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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Lufthansa-​Maschine „Schwäbisch Gmünd“ wird abgewrackt

Der 4. September 1989 war ein stolzer Tag für Schwäbisch Gmünd. Die Lufthansa ließ eines ihrer Flugzeuge auf den Namen der Stadt taufen. Inzwischen ist diese Herrlichkeit vorbei. Die „Schwäbisch Gmünd“ steht als Wrack auf dem Flugplatz von Tulsa im US-​Bundesstaat Oklahoma.

Freitag, 05. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 50 Sekunden Lesedauer


Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Hin und wieder haben wir uns bei der Rems-​Zeitung den Spaß gemacht, zu sehen, wie es ihr geht. Entweder durch Besuche bei Tauf-​Jubiläen oder mit einem Blick auf das Internet-​Portal „Air​lin​ers​.net“. Gibt man dort die offizielle Kennung des Flugzeugs ein, die D-​ABXO lautet, kommen Fotos von sogenannten „Spottern“, die dort weltweit Flugzeugbilder veröffentlichen und die „Schwäbisch Gmünd“ in den vergangenen Jahren immer wieder beim Starten und Landen auf Dutzenden von europäischen Flugplätzen geknipst haben.
Noch am 28. Mai dieses Jahres war sie dort auf dem Flughafen Hamburg-​Fuhlsbüttel zu sehen. Der gestrige Besuch der Internet-​Seite brachte allerdings einen Schock. Man sieht an oberster Stelle ein bereits Ende Juli aufgenommenes Bild aus Tulsa im US-​Bundesstaat Oklahoma. Das Bild eines Wracks. Die Triebwerke fehlen und statt des Fahrwerks steht der Rumpf auf Palettenstapeln.
Die Schriftzüge hat der Fotograf ziemlich grob unkenntlich gemacht. An der Lackierung ist aber noch die frühere Zugehörigkeit zur Lufthansa auszumachen. Und an der Spitze des Seitenleitwerks prangt noch das „XO“. Mit den Endbuchstaben der Kennung – im internationalen Alphabet „X-​Rax/​Oscar“ – benennt die Branche intern einen Flieger.
Am 7. Januar 1988 war die Boeing 737 – 300 an die Lufthansa ausgeliefert worden, hätte also in drei Monaten ihren 25. „Geburtstag“ gefeiert. Ein Jahr nach der Indienststellung beschloss das Unternehmen, das quasi alle seine Flieger nach deutschen Städten bzw. Bundesländern benannt hat, die Patenschaft für diese Maschine der Stadt Schwäbisch Gmünd anzutragen.
Platz unter den „Wiegen
der Fliegerei“ gewürdigt
Damit wurde unter anderem gewürdigt, dass es hier sehr früh Flugversuche – etwa durch Richard Vogt – auf der Mutlanger Heide gab und dass die Stadt aufgrund der „uralten“ Segelflugschule auf dem Hornberg ein Platz unter den „Wiegen der Fliegerei“ gebührt.
Die feierliche Zeremonie fand dann mit vielen Ehrengästen am 4. September 1989 in einem Hangar des Stuttgarter Flughafens statt. Als Gattin des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Wolfgang Schuster goss Dr. Stefanie Schuster eine Flasche Champagner über die Nase des Fliegers und enthüllte den Schriftzug auf der Seite des Rumpfs.
Die Maschine mit dem Gmünder Wappen auf einem Schild neben der Eingangstür wurde im Verlauf der Jahre zum vermutlich ältesten „Flug-​Einhorn“ der Welt. Denn es ist sehr ungewöhnlich, dass ein Flugzeug so lange in den Diensten einer Gesellschaft steht. Aber die ABXO erwies sich als äußerst zuverlässig. Aus ihren Bordbüchern gingen keinerlei gravierende Zwischenfälle hervor.
Sie war bis zu ihrem Ende rund 55 000 Stunden in der Luft und hat dabei etwa ebenso viele Starts bzw. Landungen absolviert. Als Werbeträger für die Stadt reichte ihr Einsatzgebiet von Jekaterinenburg im Ural bis Dublin in Irland, von Istanbul in der Türkei bis Helsinki in Finnland.
Bereits vor etwa zehn Jahren musterte die Lufthansa aus Gründen zu hoher Kapazitäten einen Teil ihrer Kurz– und Mittelstreckenflotte aus – auch die „Schwäbisch Gmünd“ stand zur Debatte. Auf Anfrage der Rems-​Zeitung erklärte das Unternehmen damals, dass eine einmal geschlossene Namenspatenschaft auf jeden Fall bestehen bleibe, auch wenn das Flugzeug die Flotte verlasse.
„Das gilt jetzt immer noch“, sagte eine Lufthansa-​Sprecherin in München gestern im Gespräch mit der RZ. Es sei vorgesehen, voraussichtlich im kommenden Jahr ein neues Flugzeug nach der Stadt zu benennen. Vermutlich wird es sich dabei wieder um eine Maschine für die Kurz– und Mittelstrecke handeln. In diesem Sektor setzt das Unternehmen seit vielen Jahren auf Airbus-​Typen. In Frage kommt mithin etwa ein A 319 oder A 320.
„Das ist natürlich ein üblicher Vorgang, dass eine zu alt gewordene Maschine aus dem Betrieb genommen wird“, erklärte im Gespräch mit der Rems-​Zeitung gestern Oberbürgermeister Richard Arnold. Er habe ein Schreiben in Arbeit, mit dem er sich bei der Lufthansa für die seit über zwei Jahrzehnten bestehende Namens-​Patenschaft bedanken werde.
Auch er habe gehört, dass „diese schöne Tradition im kommenden Jahr fortgesetzt werden soll.“ Darauf freue er sich, denn dann könne „Schwäbisch Gmünd mit einem neuen Flieger wieder richtig gut abheben.“

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