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Junger Gast aus Finnland in Durlangen

„Quasi eskortierend bringen wir Sie am Sonntag zum Flughafen nach Echterdingen.“ Schweren Herzens wollten sich Bärbel und Thomas Kenner mit ihren fünf Söhnen aus Durlangen auf diese Art und Weise von ihrer sympathischen, jungen Gastschülerin aus Finnland verabschieden.

Mittwoch, 27. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 9 Sekunden Lesedauer


Von Sonja Ruis
DURLANGEN. Essi Huusko hat ihren dreiwöchigen Gastaufenthalt in Durlangen sichtlich genossen. Die 17-​jährige Finnin strahlt mit einem fröhlichen Lachen im Gesicht Freude und Zufriedenheit aus und es ist nicht zu übersehen, dass sie sich besonders mit ihrer Gastmutter Bärbel Kenner sehr gut verstanden hat. „Ich werde wiederkommen“, ist der Satz, den sie mit Nachdruck in gebrochenem Deutsch immer wieder sagt.
Drei ereignisreiche Wochen liegen hinter der Studentin aus Oulu, der sechstgrößten Stadt in Finnland. Am Oulu Vocational College absolviert sie das Fachstudium in Textilverarbeitung und Kleidung kombiniert mit dem Abitur. Deutsch hat sie sieben Jahre lang in der Schule zusätzlich belegt, weil ihr die Sprache schon immer gefallen hat. Auch jetzt macht sie mit Kursen noch weiter. Darüber hinaus spricht sie schwedisch und englisch, ganz im Gegensatz zu Berthold Brechts Ausspruch:„die Finnen sind ein Volk, das in zwei Sprachen schweigt“. Über ihre Schule ist sie auf das Comenius-​Projekt der europäischen Union gekommen. Der Kontakt zur Familie Kenner in Durlangen erfolgte durch die Bekanntschaft mit Studienrat Volker Lauer, dem Ansprechpartner des Projekts in Backnang.
Mit einer gehörigen Portion Mut und Selbstbewusstsein fand sich Essi hier schnell gut zurecht. Dem pflichtet auch Bärbel Kenner bei: „Sie hat sich gleich in die Familie integriert und kommt gut mit unseren Jungs zurecht.“
Außerdem konnte Essi ohne Schwierigkeiten allein mit dem Bus zum Schulzentrum auf dem Hardt fahren, wo sie zwei Wochen lang die gewerbliche Schule besucht hat. Ihre Gastfamilie habe es ihr sehr leicht gemacht und ihr viel geholfen, entgegnet die 17-​Jährige sofort.
Die Unterschiede zum deutschen Schulsystem kommen in ihren Schilderungen deutlich zum Ausdruck. In Finnland gibt es das dreigliedrige System mit Haupt-​, Realschule und Gymnasium nicht. Jeder Schüler habe das Recht auf ein kostenloses Mittagessen. „Hier“, wunderte sie sich, „musste ich dafür bezahlen.“
Wenn Essi Huusko dann begeistert von ihren Eindrücken und Erlebnissen bei den verschiedensten Ausflügen mit den Kenners erzählt, wie zum Beispiel in die Allgäuer Berge, spiegeln sich die glitzernden Seen der finnischen Landschaft in ihren Augen wider. Beeindruckt ist sie von den faszinierenden Steilwänden der hohen Bergmassive, von den märchenhaften Schlössern und von der Fahrt in den Tiefen Stollen sowie vom Spaßfaktor beim Europapark Rust. „Staunend stand sie vor einem mächtigen Kastanienbaum“, sagt Bärbel Kenner augenzwinkernd, „denn so einen Baum kannte Essi nicht“. Auch die vielen Solarkollektoren auf den Dächern waren für sie neu.
Das „Schwäbische“ ist für die Finnin eine Herausforderung und deshalb hat sie bei der Shoppingtour in Ulm ein kleines deutsch-​schwäbisches Wörterbuch gekauft, das sie jetzt als Mitbringsel mit nach Hause nimmt. Ihrer Schwester und den zwei Brüdern in Kestilä bei Oulu wird sie von den Begriffen „Mädla“ und „Mädle“, von Spätzla und Maultaschen vorschwärmen.
Die junge Finnin mit den blonden Haaren freut sich nun zwar schon sehr auf zuhause, aber sie und Familie Kenner wollen auf jeden Fall in ständigem Kontakt bleiben. Bald soll es wieder heißen „Tervetuola“ (willkommen) in Durlangen.

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