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Besonderes Flugzeug kreist über der Ostalb

Der Flugplatz Heubach ist jetzt Basis für ein zukunftsträchtiges Luftfahrtunternehmen. Die in Schorndorf gegründete FanJet Aviation GmbH will auf dem Verkehrslandeplatz und über der Ostalb in Richtung Wiedergeburt einer besonderen Flugzeugkonstruktion durchstarten.

Freitag, 08. Juli 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 38 Sekunden Lesedauer


HEUBACH (hs). Ist das nun ein Jet ein Propellerflugzeug oder gar ein UFO? Schon mancher schaute in den letzten Wochen im Raum Schwäbisch Gmünd verwundert zum Himmel hinauf, wenn dieses merkwürdige Luftfahrzeug mit einer Spitzengeschwindigkeit von bis zu 275 Knoten (etwa 500 Stundenkilometer) durch die Luft flitzte. Am vergangenen Wochenende dann folgte die erste öffentliche und vielbewunderte Premiere im Rahmen des Fliegerfestes auf dem Heubacher Flugplatz. Ein kleiner Kreis von Piloten, Unternehmern und Idealisten steckt hinter dem sogenannten FanJet-​Projekt. Wie Andreas Sattler, Geschäftsführer der eigens hierzu in Schorndorf gegründeten FanJet Aviation GmbH gestern im Gespräch mit unserer Zeitung vertiefend erklärte, handelt es sich um eine überarbeitete, modernisierte Wiedergeburt eines ganz außergewöhnlich Stücks deutscher Luftfahrttechnik. Die Umstände, die dahinterstecken: Seinerzeit war die Zeit für diese Entwicklung des Flugzeugkonstrukteurs Hanno Fischer offenbar noch nicht reif. Aber jetzt. „Eine Hommage“ auch an die Traditionunternehmen RFB (Rhein Flugzeug Bau), VFW (Vereinigte Flugtechnische Werke Fokker) und MBB (Messerschmidt Bölkow Blohm), wo das Flugzeugmuster erstmals Gestalt angenommen hatte.
Die Vorgeschichte spielte sich bereits vor etwa 40 Jahren ab: Die Bundesluftwaffe rief zur Konstruktion einer Maschine auf, mit der weitaus umweltfreundlicher als mit lauten und teuren bzw. furchtbar spritfressenden Düsenjägern am Himmel über Westeuropa Ausbildung und Training der Jetpiloten erfolgen könnte. Der von Hanno Fischer entwickelte „Fantrainer 400/​600“ war drauf und dran, die Ausschreibung zu gewinnen. Das Bundesverteidigungsministerium blies jedoch das Projekt überraschend ab, weil das gesamte Ausbildungs– und Trainingsprogramm in die USA und dort weitgehend auf amerikanische Flugzeugmuster verlegt wurde. Es wurde immerhin noch eine Serie von 50 „Fantrainern“ gebaut, die überwiegend ins Ausland verkauft wurden, besonders nach Thailand. Drei Demonstrationsflugzeuge überlebten in Europa, darunter die nun auf dem Heubacher Flugplatz als modernisierte Version stationierte Maschine. Das bis zum heutigen Tage Revolutionäre an dieser „Propellermaschine“ ist der Antrieb mit einer ummantelten Luftschraube, die hinter dem Cockpit in den Rumpf integriert wurde. Dadurch hat dieser Flieger die Eigenschaften eines Jets mit Strahltriebwerk, verbraucht aber nur einen Bruchteil des Sprits. Das Cockpit mit Instrumenten und sogar Sauerstoffversorgung ist dem eines Düsenjägers nachempfunden, so dass problemlos auch Höhen um die 10 000 Meter angesteuert werden können. Auch die Lärmentwicklung ist mit dem eines Jets nicht zu vergleichen. Beim Start wegen des starken Turbinentriebwerks durchaus etwas lauter als ein normales Propellerflugzeug, doch wegen der Ummantelung immer noch leiser als ein Hubschrauber. Bei der Landung wird eh nur „geflüstert“.
Die in Schorndorf und Heubach nun beheimatete FanJet Aviation GmbH von Andreas Sattler und seinem Team (im Beirat auch Konstrukteur Hanno Fischer) hat nun die unternehmerische Überzeugung gewonnen, dass der überarbeitete FanJet heute völlig neue Chancen für eine Serienproduktion hat. Das Unternehmen hat die Rechte für alle Konstruktions– und Zulassungsunterlagen erworben, dazu sogar ein umfangreiches Lager mit Spezialwerkzeugen und Ersatzteilen.
Die Geschäftsidee nun: „Der FanJet ist in allen seinen Komponenten und Eigenschaften ein auf die Zukunft ausgerichteter militärischer Jettrainer respektive ein Hochleistungsflugzeug auch für den ambitionierten Privatpiloten.“
Produktionsstandort Heubach wird nicht ausgeschlossen
Optimistisch berichtet Firmenchef Andreas Sattler bereits von möglichen Investoren und Käufern, die schon häufig nach Heubach gekommen sind, um sich über das Projekt zu informieren. In Lorch habe man eine Lagerhalle angemietet, ebenso am Heubacher Flugplatz. Angestrebt werde in Heubach aktuell der Ausbau zu einem repräsentativen Empfangs– und Inforaum.
Und wann und wo startet die neue Serienproduktion? FanJet-​Fan Andreas Sattler erklärt, dass dies noch offen sei. Aus den neuen Bundesländern habe man von interessierten Bürgermeistern schon reizvolle Lockrufe vernommen. Und der Standort Heubach, wo sich eh schon eine kleine Luftfahrtindustrie am Verkehrslandeplatz mit seiner kürzlich sanierten Piste etabliert hat? Andreas Sattler zeigt sich alles andere als abgeneigt, weil man sich unterm und vor allem auch überm Rosenstein sehr wohl fühlt …

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