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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Musik in Gmünder Kneipen: Wie gewohnt tolle Stimmung und sehr gute Bands, aber nicht mehr das Gedränge wie in früheren Jahren

Wirklich gute Musik, tolle Stimmung und gute Unterhaltung — als ob das allein nicht schon genug wäre. Doch bei der Musik in Gmünder Kneipen gibt es quasi als „Sahnehäubchen“ oben drauf noch den freien Eintritt. Von nahezu 50 Bands, Solisten oder Disc-​Jockeys gab’s gestern wieder in 50 Lokalen etwas „auf die Ohren“. Nahezu jeder musikalische Stil war vertreten. Und doch war manches auch etwas anders als in den anderen Jahren.

Freitag, 05. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


Von Gerold Bauer
SCHWÄBISCH GMÜND. Es ist Herbst, es ist Kneipen-​Musik-​Freitag und die Menschen strömen in die Innenstadt. Denn ab 21 Uhr, das weiß man nach über 20 Jahren, wird es in manchen Lokalen recht schwer, noch freie Sitzplätze zu finden. Einige der auftretenden Bands – zum Beispiel „Mäx“, „Smile in a pocket“ oder die „Swanee Feet Warmers“ – haben schließlich bei den Musikfreunden in der Stauferstadt große Fanclubs und wirken bei der Kneipenmusik als Publikumsmagnet.
Dies war gestern Abend keineswegs anders — und wer zu spät kam, musste sich dort mit einem Stehplatz im Gedränge am Eingang begnügen. Zwar ohne freie Sicht auf die Interpreten, aber immerhin akustisch gut bedient. Darauf zu hoffen, dass sich vielleicht später die Reihen lichten, weil das Publikum noch eine andere Band hören möchte, war selten von Erfolg gekrönt. Das Stammpublikum „verteidigte“ in aller Regel ihre Plätze, bis der Stecker aus der Box gezogen wurde.
Dann gab es gestern Abend auch wieder den einen oder anderen „Geheimtipp“: Newcomer, die nur einem kleineren Teil des (jüngeren) Publikums überhaupt bekannt waren – oder ein paar alte Hasen, die nur noch ab und zu öffentlich in die Saiten hauen, dann aber (wie bei der „Musik in Gmünder Kneipen“) zeigen, dass Alter nicht vor Rhythmus und Blues schützt. Es lohnte sich daher auch gestern Abend wieder, einfach durch die Straßen der Innenstadt zu ziehen, immer den Ohren nach, und einfach zu lauschen, welcher Sound durch’s Kneipenfenster bis bis zum Altstadtpflaster durchdrang und sehr wohl als „Lockruf“ empfunden werden durfte. Zumal es, anders als gewohnt, in vielen Lokalen auch noch nach 22 Uhr freie Stühle oder Plätze an den Stehtischen gab. Zwischen der Qualität der Musiker und der Besucherzahl gab es übrigens keinen Zusammenhang; und wer bereit war, sich auf Neues, auf noch unbekannte Band-​Namen einzulassen, durfte die eine oder andere sehr positive Überraschung erleben.
Manchmal ist es auch die Kneipe an sich, die die Leute anzieht. So konnten sich manche Wirte, die eigentlich gar nichts anders machten, als sonst auch (nämlich die Kosten für die Live-​Musik sparen und einfach gängige Scheiben in den CD-​Player schoben) trotzdem über sehr viele Gäste freuen.
Die „Musik in Gmünder Kneipen“ als generationsübergreifendes Ereignis bot dem Publikum erneut eine Reise durch die Jahrzehnte. Wenn auch die Mehrheit der Duos/​Bands ihren Schwerpunkt auf rockige Ohrwürmer und/​oder anglo-​amerikanische Balladen legte und Titel wie „Sweet Home Alabama“ oder die nicht tot zu kriegenden „Country Roads“ etc. in mehreren Lokalen zu hören waren, gab es sehr aktuelle Strömungen wie „Urban Club Sound“ (was die Vorlieben der jüngeren „Nachtschwärmer“ bediente). Natürlich auch mediterrane, karibische und südamerikanische Klänge. Ein griechisches Speiselokal hatte den CD-​Player ausgeschaltet, behielt den Musikstil aber bei und verbreitete Urlaubsstimmung. Die Zahl der Gäste zeigte, dass diese Strategie aufging. Nur ein paar Schritte weiter hallten spanische Gitarren, begleitet von Cajon und Congas, aus dem Keller. Etwas schwer taten sich hingegen Salsa-​Musiker, die sich schon kurz nach neun Uhr ein volles Parkett wünschten. Dafür war es dann einfach noch zu früh.
Manchmal gibt ja auch der generelle Stil des Lokals schon die Richtung vor. Etwas anderes als harten Rock kann man sich im „Clochard“ wirklich nicht vorstellen — da bleibt sich die Kneipe seit nun fast vier Jahrzehnten treu. Im „Paulaner“ erwartete das Publikum logischerweise Oktoberfest-​Stimmung und bekam diese auch von einer volkstümlich-​bayrischen Gruppe. Dabei zeigte sich, dass Dirndl, Lederhosen (manche Besucher waren so gekleidet) und Rock’n’Roll sehr gut zusammen passen. In dieser Hinsicht hat sich manches verändert; man ist im Festzelt und im Biergarten längst nicht mehr auf Dreivierteltakt und Polka fixiert.
Verändert hat sich aber — leider — auch die Veranstaltungskultur. So waren gestern schon gegen 22 Uhr sehr viele Jugendliche und junge Erwachsene unterwegs, die an der „Musik in Gmünder Kneipen“ überhaupt nicht interessiert waren, sondern sich vor dem City Center, am Marktplatz und in den kleinen Altstadtgassen einfach irgendwo hin hockten oder herum lungerten, um sich mit mitgebrachtem Fusel gehörig einen hinter die Binde zu kippen. Mancher hatte sich schon recht früh durch „Vorglühen“ in das versetzt, was von immer mehr Leuten heute als „Partystimmung“ missverstanden wird. Dennoch konnte die Gmünder Polizei noch um 23 Uhr erfreulicherweise vermelden: „Alles ruhig!“
Das Fazit der „22. Musik in Gmünder Kneipen“ ist ungeachtet der Randerscheinungen eindeutig: Weitermachen, denn ohne würde Gmünd etwas fehlen!

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