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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Villen, Vogelhof, Stollen und das Silber: Tag des Denkmals 2011 /​Erkundung des 19. Jahrhunderts mit Liedern /​Abschluss an der Brauerei zum Salvator mit Rockmusik

Wie immer am zweiten Sonntag im September steht wieder der Tag des offenen Denkmals an. Der Erika Künzel-​Stollen, die Brauerei am Salvator und der Villengürtel an der Grabenalles bestimmen das Programm in Gmünd.

Freitag, 02. September 2011
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Europaweit gibt es den Tag des offenen Denkmals seit 1984, mittlerweile wird weltweit dazu aufgerufen, um auf Kleinode aufmerksam zu machen, die ansonsten nicht oder nur eingeschränkt zu bewundern sind. In diesem Jahr ist „Romantik, Realismus, Revolution – Das 19. Jahrhundert“ Thema, also eine der stilistisch vielseitigsten und an technischen Neuerungen reichsten Epochen der Bau– und Kunstgeschichte. Dazu zeigen allein in Deutschland 2600 Kommunen 7500 Denkmale. Was sich Gmünd einfallen lässt, wurde gestern von Walther Munk — in der Stadt unter anderem für Denkmalschutz zuständig – sowie Markus Herrmann (Touristik und Marketing GmbH) in der Salvator-​Brauerei vorgestellt, in die ebenfalls eingeladen wird.
Eröffnet wird der Tag um 14 Uhr im Schwörhaus mit einer „musikalischen Begegnung“. Geplant ist eine ungewöhnliche Zeitreise mit dem Männerchorensemble Cantate Domino unter der Leitung von Fred Eberle. Lieder der Burschenschaften und der Turner, Silcherlieder und anderes mehr sind eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Gedankengut dieses Jahrhunderts, ebenso wie Betrachtungen zur Revolution von 1848, zu all den bürgerschaftlichen Bewegungen und den vielen Vereinsgründungen.
Als die Stadt reich
und groß wurde
In Gmünd endete im 19. Jahrhundert die Zeit der freien Reichsstadt. Die Erschließung der Stadt durch die Eisenbahn bescherte ihr eine wirtschaftliche Entwicklung in bis dato kaum gekanntem Maß und erstmals auch nennenswerte Bebauung über die äußere Stadtmauer hinaus – die deshalb fallen musste. Wie nichts anderes zeugen die prachtvollen Villen der Gründerzeit von dieser Blütezeit, und so war es nur folgerichtig, den Villengürtel im Grünen Band der Grabenallee an diesem Tag ins Programm aufzunehmen. Von 15 bis 18 Uhr zu besichtigen ist die Villa Forster in der Robert-​von-​Ostertag Straße, in der es einen eigenen Tag der offenen Tür mit dem Schwerpunkt „Keller“ geben wird. Die Stadtvilla in der Parlerstraße 12 zeigt, wie ein solches Gebäude heute genutzt werden kann, und die Villa Schlenker in der Parlerstraße 34 ist ein Paradebeispiel für denkmalgerechte Fenstersanierung. Ebenfalls von 15 bis 18 Uhr werden Kutschfahrten entlang der Grabenallee angeboten, die im vergangenen Jahr so begeistert angenommen wurden.
Weiterer Schwerpunkt ist von 15 bis 18 Uhr der Vogelhof — Parkplätze werden ausgewiesen. Die T&M präsentiert im Rahmen von Führungen den Erika Künzel-​Stollen, den die Stifterin zu einer wohl einzigartigen Anlage ausbauen ließ. Wie alt der Stollen wirklich ist und welchen Zwecken er im Laufe der Zeit diente, liegt weitgehend im Dunkel und lässt entsprechen Raum für spannende Spekulationen. Erika Künzel hat ihre Vorstellungen mit passenden Kunstwerken dargestellt, etwa mit einer römischen Cavea die sie zur Hüterin ihrer Höhle bestimmte. Sie ließ einen marmornen Brunnentrog installieren, dort, wo das Grundwasser aus dem Felsen bricht. Auffallend sind die Schmiedearbeiten, insbesondere all die erlesenen Weinranken. Aber auch der Höhlenbär und das Silbermännle sind bemerkenswert.
Ganz in der Nähe des Stollens – der mit den üblichen, zum Schutz vor Fliegerangriffen angelegten Stollen wenig zu tun hat – findet sich die Brauerei zum Salvator in der Vogelhofstraße 28. Nach Abschluss der Dreharbeiten zur Hermann Hesse-​Verfilmung „Die Heimkehr“ dürfte das Interesse an diesem Bau besonders groß sein. Weil Teile der Kellergewölbe aus Sicherheitsgründen nicht geöffnet werden können, wird es eine Dia-​Schau geben. Michael Wagner, der den Gebäudekomplex im Auftrag der Geschwister Elke Gunst, Dorothea Eipper sowie Hans, Klaus und Thomas Ortlieb vermarktet, wird auch die dort geplanten Wohnungen präsentieren. An der alten Brauerei findet um 18 Uhr, und das ist eine Premiere, ein Abschlussfestle statt: Unter anderem eine Grillstation und Bier aus den alten Bügelflaschen sichern die Bewirtung; die Gruppe „NexToYou“ spielt Blues, Southern und klassische Rockmusik.
Dritter Schwerpunkt sind die Gmünder Gold– und Silberwaren, die im 19. Jahrhundert das Leben und Arbeiten in der Stadt maßgeblich geprägt haben. Dazu ist von 15 bis 18 Uhr die Ott-Pauser’sche Fabrik im Milchgässle geöffnet, zudem die Silberwarenmanufaktur Hermann Bauer in der Baldungsstraße 5, in der sämtliche Produktionsschritte zur Herstellung einzelner repräsentativer Produkte ausgeführt werden.
Gedenken am Jahrestag
11. September
Der 11. September erinnert außerdem an die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York 2001. Zum Gedenken an diesen Tag findet um 11 Uhr eine Matinee im Gmünder Rathaus im Großen Sitzungssaal statt. Es spricht dazu Rudolf Böhmler, Vorstandsvorsitzender des James-F.-Byrnes Institutes/​Deutsch-​Amerikanisches Zentrum, früher Staatssekretär im Staatsministerium in Stuttgart und heute Vorstand der Deutschen Bundesbank. Die Fotografin Michelle Schultz zeigt dazu unter dem Titel „for once, the city slept“ Fotodokumente im Rathaus und in der foto.grafik-art-gallery am Mühlbergle.

Eine Broschüre zum Tag des offenen Denkmals mit allen Informationen liegt jetzt im Rathaus, im i-​Punkt am Unteren Marktplatz und an vielen weiteren Stellen im Raum Gmünd aus.

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