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Wie Unternehmen die Wirtschaftslage beurteilen

Die regionale Wirtschaft brummt und hat in den letzten Monaten nochmals an Fahrt zugelegt. Diese erfreuliche Entwicklung ruht auf einem unverändert starken Exportgeschäft

Donnerstag, 19. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


sowie einer kräftigen Binnennachfrage mit hohem Konsum und regen Inlandsinvestitionen.
OSTWÜRTTEMBERG (pm). Es herrscht eine kräftige Hochkonjunktur. Überaus positiv fallen daher die Beschäftigungspläne aus, wie die IHK-​Konjunkturumfrage im Frühsommer 2011 bei 490 Unternehmen aller Branchen und Größenklassen in Ostwürttemberg ergibt. „Made in Germany“ und damit auch Produkte und Dienstleistungen aus dem exportstarken Ostwürttemberg sind im Ausland sehr gefragt“, sagt IHK-​Konjunkturexperte Peter Gring: „Davon profitiert letztlich auch die Region Ostwürttemberg mit ihrem starken Verarbeitenden Gewerbe, insbesondere im Maschinen– und Anlagenbau. In Folge wirkt sich dies wiederum positiv auf den vorgelagerten Großhandel sowie die unternehmensnahen Dienstleister aus.“ Über alle Branchen hinweg hat die regionale Wirtschaft in den letzten Monaten weiter Boden gut gemacht. Aktuell beurteilen 56 Prozent aller Betriebe ihre Geschäftslage als „gut“. Unzufrieden sind lediglich fünf Prozent.
Hauptgründe für die nochmalige Lageverbesserung sind weitere Umsatzzuwächse bei nahezu zwei von drei Betrieben. Gring: „Damit einher ging erfreulicherweise auch eine Verbesserung der Ertragslage.“ Aktuell beurteilen knapp 40 Prozent der Unternehmen ihre Erträge als „gut“. In einer befriedigenden Situation sieht sich etwas mehr als jedes zweite Unternehmen, lediglich 9 Prozent erwirtschaften unzureichende Gewinne.
Die Geschäftserwartungen bleiben auf hohem Niveau. Mehr als jeder zweite Betrieb erwartet weitere Umsatzzuwächse: 39 Prozent gehen von einem gleichbleibenden und lediglich 5 Prozent von einem rückläufigen Umsatzaufkommen aus. Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung, so Gring, vermuten die Unternehmen in der sehr unsicheren Entwicklung der Energie– und Rohstoffpreise. Vier von fünf Unternehmen befürchten hier mögliche Gefahren für ihre künftige Geschäftsentwicklung. Gring: „Die Reaktion zeigt sich bei den Investitionsplänen: Ersatzbedarf und Rationalisierung sind das Investitionsmotiv Nummer 1, um steigende Kosten aufzufangen.“
Die Impulse für den künftigen Geschäftsverlauf kommen vom Auslands– und Inlandsgeschäft gleichermaßen. Gring: „Allerdings erwarten nicht mehr ganz so viele Betriebe weitere Zuwächse. Ging im Januar noch jedes zweite Unternehmen von steigenden Aufträgen aus, so ist dies aktuell nur bei jedem dritten der Fall.“ Dennoch zeigt sich für Gring die Robustheit der Konjunktur auch daran, dass jedes zweite Unternehmen von einem gleichbleibend starken Auftragseingangsniveau ausgeht. Vor diesem Hintergrund erwarten aktuell 56 Prozent der Unternehmen weitere Umsatzzuwächse. Von einem gleichbleibenden Aufkommen gehen 40 Prozent aus.
Der kräftige Aufschwung und die überaus positiven Perspektiven für das laufende Jahr wirken sich weiter stimulierend auf die Investitions– und Beschäftigungspläne der regionalen Wirtschaft aus. So stieg über alle Branchen hinweg der Anteil der Unternehmen, die ihre Inlandsinvestitionen in den nächsten zwölf Monaten steigern wollen, von 37 auf aktuell 43 Prozent. Gring: „Noch investitionsfreudiger zeigt sich die regionale Industrie. Hier geht mehr als jeder zweite Betrieb davon aus, im Jahr 2011 die Investitionsausgaben noch weiter zu steigern.“ Weitere Impulse sind für den Arbeitsmarkt zu erwarten. Gegenüber dem Jahreswechsel stieg der Anteil der Unternehmen, die tendenziell neue Mitarbeiter einstellen wollen, von 31 auf 35 Prozent. Personalabbau vermuten nur 6 Prozent. Gring: „Bei einer Arbeitslosenquote von 4,3 Prozent, und damit so gut wie Vollbeschäftigung, sowie der sich abzeichnenden demografischen Entwicklung bekommt das Thema Fachkräftemangel immer größere Bedeutung. Die Unternehmen sind künftig immer mehr gefordert, ihre eigenen Anstrengungen hinsichtlich Fachkräftesicherung zu verstärken, um bei höherer Attraktivität die passenden Arbeitskräfte überhaupt zu bekommen.“
Die Industrieunternehmen berichten aktuell von gegenüber dem Jahresbeginn nochmals verbesserten Geschäften. Erfreulich verbessert hat sich in den letzten Monaten die Ertragslage. Mit 85 Prozent sind die Kapazitäten in den Werkshallen hoch ausgelastet. Auftragseingang und Umsatzerwartung bleiben auf sehr hohem Niveau, wobei die Impulse aus dem In– und Ausland gleichermaßen kommen. Allerdings dürften die Zuwachsraten nicht mehr ganz so stark ausfallen wie in der Vergangenheit.
Im Baugewerbe hat sich die Geschäftslage etwas verbessert. Die stärksten Impulse hierfür kommen aus dem gewerblichen Hochbau. Mit gestiegenem Optimismus blickt die Branche in die nächsten zwölf Monate. Bei Investitionen und Beschäftigung zeigt sich unveränderte Zurückhaltung. Der Handel hat sich in den letzten Monaten weiterhin positiv entwickelt, wobei vor allem der Großhandel das gute Lagebild der Branche prägt. So hat sich die Stimmung sowohl im produktionsverbindenden als auch im konsumnahen Großhandel weiter verbessert. Aufgrund leichter Umsatz– und Ertragsrückgänge sieht der Einzelhandel seine Lage nicht mehr ganz so optimistisch, blickt aber zuversichtlich nach vorn.
Auch in der heterogenen Dienstleistungsbranche hat sich die Geschäftslage über alle Teilsegmente hinweg durch Umsatz– und Ertragszuwächse weiter verbessert. Insbesondere die unternehmensnahen Dienstleister profitieren vom wirtschaftlichen Erfolg ihrer zumeist industriellen Auftraggeber. Im Kreditgewerbe hat sich an der guten Stimmung im Vergleich zum Jahresbeginn nur wenig geändert. Das Hotel– und Gaststättengewerbe hängt der Aufwärtsentwicklung immer noch hinterher. Dank leichter Umsatzzuwächse fallen die Geschäftserwartungen allerdings etwas optimistischer aus.

Der Konjunkturbericht mit Tabellen und Grafiken steht unter www​.ost​wuert​tem​berg​.ihk​.de zur Verfügung oder kann bei der IHK Ostwürttemberg, Tanja Bocon, 0 73 21/​32 41 51 angefordert werden.

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