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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Pfarrer Christian Führer zu Gast in Gmünd: Die „Friedliche Revolution“ sei noch nicht zum Ende gekommen

Die Gelegenheit, einen Mann kennen zu lernen, der mit dazu beigetragen hat, dass es zur Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten kam, hatte man am Donnerstagabend in der Augustinuskirche. Christian Führer hielt einen bemerkenswerten Vortrag über die „Friedliche Revolution und Einheit Deutschlands — Impuls zum Weitergehen“

Samstag, 10. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
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SCHWÄBISCH GMÜND (kos). Dabei sprach er den seiner Meinung jedoch ausstehenden zweiten Teil der friedlichen Revolution an. Pfarrer Führer ist sozusagen ein Mann der ersten Stunde bei der Wiedervereinigung, hatte er doch als Pfarrer der Nikolaikirche in Leipzig ab 1982 jeden Montag zum Friedensgebet eingeladen, in dessen Folge es am 9. Oktober 1989 es zur gewaltfreien Demonstration mit 70000 Teilnehmern kam, die ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiedervereinigung wurde. Doch auch heute noch ist der inzwischen im Ruhestand lebende Pfarrer keineswegs ruhig, sondern im Gegenteil aktiv, weil er der Meinung ist, dass vieles von dem, was man damals bewirken wollte, noch der Verwirklichung bedarf. So ist er u.a. Mitbegründer der Stiftung „Friedliche Revolution“. Zu seinem Vortrag begrüßte ihn und die vielen Zuhörer Dekan Nau. Pfarrer Führer ging dann zuerst weiter in die deutsche Geschichte zurück, wo es zur Zeit Goethes 36 deutsche Staaten gegeben habe. Das auch durch Krieg entstandene Deutsche Reich sei dann durch den Zweiten Weltkrieg vertan worden. Dabei habe man in der DDR geglaubt, zwei Staaten auf Dauer zementieren zu können. Er erinnerte an ein „gebücktes“ Leben, das auf Dauer nicht gut getan und auch die Christen zum Denken angeregt habe, das jedoch von Angst begleitet worden sei. Schließlich aber sei es zum Friedensgebet gekommen, das zum Rückgrat der friedlichen Revolution geworden sei. Darauf ging er ausführlich und aufschlussreich ein. So auf die Kreuzwegandacht in der Nikolaikirche mit 120 Jugendlichen, wo diese erfahren hätten, dass in der Kirche Freiheit herrsche, dass dort auch das gesagt werden konnte, das draußen verboten war. Dies sei Anlass gewesen, dass die Nikolaikirche sich für alle öffnete und jede Woche Friedensgebete stattgefunden hätten, die es bis heute geben würde. „Ein Wunder biblischen Ausmaßes“ hätte schließlich zur friedlichen Revolution bis zum Fall der Mauer geführt. Diese Revolution sei aus der Kirche gekommen wäre, weil sie auf der richtigen Seite gewesen sei. Doch Pfarrer Führer führte dann aus, dass in diesem neuen Deutschland nicht alles gelungen sei und belegte dies an Beispielen. Er forderte er eine am Menschen orientierte Wirtschaftsform und sieht das herrschende Wirtschaftssystem des Globalkapitalismus angesichts der herrschenden Krisen nicht mehr als eine gestaltende Kraft für die Zukunft an. Als das beherrschende Merkmal dieses Desasters sieht er die weiter um sich greifende Gier nach Macht und Geld an. Dagegen setzte er eine „ethische Neuorientierung, eine Jesus-​Mentalität des Teilens“, nach der man infolgedessen eine Wirtschaftsform entwickeln müsse, die am Menschen orientiert sei. Er setzte sich dafür ein, sich einzumischen und einzubringen, wie es in der DDR der Fall gewesen sei. Auch zu heutigen Problemen würde es Alternativen geben. Probleme ließen sich durch Gewalt nicht lösen, und „selbst ein Irrgarten ist nach oben offen“.

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