Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

11.September in Gmünd

Zum Gedenken an die Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 fand am Sonntag im Gmünder Rathaus eine Matinee statt, in der den historisch einschneidenden Ereignissen vor zehn Jahren gedacht wurde.

Sonntag, 11. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


New York stand nach dem Anschlag auf das World Trade Center verständlicherweise unter Schock und vor einem Desaster unglaublichen Ausmaßes. Die Trümmer qualmten noch bis in den Dezember 2001 hinein und es sollte rund neun Monate dauern, bis die insgesamt 1,8 Millionen Tonnen Schutt weggeräumt waren. Seither klafft an der Stelle, wo zuvor die „Twin Towers“ standen, eine riesige Wunde in Manhattans Stadtbild. Für mehr als 2500 Menschen wurden die brennenden Hochhaustürme zur Todesfalle; fast 400 Feuerwehrleute und Polizeibeamte verloren bei den Rettungsarbeiten ihr Leben.
Auf Initiative von Oberbürgermeister Richard Arnold sprach der Gmünder Rudolf Böhmler – Vorstandsvorsitzender des James-F.-Byrnes Institutes/​Deutsch-​Amerikanisches Zentrum, früher Staatssekretär im Staatsministerium in Stuttgart und heute Mitglied im Vorstand der Deutschen Bundesbank – der dank seiner zahlreichen Kontakte in die USA und seiner langen politischen Erfahrung den Terroranschlag, seine Hintergründe und die Auswirkungen
In seinem Vortrag brachte Rudolf Böhmler zum Ausdruck wie tief sich die Anschläge vom 11. September 2001 ins Gedächtnis der Menschen brannten. Dass dieser Anschlag nicht nur Amerika galt, sondern dass er sich gegen die westliche Demokratie, Freiheit und Werte insgesamt richtete. Es sei überwältigend gewesen wie in den Tagen nach den Anschlägen auch in Baden-​Württemberg Menschen zusammengekommen sind, um den Trauernden ihre Solidarität zu bekunden.
Rudolf Böhmler berichtete weiter davon wie er selbst das Geschehen an seinem Schreibtisch in der Villa Reitzenstein erlebte und wie sich innerhalb weniger Minuten eine immense Dramatik aufbaute.
Die Anschläge haben Amerika tief getroffen und auch extrem verunsichert. Das Selbstbewusstsein einer Nation wurde tief erschüttert, denn keiner rechnete mit einem Krieg gegen Amerika in Amerika. Die furchtbaren Bilder von einstürzenden Türmen und fallenden Menschen haben sich nachhaltig und weltweit ins kollektive Bewusstsein eingebrannt und sind heute Bestandteil eines jeden Antiterrorszenarios. Er betonte aber auch den daraus resultierten ungeheuren Zusammenhalt den die Amerikaner in den schweren Stunden zeigten. So wurde die Zufahrtsstraße zum Inferno zum „Highway of Heroes“ umbenannt, Feuerwehrmänner und andere Helfer gingen als Helden in die Geschichte ein.
Rudolf Böhmler schaute aber nicht nur auf New York, sondern auch auf die Reaktionen der restlichen Welt auf die Terroranschläge. Durfte man sicher sein, dass die Anschläge ausschließlich für das Territorium der USA geplant waren, oder drohte nicht auch Gefahr für die großen militärischen und politischen Einrichtungen in Deutschland oder anderen Ländern? Wie würde sich dies auf die weltweite Wirtschaftslage auswirken?
Kurz nach den Anschlägen haben hier in Deutschland die Spitzenpolitiker reagiert. Der damalige Kanzler Schröder hat sofort die uneingeschränkte Solidarität mit den USA erklärt welche sich aber nur kurze Zeit später wegen des Streits um den Irak-​Krieg wandelte. Das positive Bild der USA sank wegen George Bushs Irak-​Politik innerhalb weniger Jahre auf einen Tiefpunkt. Laut einer Umfrage im Jahr 2005 sahen 47 Prozent der Deutschen im damaligen US-​Präsidenten George Bush den Menschen, von dem die größte Gefahr für den Weltfrieden ausgehe. Doch mit der Wahl Obamas sei dieser Tiefpunkt Gott sei Dank überwunden. Des Weiteren schilderte Rudolf Böhmler die Folgen des Anschlages für die USA. Die Kriege gegen den Terrorismus erbrachten nicht die erwarteten Erfolge, die Wirtschaft brach ein, für viele US-​Bürger ein Grund für diese Entwicklung auch die Anschläge vom 11. September 2001 mitverantwortlich zu machen.
Rudolf Böhmler zitierte einen Stuttgarter Journalisten mit den Worten, dass die USA „weltmüde“ geworden seien. Doch man müsse keineswegs mit einem Niedergang der Weltgeltung der USA rechnen. Die unterschiedlichen demografische Entwicklungen tragen dazu bei, dass die USA in einigen Jahrzehnte quasi ein erneuertes Land sein könnten. Zudem, so Böhmler, dürfte man die so oft bewunderten enormen Selbstheilungs– und Selbsterneuerungskräfte der USA nie unterschätzen. Selbst, wenn andere Mächte international – so wie China, Indien, Russland oder Brasilien – an Bedeutung gewinnen, werden auch in den kommenden Jahrzehnten die amerikanischen Ideen und Ideale weiterhin dominant bleiben.
Abschließend erklärte Rudolf Böhmler, dass der Terrorismus heute nicht mehr als existenzielle Bedrohung angesehen wird. Wohl auch wegen dem Tod von Osama bin Ladens vergangenen Mai. Hinsichtlich der Bedrohung durch Terrorismus sollten die Menschen mit etwas Zuversicht in die Welt blicken. Zur Abwehr des Terrors braucht die Welt nämlich Geduld, Kraft und Mut.
Im Anschluss an Rudolf Böhmlers Vortrag stellte die US-​Amerikanerin Michelle Schultz, die bis vor einem Jahr in Brooklin N.Y gelebt und als Fotografin gearbeitet hat, einige ihrer Bilder vor die sie während und einige Tage nach dem Anschlag fotografierte. Die Ausstellung von Michelle Schultz die ungefähr 60 Fotos umfasst und Situationen von Ground Zero und den New Yorker Menschen umfasst konnten interessierte Besucher dann in der foto-​grafik-​art gallery im Mühlbergle betrachten.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2234 Aufrufe
771 Wörter
4632 Tage 8 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4632 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2011/9/11/11september-in-gmuend/