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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Stadtrat Karl Miller findet bei Stadtverwaltung und Stadtwerken mit der Vision „Bürgerkraftwerk“ zunehmend Interesse

Die von Stadtrat Karl Miller (Bündnis90/​Die Grünen) ins Spiel gebrachte Vision einer regional oder sogar kommunal orientierten Stromwirtschaft (Stichwort „Bürgerkraftwerk“) gewinnt weiter an Konturen. Oberbürgermeister Richard Arnold und Stadtwerkechef Rainer Steffens zeigen sich interessiert.

Donnerstag, 19. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 13 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (hs). Die Überlegungen resultierten nicht zuletzt aus einem Fukushima-​Gedenkkreis, bei dem Stadtrat Karl Miller in einer bemerkenswerte Rede die Vision skizziert hatte. Aus diesem Kreis heraus ist nun auch eine Bürgerinitiative entstanden, die auf lokaler Ebene den von allen Parteien erklärten schnellstmöglichen Ausstieg aus der Atomenergie begleiten, ja vorantreiben möchte. Am vergangenen Freitag trafen sich nun Vertreter des Arbeitskreises mit Oberbürgermeister Richard Arnold und Stadtwerke-​Geschäftsführer Rainer Steffens. Wie Karl Miller gestern im Gespräch mit unserer Zeitung beschrieb, sei es ein sehr gutes Gespräch gewesen. Auch schon bei früherer Gelegenheit haben sich ja Oberbürgermeister und der Stadtwerkechef Steffens zu einer verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energie bekannt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung sowie bei der vorgeschalteten Einweihung der neuen Ökostrom-​Tankstelle am Rathaus betonten Richard Arnold und Rainer Steffens erneut den Willen zur Energiewende. Stadtrat Miller berichtete auch, dass seine und Stadtrat Sebastian Fritz Irritationen ausgeräumt seien: In jener Sitzung hatten beide Stadträte bedauert, dass ihre Anfragen zum Thema Ökostrom bei den Stadtwerken keinen Widerhall gefunden hätten, weil solche von Stadträten angeblich nur über den Aufsichtsratsvorsitzenden (OB Arnold) an die Stadtwerke gerichtet werden dürften. Der Oberbürgermeister meinte sogleich, dass es sich hierbei offenbar um eine angestaubte Verfahrensweise aus vormaliger Amtszeit handle. Selbstverständlich dürften Stadträte direkt bei den Stadtwerken um Auskünfte bitten. Sehr konstruktiv sei nun das Miteinander zu Fragen der Energie-​Zukunft im Rathaus verlaufen, freut sich Miller. „Bürgerwindrad“ heiße nun ein konkretes Projekt. Die Fragestellung: Wieso können sich Bürger nicht auch mal direkt an einer Windenergieanlage beteiligten, mit Einlagen ab etwa 1000 Euro aufwärts? Wieso müsse so etwas immer großen Konzernen oder Firmen vorbehalten sein? Gerne möchte er dazu auch noch die Kreissparkasse ins Boot holen: Das erfolgreiche KSK-​Beispiel der Finanzierung des „Hauses der Gesundheit“ (ehemals Margaritenhospital) mittels Bürgerkapital zeige doch, wie begehrt solche Geldanlagen vor Ort sind. Im neuen Windatlas für Baden-​Württemberg seien durchaus interessante Hochflächen unmittelbar auf Gmünder Markung ausgewiesen, auf denen eine Windenergieanlage lukrativ betrieben werden könnte. Durch neueste Konstruktionen können Windräder auch nahezu geräuschlos und sogar mitten in Waldgebieten betrieben werden. Auch in Sachen Wasserkraft sei noch längst nicht alles ausgeschöpft, was technisch machbar wäre, um die Stromversorgung zu regionalisieren, damit auch der Bau von riesigen Strommasten und gewaltigen Überlandleitungen vermieden werden könnten. Spontan denke er nicht nur an Flüsse und Bäche für kleine Kraftwerke, sondern auch an die Idee, die vielen bereits vorhandenen Stauseen im Gmünder Raum zu so genannten Pumpspeicherwerken auszubauen (Wasser wird z.B. nachts mit Hilfe von freien Stromkapazitäten den Berg hochgepumpt, um tagsüber durch Turbinenbetrieb Stromspitzen aufzufangen). Andere Kommunen seien da schon einige Schritte weiter. Gmünd habe dennoch alle Chancen, um im Zusammenhang als bereits deklarierter Entwicklungsstandort für Elektro-​Mobilität eine führende Rolle einzunehmen. Ein Fahrplan müsse nun erarbeitet werden. „Ich denke, es ist jetzt auch die richtige Zeit dazu, um sich von den 48 Prozent Abhängigkeit vom Atomstrom zu lösen“. Nicht nur beim Oberbürgermeister, sondern überall in der Bevölkerung ernte er, Miller, für das Bürgerwindrad-​Modell erstaunlich viel Zustimmung. Nächster Schritt sei eine Besichtigungsfahrt nach Bopfingen, wo eine solches Projekt bereits verwirklicht worden sei.

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