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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zehn Jahre fair gehandelter Ostalb-​Kaffee

Die Bohnen für den Ostalb-​Kaffee wachsen zwar weder im Rems– noch im Kochertal; und auch nicht im Hochland des Gmünder Raums. Aber die Vermarktung dieses fair gehandelten Produkts fußt auf einer Idee im Rahmen der Agenda-​Arbeit des Ostalbkreises. Gestern wurde im Gmünder Rathaus der zehnte „Geburtstag“ gefeiert.

Donnerstag, 19. Mai 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 29 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. Die mobile Kaffee-​Bar in Form eines italienischen Lieferwägelchens auf drei Rädern zog gestern vor dem Gmünder Rathaus die Blicke der Passanten auf sich. Der Ausschank auf dem oberen Marktplatz war Teil der Geburtstagsfeier für den Ostalb-​Kaffee. Seit zehn Jahren kann man zum Beispiel im Gmünder Weltladen mehrere Kaffee-​Produkte unter diesem Marken-​Namen kaufen. Das Besondere daran ist die Herkunft — denn dieser Kaffee stammt nicht aus dem Großhandel, sondern von Kleinbauern aus Mexiko, die dank eines fairen Preis vernünftig davon leben können.
Dass dieser Kaffee auf der Ostalb getrunken wird, macht ihn freilich noch nicht zu einem Ostalb-​Kaffee. Es ist vielmehr die Idee, die dahinter steckt, erläuterte Landrat Klaus Pavel gestern im Gmünder Rathaus. Im Rahmen des Agenda-​Prozesses habe der Ostalbkreis vor gut zehn Jahren eine Stärkung von regionalen Produkten ins Auge gefasst. Weil dieser Gedanke nicht zuletzt auf die Unterstützung bäuerlicher Familienbetriebe abzielte, war der Bezug von Kaffee, den mexikanische Kleinbauern angepflanzt haben, recht schnell hergestellt. Sowohl bei der regionalen Vermarktung wie beim fairen Handel von Import-​Produkten gehe es schlicht um mehr Gerechtigkeit in der Welt, macht Pavel deutlich. Und so kam die Ostalb — auch ohne Plantagen vor Ort — zu ihrem eigenen Kaffee. „Man kann viel über Fairness und Gerechtigkeit in der Welt reden — aber man sollte auch etwas dafür tun!“, hob der Landrat hervor. Deshalb zähle die Kreisverwaltung (wie die Stiftung Haus-​Lindenhof) zu den Großabnehmern des Ostalb-​Kaffees. Davon seien in zehn Jahren bereits 30 Tonnen verkauft worden. Dass diese Initiative zudem ehrenamtlich getragen werde, mache das Projekt umso wertvoller.
Eigentlich war als Festredner seitens der Stadt Bürgermeister Dr. Bläse angekündigt, doch der hing in einer Sitzung des Gemeinderatsausschusses fest. „Ich bin hier als der Stellvertreter meines eigenen Stellvertreters“, ergriff Oberbürgermeister Richard Arnold das Wort und würdigte das Engagement des Weltladen-​Teams für den fairen Handel. „Im Hinblick auf das Stadtjubiläum gibt es im Weltladen sogar eine Stauferschokolade — und auch die stammt aus fairem Handel“, sagte der OB. Aus der Tatsache, dass statistisch gesehen jeder Deutsche pro Jahr 150 Liter Kaffee trinkt, ergeben sich laut Arnold gute Absatzperspektiven. „Ich denke, da können wir mit unserem Ostalb-​Kaffee noch kräftig zulegen!“.
Cordula Reichert freute sich namens des Weltladen-​Teams über den guten Besuch der Feierstunde und verwies auf das Rahmenprogramm für die bis zum 4. Juni im Rathaus zu sehende Ausstellung über den Ostalb-​Kaffee. Bilder und Texte auf den Stellwänden ergeben die Basis für einen Spieleparcours unter dem Motto „Vom Strauch in die Tasse“. Laut Reichert haben sich schon Schulklassen angemeldet, den Parcours zu durchlaufen.
Für Mittwoch, 25. Mai, kündigte Cordula Reichert von 16 bis 18 Uhr „Verführungen rund um den Kaffee“ im Rathaus an, und am Samstag, 4. Juni, werde der Gmünder Gesangverein um 10.30 Uhr — mit einem stimmgewaltigen OB Arnold als Verstärkung — dort Kaffeelieder vortragen. Parallel zu den Veranstaltungen läuft ein Kurzfilm zum Thema, den Rosemarie Betsch zusammen gestellt hat.
Die musikalische Gestaltung der Feier oblag Veronica Gonzales — gebürtige Mexikanerin, aber nach den Worten von Landrat Pavel längst „die starke Stimme der Ostalb“. Sie begleitete sich selbst auf der Gitarre, der zwölfsaitigen Ukelele und dem Cajon, während sie mit ihrer lautmalerischen Vier-​Oktaven-​Stimme zum Thema passende Lieder vortrug. Zum Beispiel über die traurigen Gedanken einer Arbeiterin auf einer mexikanischen Kaffee-​Plantage oder über die Freiheitsliebe eines afrikanischen Vögelchens. Dabei sang sie auch in der Sprache der Azteken und im Bantu-​Dialekt.

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