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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Grausige Einzelheiten über die Bluttat in Herlikofen kamen vor dem Landgericht in Ellwangen zur Sprache

Auch am vierten Verhandlungstag im Landgericht Ellwangen gegen einen Mann aus Herlikofen, dem vorgeworfen wird, im Frühsommer seine von ihm getrennt lebende Ehefrau und Mutter der zwei gemeinsamen Kinder in deren Wohnung ermordet zu haben, dauerte die fortgesetzte Beweisaufnahme bis zum späten Nachmittag.

Mittwoch, 12. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 22 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND /​ELLWANGEN (pm). Das deshalb, weil der vermeintliche Täter auch an diesem Tag keinerlei Angaben zur Tat machte. So musste das Sachgericht, das unter Vorsitz von Richter Gerhard Ilg tagte, mühsam einen Mosaikstein nach dem anderen zusammenfügen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Es mussten also zwei weitere Zeugen aus dem Umfeld der Getöteten und 19 Polizeibeamte, die mit der Tat befasst waren, gehört werden, ebenso eine Gutachterin des Landeskriminalamtes und der Gerichtsmediziner Prof. Dr. Miltner aus Ulm. Dabei ging es in erster Linie im Detail darum, wie das Opfer zu Tode gekommen war, welche Spuren die grausige Bluttat hinterlassen hatte, und wie diese zu werten waren. Zu allem machte auch diesmal der Angeklagte keinerlei Aussagen und einen weitgehend stoischen, ungerührten Eindruck.
Zuerst wurden am gestrigen Tag zwei Nachbarinnen gehört, von denen zumindest eine eine gute Freundin der ums Leben gebrachten jungen Frau war. Auch sie wusste zu berichten, dass der Mann tablettensüchtig war und seine Frau geschlagen habe, diese es aber zuließ, dass er, wie am Tattag, in Herlikofen die Kinder besuchte. Das ergänzte die zweite Nachbarin dahingehend, dass er mit den beiden Kindern gut umgegangen sei. Am Tag der Tat habe er sich angemeldet.
Eine Polizistin schilderte, dass der Angeklagte sich habe widerstandslos festnehmen und ins Polizeiauto habe führen lassen. Er sei ruhig gewesen, doch habe er gesagt: „Was passiert mit meinen Kindern?“. Einem Polizeibeamten habe er gestanden: „Ich habe es getan!“ Er habe sich auch dahingehend geäußert, dass die Kinder nicht in die Wohnung gehen sollten. Sie sollten nicht sehen, was er angerichtet habe. Weitere Polizeibeamte schilderten ebenfalls ihre Eindrücke bei der Festnahme und bei seinem Verhalten auf dem Revier. Dort soll er gesagt haben: „Was meine Frau ist tot!“ Ein Kripobeamter wusste zu berichten, dass er ganz ruhig und wie unbeteiligt gewesen sei. Er habe nicht das Bild abgegeben, das man sich gemeinhin von einem Mörder mache.
Ein weiterer Kripobeamter erlebte ihn als unauffällig aber angespannt. Er habe klar geantwortet, jedoch keine Emotionen gezeigt. Auch weitere Kripo und Polizeibeamte hatten ihn, folgte man ihren Aussagen, ähnlich erlebt. Der Letzte im Zeugenmarathon war der Polizist, der auch den Notruf: „Ich glaube, ich habe meine Frau ermordet!“ entgegengenommen und weitergeleitet hatte.
Nach dem Bericht einer Gutachterin des Landeskriminalamtes über den Standort des Täters während der Tat, der sich nicht zweifelsfrei klären ließ, war der Bericht des Gerichtsmediziners Prof. Dr. med. Erich Miltner aus Ulm dazu angetan, Grauen zu spüren. Der Mann hatte seine 28 Jahre alte Frau in den Hals gestochen und fast rund um den Hals einen tiefen Schnitt ausgeführt. Dabei wurden Halsarterie, Speiseröhre, Kehlkopf, Nerven und Halsgefäße durchschnitten. Beim Opfer wurden acht Abwehrverletzungen und weitere sieben Schnittverletzungen an den Händen festgestellt. Nicht klären ließ sich die Frage, ob der Täter während der Tat von der Frau abgelassen und dann erneut auf das bereits verstorbene Opfer eingeschnitten habe. „Weil alles ein großes Schlachtfeld ist, kann man nicht erkennen, wie es passiert ist“. Auch hier sah man dem Angeklagten keine Regung an.
Fortgesetzt wird das Verfahren am Freitag der kommenden Woche, wo dann wohl Staatsanwalt Peter Humburger und die Verteidigerin aus Heilbronn ihre Plädoyers halten werden, und das Gericht zur Urteilsfindung schreiten wird.

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