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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

25 Jahre Jugendtreff in der Oderstraße

25 Jahre Jugendtreff in der Oderstraße, das waren gute Zeiten, und das waren wilde Zeiten, und in jedem Fall haben viele Jugendliche in diesem vergangenen Vierteljahrhundert von der Arbeit dort profitiert.

Freitag, 08. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


GMÜND-​BETTRINGEN (bt). Einige gehen so weit wie der 13-​jährige Jörge, der findet, der Jugendtreff sei „fast wie eine Familie“ – all seine großen Geschwister waren ebenfalls hier und bestätigen das. Längst ist der Jugendtreff untrennbar mit Nordwest verbunden, entsprechend wird mit vielen Gästen gerechnet, wenn am Samstag, 9. Juli, ab 13.30 Uhr gefeiert wird. In einer Ausstellung wird an diese 25 Jahre erinnert, zudem haben Kinder und Jugendliche und junge Erwachsene aufgeschrieben, was ihnen dieser Jugendtreff in der Oderstraße 8 bedeutet. All die Erinnerungen früherer Jugendtreffbesucher, etwa an die legendären Hüttenbaufeste und Sommer, die nie zu enden schienen, zeigen, welche Bedeutung dieser Einrichtung zukommt. Vanessa, 13, freut sich, dass sie ihre Freundinnen treffen und spielen kann. Thomas und Mark, beide mittlerweile 18 Jahre alt, schätzen unter anderem, dass der Aufenthalt hier sie „vom Alkohol abhält“.
„Die allermeisten kriegen die Kurve“, freuen sich Uwe Fritsch und Sabine Rink mit Blick auf ihr Klientel, um das sie sich so intensiv bemühen – und auf all die Lebensläufe, die doch noch irgendwie funktionieren. Alkoholgelage seien seit geraumer Zeit kein Problem mehr, auch von Drogen oder Gewalt ist nichts zu hören. Beide hoffen, dass sich dieser gute Zustand bewahren lässt – es war immer ein Auf und Ab an dieser Adresse.
Fünf mal in der Woche sind die unter 18-​Jährigen des Stadtteils von 14 bis 18 Uhr willkommen. Donnerstag ist bis 22 Uhr geöffnet, und auch am Freitag gibt es lange Abende. Fast alle jungen Leute, die hier ein zweites Daheim finden, benötigen die Hausaufgabenhilfe ganz dringend – sie tatsächlich zum Lernen zu bewegen, ist nicht immer einfach.
Starkes Engagement in Bettringen und zahlreiche Projekte
„Wir haben nichts auf“ oder „alles schon erledigt“ sind Standardausreden. Aber wenn dann doch eine Arbeit gelingt, ist das ungewohnte Erfolgserlebnis eine Erfahrung, die die Kinder ebenso wenig missen möchten wie Sozialpädagogen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Kindern in Nordwest Wege zu zeigen und Türen zu öffnen. Die Beteiligung an Aktionen wie „Kirchen gegen rechts“, an Putzeten, Kinderspielfesten oder am Fronleichnamsfest ist ebenso selbstverständlich wie die Organisation von Fußballturnieren oder Stadtteilschnitzeljagden. Regelmäßig werden Schulen in die Oderstraße eingeladen, wo dann gemeinsam mit der Polizei Gewaltprävention angeboten wird. Immer intensiver ist auch die Kooperation mit der Uhlandschule – was allen Beteiligten zu Gute kommt.
Seit 1972 hat die Bettringer Jugend einen eigenen Jugendraum, der damals im Alten Pfarrhaus zu finden war. Bereits ein Jahr später wurde ein zweiter Standort etabliert, der „Jugendclub Bettringen Nordwest“ im Gemeindesaal des Kindergarten St. Christopherus, wo Filmabende, Partys und Diskussionen organisiert wurde. Wenig später waren erstmals Probleme mit Alkohol und Lärmbelästigung Thema. Pfarrer Mühlbacher einigte sich mit den Jugendlichen des „Club Nordwest“ auf ein Programm. Bruno Kottmann begann dort, eine Ministrantengruppe zu leiten. 1978 wurde Werner Fifka als erster Jugend– und Heimerzieher für kirchliche und offene Jugendarbeit eingestellt. Anfang der 80er kristallisierten sich zwei Säulen der Bettringer Jugend Jugendarbeit heraus, katholische Jugendarbeit und der „Club 17“, offene Jugendarbeit in Nordwest mit Hausaufgabenbetreuung, Kindergruppen und „handwerkliche Projekt“. Damals wurde auch die evangelische Friedenskirchengemeinde ins Boot geholt. Norberts Stussig, dann Erich Rathgeb und Martha Hess – erstmals gab es jetzt zwei Personalstellen – und schließlich Joachim Langner und Brigitte Gollowitsch nahmen sich der Jugend an; Stadt und Landkreis beteiligten sich an der Finanzierung.
1986, nachdem ein neues Gemeindezentrum „Arche“ gebaut worden war, zog die Jugendarbeit vom Gemeindesaal St. Christopherus in der Rheinstraße in die frühere „Arche“ in der Oderstraße 8 um, ein Montagegemeindehaus, das immer als Provisorium gedacht war und das nach einer Dachsanierung 2009 in diesem Jahr einen neuen Fußboden erhält – was dringend notwendig ist.
Dieses Jahr 1986 war die Geburtsstunde des heutigen Jugendtreffs. Die Kirchengemeinden St. Cyriakus und die Friedenskirche teilten sich die Trägerschaft, Stadt und Landkreis übernahmen die Personalkosten,
1989 kamen Jürgen Kossler und Regine Keck und etablierten zahlreiche neue Angebote. Eine „Zweigstelle“ entstand in Unterbettringen, die „Ex und Hop Dreikönig“ genannt wurde, später „Manhattan“ und „Zwischenzone“.
Dort traten Drogenprobleme auf, was 1997 zur Schließung führte; längst hatte Kossler damals bereits mit seiner Straßensozialarbeit begonnen. 2002 gab es erneut Drogenprobleme, und Kossler hatte endgültig die Faxen dick. Er schloss den Jugendtreff für alle über 18-​Jährigen, „damit sich die Kleinen hier endlich wieder wohl fühlen“Dieser Einschnitt erwies sich als Segen. Kossler will am Samstag übrigens ebenso kommen wie andere „Ehemalige“ der Oderstraße 8.
Die alkohol– und nikotinfreie Zone wird akzeptiert
Unter strengen Auflagen ging’s 2003 unter der Leitung von Heidi Ritter und Markus Baumgarten weiter, 2005 übernahmen Uwe Fritsch und Sabine Rink, die sich hervorragend ergänzen und gerne dort arbeiten.
Das spüren auch die Kinder und Jugendlichen, die sich für JES-​Projekte ebenso begeistern lassen wie etwa für die 72-​Stunden-​Aktion. Und die Großen schauen jetzt ebenfalls ab und zu wieder vorbei – akzeptieren freilich die alkohol– und nikotinfreie Zone. Das Oderstraßenteam weiß sich von den Kirchengemeinden und der Stadt nach Kräften unterstützt und gestärkt: „Nur deshalb gibt’s diese Einrichtung noch.“

Am Samstag begrüßen Pfarrer Wolfgang Schmidt und Pfarrer Michael Benner ab 13.30 Uhr die Gäste. Bürgermeister Dr. Bläse und Sozialamtschef Dieter Lehmann haben sich angesagt. Es wird Spiele geben, ein buntes Programm und Bewirtung, abends eine Teenie-​Disko mit der Coverrock-​Band Ray Dio. Den Abschluss macht Feuerkünstler Tobias Wamsler.

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