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Planung und Realisierung des Stuifen-​Kreuzes als Resultat bürgerschaftlichen Engagements

„Da fehlt etwas“, sagte Raimund M. Rothenberger vor einigen Jahren zu seiner Frau, als der in der Nähe von Bonn lebende Brigadegeneral a. D. seine alte Heimat Waldstetten besuchte. Nun fehlt nichts mehr, denn mit der Aufstellung des zwölf Meter hohen Kreuzes hat auch der dritte Kaiserberg ein weithin sichtbares Wahrzeichen bekommen. Im Vorfeld der Einweihungsfeier war es dem Waldstetter Bürgermeister Michael Rembold ein Herzensanliegen, allen zu danken, die sich für dieses Kreuz stark gemacht hatten.

Freitag, 16. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

WALDSTETTEN (gbr). Dazu traf man sich gestern oben auf der so genannten „Stuifenglatze“ und staunte nicht schlecht, wie sich die Baustelle quasi über Nacht in einen schön gestalteten und einladenden Platz verwandelt hatte.
„Da geht einem doch das Herz auf, wenn man diesen wunderbaren Platz mit seiner herrlichen Aussicht betritt“, war Rembold sichtlich und hörbar entzückt. „Das ist hier ein Ort, der wirklich Körper und Seele gut tut“. Seit im Vorfeld so viel über die Aufstellung des neuen Kreuzes diskutiert wurde, habe die „Glatze“ des Stuifens deutlich an Popularität zugenommen, erzählte der Schultes. Denn während zuvor viele ihren Spaziergang auf die Umrundung des Bergs im unteren Bereich beschränkten, pilgern inzwischen immer mehr Leute nach oben. Auch gestern herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Wanderern, die das neue Kreuz aus der Nähe sehen wollten. Und alle zeigten sich sehr angetan von der Gestaltung des Umfelds und von dem Kreuz, das gerade durch seine Schlichtheit und Größe etwas Erhabenes ausstrahlt.
Eine große Mehrheit der Bevölkerung habe dieses Projekt sehr positiv aufgenommen und sich damit identifiziert. „Dieses Kreuz ist eine Liebeserklärung an unseren Waldstetter Hausberg und an unsere wunderschöne Heimat!“, sagte Rembold und dankte zunächst dem Initiator Raimund Rothenberger, der nicht nur die Idee dazu hatte, sondern sehr tatkräftig an der Realisierung mitgewirkt habe — von den ersten Skizzen über die exakte Ausführungsplanung und die Statik habe der Diplom-​Bauingenieur und General das Projekt in rund 400 ehrenamtlich geleisteten Stunden unterstützt.
Ein herzlicher Dank, so Rembold weiter, gelte nicht zuletzt auch dem Waldstetter Ehepaar Brigitte und Hubert Herrmann. Der frühere Chef der Firma Leicht ist seit über 30 Jahren Jagdpächter am Stuifen und hat mit einer Stiftung von 50 000 Euro die Aufstellung des Kreuzes inklusive der Nebenarbeiten sowie der Unterhaltungskosten und etwaiger Reparaturen privat finanziert. Und sein Jagdaufseher Kurt Klaus aus Wißgoldingen habe sich mit unglaublichem Engagement an den Arbeiten beteiligt. „Allesamt waren es Waldstetter oder Wißgoldinger Handwerker, die dieses Kreuz gezimmert und aufgestellt haben. Es besteht aus einem wetterfesten Leimbinder aus Lärchenholz. Obwohl Lärchenholz von Natur aus sehr resistent gegen Feuchtigkeit ist, bekam das Holz auf den oberen Flächen eine Kupferverwahrung als Wetterschutz. Es wurde nicht lackiert, so dass sich im Laufe der Zeit eine natürliche Patina bilden wird. Gestützt wird das Kreuz von zwei verzinkten Stahlträgern, die in einem soliden Betonfundament ruhen.
Mithin, so rief der Bürgermeister in Erinnerung, sei es auch gar nicht so einfach gewesen, das ganze schwere Material über den steilen und nur mit Schotter befestigten Weg hinauf zur „Stuifenglatze“ zu transportieren. „Bauunternehmer Franz Herkommer und Zimmermeister Martin Seitz haben da ganze Arbeit geleistet“, würdigte der Schultes. Unter anderen wurde der Bagger unter Zuhilfenahme eines Radladers nach oben geschleppt; und das tonnenschwere Kreuz hat man mit zwei kräftigen Radladern behutsam über den kurvenreichen Waldweg nach oben bugsiert.
Ein dickes Lob bekam auch Waldbesitzer Albert Grupp aus Lauterstein, der den dekorativen Karst-​Stein für die Stifter-​Plakette zur Verfügung gestellt hat. Auf dieser Plakette werden auch die Verdienste des einstigen Wißgoldinger Schultheiß Karl Hofele gewürdigt, der sich vor langer Zeit für die Aufforstung des damals kahlen Stuifens stark machte. Und schließlich dankte Michael Rembold dem Waldstetter Revierförster Heiner Mohring dafür, dass er mit seinem Team den Wald im Bereich der „Stuifenglatze“ so ausgelichtet hat, dass nicht nur das neue Kreuz gut sichtbar ist, sondern dass nun auch wieder ein freier Blick über die Landschaft möglich ist.
General a. D. Rothenberger lebte als Kind in Waldstetten, zog dann aufgrund der beruflichen Verpflichtung seines Vaters weg und kehrte nach dem Krieg zurück, um in Gmünd am Parler-​Gymnasium das Abitur zu machen. Danach studierte er in Karlruhe, war als Dozent an der Uni und machte später bei der Bundeswehr als Offizier Karriere. Obwohl er viel unterwegs war, hat er die positive Erinnerung an seine Heimat nie vergessen. Sich für seine Heimat zu engagieren, sei auch ein Ausdruck von Dankbarkeit, betonte er gestern. „Wenn man in Betracht zieht, wie viele schreckliche Dinge überall auf der Welt geschehen, ist es wichtig, dankbar zu sein, dass wir hier seit so vielen Jahren in Frieden und Freiheit leben dürfen“, sagte Rothenberger.
Wißgoldingens Ortsvorsteherin Ingrid Banzhaf berichtete davon, wie sie sich stufenweise mit dem neuen Kreuz angefreundet habe. Bei Wanderungen auf den Stuifen, oft allein, habe sie Pro und Contra verglichen und dabei immer mehr festgestellt, wie viel für dieses Projekt spreche. Zum Beispiel das Einfügen in das Glaubenswege-​Konzept und die Steigerung der Attraktivität von Wißgoldingen im Rahmen eines sanften Tourismus. Hubert Herrmann und seine Gattin erzählten von ihrer langjährigen Verbundenheit mit der Waldstetter Landschaft. Die Entscheidung, das Stuifenkreuz privat zu finanzieren, sei deshalb sehr spontan und sehr schnell getroffen worden.

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