltungsstelle in Lindach sowie Kooperationen über die Gemeinde– oder Stadtteilgrenze hinaus. Manfred Pawlita übergab Wolfgang Greil einen Umschlag für die Jugendarbeit im Verein. Für den Stadtverband Sport überbrachte Ralf Wiedemann die Glückwünsche an den TV Lindach. Auch er betonte das breite Angebot des Vereines, sowohl in sportlicher als auch in kultureller Hinsicht.

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