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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Tag der Heimat

Die Erinnerung an die Heimat, die man schon vor mehr als sechzig Jahren hinter sich lassen musste, ist bei vielen immer noch höchst präsent. Eben dieser soll beim „Tag der Heimat“ gedacht werden. Mit einem bunten Rahmenprogramm wurde gestern ein interessanter Nachmittag gestaltet.

Sonntag, 11. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 27 Sekunden Lesedauer

Der Tag der Heimat hat in Gmünd eine lange Tradition. Bereits seit 1950 findet jeden zweiten Sonntag im September ein Treffen der Vertriebenen statt, bei dem es zum Austausch und zur Unterhaltung über die alte, verlorene Heimat kommt. „Zugleich Erinnerung und Mahnung“, sagte der Erste Vorsitzende des Kreisverband Gmünd des Bund der Vertriebenen, Oswald Lehnert, bei seiner Begrüßungsrede über die Veranstaltung. Diese Tradition sei wichtig, betonte Gmünds Erster Bürgermeister, Dr. Joachim Bläse, in seiner Rede. „Zum einen um Dank zu sagen, zum anderen um an die alte Heimat, die Flucht und Vertreibung zu erinnern“, so Bläse. Allein in der Stadt Gmünd wurden damals mehr als 16 000 Vertriebene aufgenommen. Eine ungeheure Anzahl: Stellten die Vertriebenen von nun an rund ein Drittel der Gmünder Bevölkerung. „Diese Menschen haben eben auch das heutige Gmünd geprägt, und es zusammen mit den Gmündern zur heutigen Blüte gebracht“, wie Bläse sagte.
In diesem Jahr konnte der tschechische Historiker Ondre Matjeka für einen Vortrag gewonnen werden. Der aus Prag stammende Referent verwies auf die Verbindung zwischen Gmünd und Prag durch Peter Parler. In seinem Vortrag mit dem Thema „Antikomplex – oder die Suche nach der Aufarbeitung der eigenen Geschichte“ setzte sich Matjeka vor allem mit der Erhaltung des kulturellen Erbes auseinander und der Aufarbeitung auseinander. Es sei wichtig zu erkennen, dass Aufarbeitung oft eben länger daure als man denkt, und dass diese nicht von außen aufgezwungen werden könnte: „Aufarbeitung kann nur authentisch sein, wenn sie von innen kommt.“ Nicht bearbeitete Probleme kämen immer wieder hoch, aus diesem Grund sei die Bewältigung dieser für die Geschichtsaufarbeitung wichtig.
„Antikomplex“ beschäftigt sich bereits seit 13 Jahren mit der Aufarbeitung der Geschichte der vertriebenen Deutschen aus Böhmen, Mähren oder Schlesien. Noch heute sei der Bevölkerungsaustausch im Heimatbild sichtbar: 400 Städte sind damals einfach verschwunden, im Sudetenland leben bis heute vierzig Prozent weniger Menschen als vor der Vertreibung. Die Geschichten, Bilder, Briefe oder Dokumente, die viele Vertriebene aus der damaligen Zeit noch besitzen, seien sehr wertvoll und wichtig zur Erhaltung und Rettung des deutschen kulturellen Erbes in den böhmischen Ländern, betonte Matjeka. Ein weiterer Schritt zur Aufarbeitung sei der Besuch der alten Heimat, denn „vieles kann ohne Hilfe der Vertriebenen, die eine neue Heimat in Deutschland gefunden haben, nicht erfahren werden. Die Menschen in Böhmen, Mähren und Schlesien seien oft sehr interessier Geschichten aus ihrer Heimat zu hören, die Menschen zu erzählen wissen, die vor vielen Jahren eben dort auch ihre Heimat hatten. Für die Vertriebenen selbst, auch wenn eine solche Reise im hohen Alter eine Herausforderung darstelle, sei ein Besucht der Heimat auch wieder die Annäherung an die alte Heimat, so Matjeka weiter.
Ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags war die tänzerische Darbietung der Trachtengruppe der Karpatendeutschen und der Hauerländer Volkstanzgruppe, die in ihren Trachten einen Hauch der alten Heimat in den Hans-​Baldung-​Grien-​Saal brachten. Bei Kaffee und Kuchen lauschten die Besucher dem Klavierspiel von Heidrun Havran. Auch das gemeinsame Singen alter Volkslieder wie dem „Pommernlied“ oder „Feierobndlied“ stand auf dem Programm.
„Wahrheit und Dialog – Schlüssel zur Verständigung“ war nicht nur das Motto unter dem der „Tag der Heimat“ stattfand, sondern wurde auch abschließend so bewertet, dass es die Pflicht der Zeitzeugen sei den Stab weiterzugeben und das Wissen und Material an die jüngere Generation weiterzugeben um diesen Teil der Geschichte nicht vergessen zu machen.

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