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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Zielsetzung: Fliegen!

Es herrscht weiterhin Überraschung bis Verärgerung über den Schritt des Baden-​Württembergischen Luftfahrtverbands (BWLV) zur Schließung der Segelflugschule Hornberg. Die hiesigen Fliegergruppen bemühen sich um eine Lösung. Auch die Stadtverwaltung hat sich jetzt eingeschaltet.

Dienstag, 21. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 56 Sekunden Lesedauer


Von Heino Schütte
Bereits im vergangenen Jahr zeichnete sich die Hiobsbotschaft des BWLV ab: Der Verband beschrieb wirtschaftliche Probleme beim Betrieb der Segelflugschule mit den in die Jahre gekommenen Immobilien. Dazu kam eine Stagnation der Schülerzahlen und in den letzten Jahren, auch eine Abwanderung von Flugsportbegeisterten in andere Sparten der Fliegerei. Der Weiterbetrieb der Segelflugschule auf dem Hornberg wäre den rund 11 000 Mitgliedern des BWLV nicht mehr darstellbar gewesen, so erklärte im Frühjahr Verbandsgeschäftsführer Klaus-​Michael Hallmayer gegenüber der RZ.
Die Nachricht löste bei den vielen Segelflugsportlern im Raum Gmünd jedoch Unverständnis aus. Denn die traditionelle Verbundenheit mit dem Hornberg und mit der dortigen Segelflugschule ist nicht nur in der Flugsportszene tief verwurzelt, sondern auch in der Bevölkerung. Der Flug– und Schulungsbetrieb auf diesem Hausberg der Gmünder hat noch nie irgendwelche Klagen ausgelöst. Problemlos konnte vor 20 Jahren auch das Segelfluggelände in das Naturschutzgebiet Hornberg/​Kaltes Feld eingefügt werden. Das Herz der vielen Wanderer und Ausflügler schlägt höher, wenn sie den Flugbetrieb bewundern und das lautlose Gleiten und Kreise der Segelflieger am Albtrauf beobachten können. Segelflugschule und die drei auf dem Hornberg beheimateten Fliegergruppen aus Schwäbisch Gmünd, Waldstetten und Lorch geben sich in ehrenamtlicher Arbeit riesengroße Mühe, um die Menschen an der Faszination des Segelflugsports, der sehr naturverbunden ist, teilhaben zu lassen. Der Themenpfad rund um den Flugplatz ist ein Besuchermagnet. Oft werden Vereine und Schulklassen durch die Hallen und Werkstätten geführt. Die Angebote im Rahmen der Kinderferienprogramme sind Ehrensache. Kurzum: Der Hornberg ist ein beliebter organischer Bestandteil der Stadt Schwäbisch Gmünd und ihrer attraktiven Umgebung, unterm Strich also auch ein wichtiger Tourismusfaktor.
Die in den 30er-​Jahren des letzten Jahrhunderts gegründete Segelfliegerschule gilt zusammen mit der Rhön und der Hahnweide bei Kirchheim/​Teck als die Wiege der lautlosen Fliegerei. Flugzeugkonstrukteur und Fluglehrer Wolf Hirth war dort ebenso daheim wie nach dem Zweiten Weltkrieg Rekordfliegerin Hanna Reitsch und der erste deutsche Astronaut Ulf Merbold, der übrigens dort immer noch einen Hallenplatz für sein Flugzeug hat. All das kommt in der Summe zusammen, wenn derzeit um die Zukunft des Hornbergs sehr gebangt wird.
Die Befürchtung: Der BWLV könnte sich vom Hornberg vollends trennen, wobei auch das beliebte Höhenrestaurant auf dem Spiel stehen könnte. Die Liegenschaft ist gewaltig, weil neben der eigentlichen Flugplatzfläche mit ihren Gebäuden auch der Parkplatz und Wegverbindungen dazu gehören.
So hat sich nun auch Bürgermeister Dr. Joachim Bläse in das Thema eingeschaltet. Am 7. Juli will er mit den Beteiligten verhandeln und die anstehenden Fragen erörtern. Denn auch ihm ist bewusst, was auf dem Hornberg auch in Sachen Wirtschafts– und Tourismusförderung auf dem Spiel steht. Der Hornberg ist ein wichtiges Aushängeschild und Image für Schwäbisch Gmünd, Degenfeld, Weiler und Waldstetten. Dieser Tage war in der BWLV-​Geschäftsstelle auch eine Beratungsrunde zusammen mit den Vertretern der drei Fliegergruppen. Für die steht fest, dass der Flugplatz an sich keinesfalls in Frage gestellt sei.
Heinz Hofele, Vorsitzender der Fliegergruppe Waldstetten, meinte gestern auf Anfrage der Rems-​Zeitung, dass er und seine Mitstreiter aus Gmünd und Lorch bis Ende des Jahres eine Lösung erwarten. „Fliegen!“ nennt er kurz und bündig als Zielsetzung und feste Verhandlungsposition der betroffenen Vereine. Er rechne damit, dass es auf einen Pachtvertrag für das Gelände hinaus laufen werde.
Der BWLV könnte sich, wie er gegenüber der RZ zum Ausdruck brachte, die Fortführung des Schulbetriebs unter einer neuen Trägerschaft vorstellen. Welche Investoren bzw. Projektentwickler für eine solche Lösung zur Verfügung stünden, sei freilich noch unklar.
Die Flieger vom Hornberg werten es zumindest als ein gutes Zeichen, dass seit wenigen Wochen nun der so genannte Charterbetrieb seitens der stillgelegten Schule wieder aufgenommen wurde: Für die sieben Segelflugzeuge, zwei Motorsegler, zwei Ultraleichtflugzeuge und das Schleppflugzeug gab und gibt es offenbar reichlich Mietinteresse von Piloten auch aus der weiteren Umgebung. Viele davon absolvierten auf dem Hornberg ihre Ausbildung und kommen immer wieder gerne zurück, um dort eine Maschine zu chartern, weil dies auch günstiger ist als der Besitz eines eigenen Flugzeugs.
Die Segelflugschule kann hierzu mit weiteren Pluspunkten aufwarten, so mit einer zertifizierten Werkstatt für Wartung und Reparaturen und mit weiterhin sehr gefragten technischen Fort– und Weiterbildungen.

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