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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Irenen-​Medaille an Lisa Elser verliehen

Am Samstag verlieh der „Freundeskreis Irene Maria von Byzanz“ aus Göppingen zum ersten Mal seit seinem Bestehen den Ehrenpreis des Jahres in Form der Irenen-​Medaille in der Barbarossakirche am Fuße des Hohenstaufens. Erste Trägerin ist die aus Weiler stammende Autorin Lisa Elser.

Montag, 29. August 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Jutta Rund
GMÜND-​WEILER. Der Vorsitzende des „Freundeskreises Irene Maria von Byzanz“, Karl Heinz Fuchs, begrüßte die Gäste am 803. Todestag der Königin Irene von Byzanz zur Ehrung Lisa Elsers für ihr Irenenstück. Harald Immig, der Barde vom Hohenstaufen, sang zur Einstimmung ein Lied vom Spielmann und seinem Saitenspiel „Ich war ein Kind und träumte viel…“. Karl Heinz Fuchs freute sich über die Gäste aus Göppingen, Schwäbisch Gmünd und Lorch, denn der Preis an Lisa Elser verbinde über die Täler hinweg, was sonst der Aasrücken trennt.
Er gedachte des verstorbenen Freundes Wolfgang Bächle und schickte durch den anwesenden Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Richard Arnold eine Rose zur Beerdigung des Autors einiger Stauferbücher, der sich erst kürzlich in der Staufergedächtnisstätte verewigt hatte.
Mit der Preisverleihung gedachte er am 803. Todestag der berühmten Stauferkönigin Irene, die auf der Stammburg Hohenstaufen starb. Er erinnerte an die Situation nach dem Mord an Irenes Gatten Philipp von Schwaben – daran, wie das Land im Chaos versank. Irene, fernab von ärztlicher Versorgung, litt hochschwanger unter dem Tod ihres Mannes und unterzeichnete vier Wochen vor ihrem Tod eine Urkunde, in der sie das Hof– und Reichsgut Esslingen dem Kloster Adelberg schenkte. Kurz danach zog der Leichenzug mit Irenes Sarg vorbei am Wäscherschloss zur Grablege im Kloster Lorch.
Vier Jahre vor ihrem Tod erfuhr Irene, dass ihre glanzvolle Heimatstadt Byzanz von Kreuzfahrern geplündert und zerstört und Vater Isaak Angelos gestürzt und geblendet wurde. Irene verlor in ihrem Leben die Basis und die Liebe, meinte Karl Heinz Fuchs. Horst Baumann referierte über Byzanz und den vierten Kreuzzug im Kontext der Herkunft von Irene. Der dritte Kreuzzug fand unter Kaiser Friedrich Barbarossa statt (1289 bis 1292). Während des vierten Kreuzzuges (1202 bis 1204) spielten Irenes Vater und Bruder tragische und verwickelte Rollen in diesem unheiligen Krieg, der Seligkeit im Himmel versprach.
Irenes Vater Kaiser Isaak Angelos gab die Erlaubnis, die Kreuzfahrer weiter nach Kairo ziehen zu lassen, um den Sultan auszuschalten. Irenes Bruder initiierte die Umleitung, doch Isaak Angelos wurde vom eigenen Bruder entmachtet und geblendet, Byzanz eingenommen, geplündert und der Kunstschätze und Reliquien beraubt. Karl Heinz Fuchs führte die Situation weiter aus, wie Philipp von Schwaben der Heimatstadt seiner Frau nicht helfen konnte.
Harald Immig, erst kurz zuvor aus Istanbul zurückgekehrt, sang zur Gitarre das Lied von seinem berühmten mittelalterlichen Kollegen „Herr Walther von der Vogelweide“. Karl Heinz Fuchs leitete den festlichen Akt ein. Nach einstimmigem Votum wurde nach dem Erlebnis des Theaterstückes „Irene von Byzanz“ bei den Lorcher Klosterspielen Lisa Elser aus Weiler in den Bergen als Preisträgerin auserkoren. Sie schildere in beeindruckender Weise in diesem Stück das Leben von Irene aus Byzanz.
Fuchs beschrieb die Stimmung auf dem Hohenstaufen, dem „Berg unter dem Himmel“. Irene lebte in ihren Töchtern weiter, die in wichtigen Adelshäusern gewirkt haben. Tochter Beatrix habe Anklage gegen Wittelsbach, der ihren Vater ermordete, erhoben. Der Mörder wurde aufgespürt und enthauptet. Lisa Elsers Stück habe in seiner Umsetzung in Lorch alle erstaunt und beeindruckt mit den ergreifenden Szenen, die das menschliche Leid und die Problematik der Kreuzzüge für die Bevölkerung aufzeigte.
Er erinnerte an die beeindruckende Szene der abgewrackten Kreuzfahrer auf dem Heimweg nach Lorch. Lisa Elser sei ein Glücksfall für Irene und die Irenengesellschaft. Unter Blitzlichtgewitter der Fotografen und langem Applaus überreichten Erhard Nonnenmacher und Karl Heinz Fuchs die Urkunde und die Irenen– Medaille. Die Irenen-​Medaille, nach einem Entwurf von Karl Heinz Fuchs, soll in ihrer Mitte eine seltene Originalmünze Philipps von Schwaben eingesetzt bekommen, die noch beschafft werden muss. Für ein Jahr bleibt sie bei Lisa Elser, danach muss sie das Original wieder zurückgeben und erhält eine Kopie. Unter Glockengeläut wurde Lisa Elser noch ein Rosenstrauß überreicht.
Als Fuchs vorschlug, dass er und Oberbürgermeister Arnold sie zum Stück befragen sollen, wehrte Lisa Elser lächelnd ab: „Do han i‘s doch in meiner Rede!“ Und dann freute sich Lisa Elser über die vielen Anwesenden und meinte „das Reden fällt mir schwer, das Schreiben lieb ich sehr“. Zuerst wäre sie überrascht über den Ehrenpreis gewesen, habe sich kleingefühlt, ob sie dies auch verdient habe. Dann kam Freude auf, Stolz und Dank. Sie dankte dem Irenenverein, dem „Runden Kultur Tisch Lorch“, dem Regisseur Johannes Dunkl und den Schauspielern.
Zuerst habe sie sich gesträubt, dieses Stück zu schreiben, um das sie schon vor zehn Jahren beim Freilichtspiel „Aufs Klosterdach da rota Hahn“ gebeten wurde. Immer ging ihr das Leben der wichtigen Stauferkönigin durch den Kopf, viele Fragen plagten sie. Das große Umfeld der Irenengeschichte, das große Stauferreich, Intrigen, Grausamkeiten – das alles in ein Theaterstück zu fassen, schien eine unlösbare Aufgabe zu sein.
Im Januar 2010 erwachte sie eines nachts und kam nicht mehr zur Ruhe, Irene spukte durch ihren Kopf. Sie suchte sich Literatur und begann zu schreiben. Ihre drei Töchter waren wichtige Kritikerinnen und Ratgeber. Daraus entstand die Möglichkeit, die überirdischen Schicksalsgöttinnen Moira und Atropos überleiten zu lassen. Lisa Elser schrieb und litt und fühlte mit Irene – und das Stück kam zustande. Das Publikum erhob sich zu einem langanhaltenden Applaus.
Karl Heinz Fuchs überreichte dann Ulrich Rund ein Weinpräsent, für die Bitte an Lisa Elser um das Stück und den Impuls und Organisation es umzusetzen. Ulrich Rund dankte Lisa Elser für ihr Werk, dem Förderverein für den Preis und Regisseur Johannes Dunkl und den Schauspielern für die Darstellung. Harald Immig Schloss die Feier in Hohenstaufen mit dem Lied „Hoch über den Berg ist mein Liebster gezogen“. Danach trafen sich alle im Staufer-​Dokumentationsraum, wo denen im Publikum, die es noch nicht wussten, eröffnet wurde, dass OB Richard Arnold Lisa Elsers Neffe ist.

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