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Restaurierung in der Täferroter Kirche

Das Werkzeug-​Sammelsurium, mehr noch der Blick auf die hochkonzentriert Farbe auftragenden Restauratorinnen machen deutlich, dass die Arbeit am Bilderwerks der Afrakirche einiges voraussetzt. Wie es dieser ausnehmend schönen Kirche am Zusammenfluss von Lein und Rot gebührt.

Dienstag, 28. Juni 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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TÄFERROT (bt) „Das Wort lebet ewig“ hat schon bessere Tage gesehen. Der prägende Schriftzug an der Kanzel ist ein Beispiel dafür, dass gemeinhin alle Dinge. dem Zahn der Zeit ausgesetzt sind. Gerade rechtzeitig haben Caroline Walther und Ursula Fuhrer ihr Werk begonnen: Noch ist nichts irreparabel beschädigt. So wird lediglich die abgeblätterte Farbe mit behutsamen Pinseltupfern erneuert. Schadhafte Stellen werden ausgebessert gefestigt und „retuschiert“, sprich nach Kräften unsichtbar gemacht. Die Afrakirche lebt auch von der uralten Farbigkeit ihrer Bilder; nichts zu ersetzen oder in irgend einer Form zu verändern, nennen die Fachfrauen einen „ethischen Grundsatz“ ihres Berufes. 20 000 Euro darf die Arbeit der Stuttgarter Expertinnen, die seit Anfang Juni am Werk sind, kosten. Die Hälfte hat die Kirchengemeinde über Spenden finanziert, über Flohmärkte, einen Basar und den Verkauf von Georg Mosers Heimatbuch. Die andere Hälfte steuern Landeskirche und Denkmalamt bei.
Damit ist es freilich nicht getan; daran lassen Schilder, die vor herabfallenden Dachziegeln warnen, keinen Zweifel. Das vor Jahrzehnten zum letzten Mal gerichtete Kirchturmdach steht an, so seufzt Pfarrer Palm, „sobald das Geld da ist“. Zunächst haben sich die Bauberater des Oberkirchenrates und des Denkmalamtes angesagt. Dass das Geld aufgebracht wird, steht außer Frage: Viel zu sehr ist diese Kirche den Täferrotern ans Herz gewachsen. Die Bilder, die in diesen Tagen so sorgfältig bearbeitet werden erzählen auch, wie dieses innige Verhältnis gewachsen ist. Die 1491 für das Kloster Lorch erbaute Afrakirche wurde 1537 nach dem Willen Herzog Ulrichs von Württemberg evangelisch. Und wie überall entfernten die Bilderstürmer Altäre und Figuren, die anzubeten einem Christen nicht anstehe. Statt dessen entstand um 1683, als die fürchterlichen Folgen des 30-​jährigen Krieges endlich, endlich überstanden waren und die Gemeinde wieder aufblühte, eine „Bibel in Bildern“ für die des Lesens unkundigen Gläubigen: Insbesondere die nach Motiven Albrecht Dürers gestalteten Darstellungen der Geburt und der Beschneidung Jesu sowie der Leidensgeschichte sind wunderbar gearbeitet. Diese Abbildungen des Neuen Testamentes, die an der Nordseite dargestellt sind, hatten am meisten gelitten und sind mittlerweile restauriert.
Pfarrer Palm geht davon aus, dass das Chorgestühl einst im Kloster Lorch zu finden war, zu dem ja auch die Afrakirche gehörte, und dass es bei dessen Zerstörung während der Bauernkriege in Sicherheit gebracht wurde. Darauf lässt die Brezel an einem der Stühle schließen — sie war das Zeichen des damaligen Abtes von Lorch. Die eigentlichen Motive sind tief ins Gestühl eingearbeitet, die Bemalung freilich ist ebenfalls im späten 17. Jahrhundert entstanden, gestiftet von Menschen, die den Alptraum nun wirklich hinter sich hatten und in einer neuen Farbigkeit schwelgen wollten. In Farben, wie sie jetzt wieder sichtbar werden.

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