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Fußball, Verbandsliga: Bis zum 15. November muss der FC Normannia Gmünd 30 000 Euro aufbringen

Dass der FC Normannia Gmünd finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, konnte man in den vergangenen Jahren stets der Hauptversammlung entnehmen. Jetzt ist aber ganz akut ein Defizit in der Kasse aufgetaucht, die den aktiven Spielbetrieb – zumindest der ersten Fußballmannschaft – stark gefährdet oder zum Erliegen bringen könnte.

Dienstag, 09. Oktober 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
4 Minuten Lesedauer

Vereinsleitung, Aufsichtsrat und die Bereichsleitung Fußball haben Kassensturz gemacht und die Reißleine gezogen. Ergebnis: 30 000 Euro fehlen in der Kasse, um die Kosten für die laufende Saison abdecken zu können. Und das, obwohl Bereichsleiter Heinz Eyrainer seit seiner Amtsübernahme sich vorwiegend um Finanzen gekümmert hat. Doch er hat eine schwere Hypothek übernommen. Und so heißt es in einem Spendenaufruf, der übers vergangene Wochenende an mögliche Unterstützer verschickt worden ist: „In bestem Glauben, den Abstieg aus der Oberliga zu verhindern, hat sich unser Club in jüngerer Vergangenheit finanziell übernommen. So haben wir heute trotz extremer Einsparungen im Bereich unseres aktiven Spielbetriebs keinen gesicherten Etat für die aktuelle Saison!“
Im Klartext heißt die soviel: Die Kosten für die Mannschaften wurden um beinahe die Hälfte reduziert. Teure Spieler wurden abgegeben, die anderen „verdienen“ weitaus weniger als zuvor. Doch von den Einnahmen für die laufende Runde, in erster Linie Werbung und Sponsorengelder, musste das Loch aus der letzten Saison gestopft werden. Wer dafür die Verantwortung tragen muss, oder wer das Fiasko verursacht hat, das will niemand konkret sagen. Fest steht, bis Ende der Saison 2011/​12 war Roland Zink der verantwortliche Bereichsleiter Fußball.
In einem Pressegespräch, bei dem neben Heinz Eyrainer auch Markus Kissling (Leitung Finanzen und Verwaltung) sowie Markus Eichele vom Wirtschaftsrat zugegen waren, erläutert man die derzeitige Situation, verbunden mit einem Rückblick. Kissling: „Ich war vielleicht zu blauäugig, als ich das Amt 2011 übernommen habe, und habe mich auf die Aussagen der Verantwortlichen verlassen, die versicherten: Die Ausgaben sind nicht höher als im Jahr 2010!“
Die finanzielle Situation stellt sich jetzt so dar: Bis zum 15. November muss das Finanzloch in Höhe von 30 000 Euro gestopft sein. So steht es in diesem „Bettelbrief“, zu dem sich die Verantwortlichen beim FC Normannia durchgerungen haben. Aber ein Teil dieses Fehlbetrages ist in der Zwischenzeit schon auf dem Konto eingegangen. So sagt Heinz Eyrainer: „Präsidium und Aufsichtsrat beteiligen sich selbstverständlich auch an der Spendenaktion und haben zusammen schon rund 14 000 Euro aufgebracht!“
„Sollten die restlichen 16 000 Euro bis zum genannten Tag nicht aufgebracht werden, so bekommen alle Spender ihre Einzahlungen zurück“, steht in dem Spendenaufruf für den „Neuen FCN“. Doch Eyrainer ist zuversichtlich, dass es noch genügend Gmünder und Unternehmen gibt, denen die Normannia am Herzen liegt und die einen kleinen oder größeren Betrag spenden.
Knapp hundert dieser Briefe sind verschickt worden. In erster Linie an Mitglieder des Förderkreises und des Wirtschaftsbeirats. Dabei geht es den Normannen aber nicht nur um das Fortbestehen der „runderneuerten“ jungen Verbandsligamannschaft (das Durchschnittsalter ist 22,5 Jahre, 17 von 24 Spielern des aktuellen Kaders stammen aus dem eigenen Nachwuchs), sondern es geht vor allem auch um die über 300 Kinder und Jugendlichen, die im Verein gerne und möglichst gut Fußball spielen wollen. Sie werden von ehrenamtlich tätigen Betreuern und Trainern mit großem Einsatz ausgebildet und gefördert. „Ganz besonders diese jungen Fußballer und Fußballerinnen haben eine sportliche Zukunft beim FCN verdient“, steht in dem Schreiben, in dem auf die drohende Gefahr hingewiesen wird, dass all dies in Frage seht, wenn „wir nicht aus eigener Kraft gemeinsam und mit Ihrer Hilfe und sehr kurzfristig unsere drückenden Altlasten bereinigen können.“
Dabei wird erwähnt, dass die treuen und langjährigen Sponsoren den neuen Weg mitgehen und die meisten ihr Engagement aufrecht erhalten werden.
Einen guten Monat hat die Normannia also nun Zeit, die Finanzen in Ordnung zu bringen. Gelingt dies nicht, sagt Heinz Eyrainer im Gespräch ganz deutlich: „Dann ist meine Mission gescheitert!“ Und Eyrainer erinnert daran, dass er diese Aufgabe eigentlich unter ganz anderen Voraussetzungen übernommen hat. Dass die Aktion jedoch scheitern könnte, mit diesem Gedanken will Fußball-​Chef Heinz Eyrainer gar nicht spielen. Denn ihm geht es nicht nur um das fehlende Geld, sondern um die Zukunft und die Neuausrichtung des Vereins (siehe „Der Neue FCN“), die er selbst vorgegeben hat.
Für diese „neue Normannia“ will er sein Gesicht hergeben. Deswegen wurde auch als Termin bereits der 15. November ins Auge gefasst. „Wir wollen das nicht ewig hinausziehen. Wir wollen einen Schnitt machen und mit einem soliden Etat nicht nur diese Runde bestreiten, sondern auch in den kommenden Jahren auf soliden Beinen stehen.“
Als erste Maßnahme hat Eyrainer den Etat für die erste Mannschaft auf rund 80 000 Euro reduziert, dazu Trainerkosten und die Ausgaben im Jugendbereich mit rund 60 000 Euro. Überhaupt sieht das Konzept vor, dass die Jugend und die U 23 in den nächsten Jahren Prämisse haben. Man will die Qualität der Nachwuchsbetreuer steigern, damit mit guter Jugendarbeit die Basis für die kommende aktive Mannschaft gelegt werden kann.
„Jeder, der hier spielt, weil er das Geld braucht, ist bei uns fehl am Platz“, hat Eyrainer bei seiner Amtsübernahme zur Mannschaft gesagt. Künftig gilt: „Wir geben nur das Geld aus, das wir auch einnehmen.“ Und Markus Kissling ergänzt: „Wir spielen nur noch den Fußball, den wir uns auch leisten können!“
Im übrigen ist die Mannschaft am Sonntagabend über diese Aktion informiert worden. Wenn „alle Stricke reißen“, wäre es auch denkbar, dass die Spieler auf einen weiteren Teil ihrer Entschädigungen verzichten (müssen).
Damit künftig solche Defizite aber vermieden werden, hat Kissling ein Kontrollsystem eingeführt. Damit wäre es möglich, schnell zu reagieren, wenn der Etat nicht eingehalten wird. Und man wird sich nie mehr auf Aussagen anderer Leute verlassen müssen nach dem Motto „das Geld kommt schon …“
Eyrainer und Kissling legen aber Wert auf die Feststellung, dass es nicht so ist wie bei der Sportvereinigung Böblingen, die schon seit zwei Monaten keine Spielergehälter mehr bezahlt hat und nun eine Umlage bei den Mitgliedern machen will (siehe Bericht unten). „Wir sind bis zum heutigen Tag unseren finanziellen Verpflichtungen nachgekommen“, sagt Eyrainer, der aber auch hofft, dass sich im Sponsoren– und Marketingbereich in nächster Zeit etwas mehr tut. Denn richtige Großsponsoren wie andere Vereine hat die Normannia nicht, nur viele kleine.
Mit dieser Aktion, hinter der der Aufsichtsrat genauso steht wie das Präsidium, will man die Grundlage schon für die nächste Saison schaffen. „Wir hätten das Geld auch als Kredit oder als vorgezogene Sponsorengelder erhalten können“, sagt Eyrainer, doch damit hätte man nur ein Loch mit dem anderen gestopft.
Wie sieht es mit den Finanzen „außerhalb des Spielbetriebs“ aus? Immerhin sind noch genügend Schulden aus dem Neubau des FCN-​Forums und der Renovierung der Normannia-​Gaststätte vorhanden. Doch die betreffen den Hauptverein und die Darlehen werden auch vom Hauptverein getilgt. Aber man will auch das neue Forum nutzen und dieses eventuell vermieten in Verbindung mit der Vereinsgaststätte.

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