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Warum ein kranker „Kampfhund“ dem Tierheim-​Team so am Herzen liegt

Der Don ist ein Kampfhund. Aber das weiß der Don nicht. Er ist einfach ein verspielter, unglaublich schmusiger junger Hund, der dringend ein Zuhause bräuchte. Sagt Tierheim-​Chef Hans Wagner, durch dessen Hände schon so viele Hunde gegangen sind, dass er weiß, von was er spricht.

Samstag, 24. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 57 Sekunden Lesedauer


Von Birgit Trinkle
Was genau der Don ist, lässt sich nicht feststellen – ein Pitbullterrier vermutlich, oder ein American Staffordshire Terrier. Er wurde im Juli 2011 geboren und ziemlich genau ein Jahr später von den Behörden „eingezogen“ – der Dame, die ihn aufgenommen hatte, war nicht bewusst, dass sie für diese Art Hund eine Haltererlaubnis benötigte. Wohl auch nicht, dass es so etwas wie einen Wesenstest gibt.
So kam Don also ins Tierheim. Hans Wagner gefiel der Hund nicht. Und das nicht der missgestalteten Ohrmuscheln wegen – die kommentiert er nicht. Kein Wort davon, was er sich denkt dabei. Alles, was er zu den Ohren sagt, und zu dem mehrfach gebrochenen Schwanz, den der Tierarzt attestiert: „Das sieht aus wie das Ergebnis eines äußerst stümperhaften Versuchs, zu kupieren.“ Das Kupieren, also das Amputieren von Teilen der Ohren und der Rute ist in Deutschland und vielen anderen Ländern verboten; es handelt sich – von einigen wenigen begründeten Ausnahmen abgesehen – schlicht um eine ausschließlich modisch bedingte Quälerei ersten Ranges. Selbst wenn sie unter Narkose vorgenommen wird, ist davon auszugehen, dass das Tier während der darauffolgenden Wochen Schmerzen erleidet.
Nein, der Hund machte einfach keinen guten Eindruck. Wie er sich bewegte, wie er den Kopf drehte – da war irgendetwas nicht in Ordnung. Der Tierarzt war der selben Meinung, und so wurde Don in die Tierklinik Reif gebracht, wo unter anderem der Kernspintomograph für die für Tierheim-​Verhältnisse sehr hohe Rechnung verantwortlich war. Die Diagnose musste sich Wagner erst aus dem Medizinischen ins Deutsche übersetzen lassen: Don kann nicht operiert werden. Aufgrund von Arthrosen wird er zeitlebens körperlich behindert sein – weshalb er, so könnte vermutet werden, ja auch weggegeben wurde. Knochenbildungen im Bereich der Wirbelsäule können ebenso wenig entfernt werden wie Knochenveränderungen an den Vordergliedmaßen korrigiert. Und das führt zu Bewegungseinschränkungen. Weitere Untersuchungen erübrigen sich. Gelegentliche Entzündungsschübe können mit Medikamenten relativ problemlos behandelt werden. Der Hund ist kastriert und geimpft.
Hans Wagner – auch das sagt einer wie er nicht, und trotzdem wird’s deutlich – steht er nahe, der Don: „Der ist so lebenslustig, so verspielt; das ist einfach ein ganz lieber Kerle.“ Jetzt macht er den Wesenstest mit dem Hund. Er hat noch jeden durchgebracht; bei Don, sagt er, ist das gar kein Problem. Es sind andere Sorgen, die er hat: „Wir suchen einen Platz für ihn. Der braucht Zuwendung; er hat das Aussehen eines Kampfhundes, aber er hat noch niemand was getan, ist völlig harmlos. Ich hab einen Dackelmischling der gefährlicher ist.“
Wer sich um Don kümmern möchte, darf sich gerne im Dreherhof melden.

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