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Schwester Waltraud Herbstrith im Franziskus-​Gymnasium über die drei großen Personen des Karmels

Das Auftanken in der Stille mit einem liebevollen Aufmerken ist für die Karmelitin, Schwester Waltraud Herbstrith aus Tübingen, von zentraler Bedeutung. Beim Gesprächsabend im Franziskus-​Gymnasium Mutlangen ging die weithin bekannte Autorin auf die großen Gestalten des Karmels ein.

Dienstag, 27. November 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 17 Sekunden Lesedauer

Von Sonja Ruis
MUTLANGEN. Ausgehend von ihrem persönlichen Lebens– und Glaubensweg zeichnete die Mitbegründerin und frühere Priorin des Edith-​Stein-​Karmels in Tübingen, Schwester Waltraud Herbstrith, den Weg der beiden spanischen Heiligen Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz sowie der in Auschwitz ermordeten Edith Stein nach. Schulleiter Harald Ocker konnte zu diesem informativen und aufschlussreichen Abend neben der über den deutschen Sprachraum hinaus bekannten Referentin auch äußerst interessierte Besucher begrüßen. Für das musikalische Entree sorgte Vinzenz Eberhard am Flügel.
Ernst Amann-​Schindler, der Vorsitzende der „Freunde des Franziskus Gymnasiums e.V.“, verstand es als kompetenter Moderator, das komplexe Thema in einem spannenden Gedankenaustausch zu erläutern und damit einen konstruktiven Dialog zu gestalten. In Spanien gründete im 16. Jahrhundert die Karmelitin Teresa von Ávila, unterstützt durch den Karmelitenpater Johannes vom Kreuz, einen Ordenszweig, die heutigen teresianischen Karmeliten. Beten ist für die Mystikerin ein „inneres Gebet“, so wie ein stilles „Verweilen bei einem Freund, der uns liebt“. Aus dieser sehr mystisch geprägten Form des Gebets schöpfte Teresa Kraft und Zuversicht. Edith Stein verkörpert eine moderne Mystikerin, die in ihrem Leben als Jüdin und vergeblicher intellektueller Suche nach der Wahrheit den christlichen Gott entdeckte und 1922 zum katholischen Glauben übertrat. 1942 wurde sie von den Nationalsozialisten ermordet.
Anregend und erfrischend erzählte die studierte Germanistin und Neuphilologin Waltraud Herbstrith von ihrem Eintritt in den Kölner Karmel im Jahre 1953. Mit faszinierender Offenheit schilderte sie ihre Beweggründe. Sie erzählte von Schwester Renata Posselt, der Priorin des Kölner Karmels, von der sie ebenso beeindruckt war, wie von Edith Stein, die dort zuvor Novizin war. Waltraud Herbstrith beschrieb ihren Aufbruch aus dem Kölner Karmel mit drei anderen Schwestern und der Klostergründung in Tübingen. „Wir haben ein Haus übrig in Tübingen, sagte Bischof Moser“, so schilderte die betagte Ordensfrau mit einer bestechenden Lebendigkeit ihre Etappen. Besucher aller Nationen und Konfessionen waren in ihrem Kloster zu Gast. Ignatz Bubis, ehemaliger Vorsitzender des Zentralrates der Juden, oder auch Pater Lassalle pflegten intensive Kontakte.
Teresa von Avila und Johannes vom Kreuz waren die spirituellen Lehrer für Waltraud Herbstrith. Und so ging der Dialog dann auch der Frage nach der Modernität der Theologie Teresas nach und was diese für uns heute bedeuten kann. „Das leer sein vor Gott in der Meditation“, sagte Waltraud Herbstrith, empfinde sie anziehend und bereichernd.
Schweigen, nichts sprechen, leer werden in Gedanken und eintauchen in das an sich Unaussprechliche zwei Stunden am Tag, vermittelt eine tiefe innere und berührende Freude, die es gelte in den Alltag zu transportieren. Auf die Frage, „Ob ihr das so leicht gelinge“, meine sie süffisant, „Ich hab‘ halt keine Gedanken“. Die Stille lasse sich nicht erzwingen. Sie selbst sei entzückt von der Schöpfungswirklichkeit. „Stille in der Natur ist für mich auch ein solches Glück.“ Vom Frauenbild der Edith Stein seien vor allem auch die Japaner beeindruckt.
Für die katholische Schwester ist Edith Stein „eine reine Philosophin“, die an der Universität damals als Frau nicht ernstgenommen worden sei. Gerade im Hinblick auf die Selbständigkeit der Frauen müsse das Philosophische zum neuen Menschenbild beitragen. Damit werte sie die Männer nicht ab. Mit einer spontanen Signierstunde und bereichernden Begegnungen schloss der Abend.

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