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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Das neue Einhorn-​Jahrbuch: Was die Gmünder 2012 bewegte

Es ist die laufende Chronik Gmünds und ein Kompendium historischer Aufsätze, ein Nachschlagwerk für die Hiesigen und ein Heimweh-​Heilmittel für die Exil-​Gmünder von Aalen bis Amerika: Das Einhorn-​Jahrbuch. Heuer besonders umfangreich, dank 850-​Jahr-​Stadtjubiläum.

Donnerstag, 13. Dezember 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 42 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (rw). Die Autoren und Stadt-​Pressesprecher Markus Herrmann stellten das Jahrbuch 2012 gestern im Rathaus vor. Ein Schwerpunkt liegt naturgemäß auf dem Stadtjubiläum. Wer in kommenden Dekaden wissen will, wie Gmünd sein 850-​Jahr-​Jubiläum feierte, kann sich hier einen Überblick verschaffen. Ein Kernstück stellt dabei die Staufersaga dar, die mit einer ausgiebigen, natürlich farbigen Fotostrecke und den Besprechungen aus Rems-​Zeitung und Tagespost vertreten ist. Diese Seiten dokumentieren die Wirkung von Stephan Kirchenbauer-​Arnolds Gesamtkunstwerk in unmittelbarer Frische, und sie verdeutlichen, wie die Staufersaga die Gmünder auf das Stadtjubiläum fokussierte, ihren Gemeinschaftsgeist befeuerte und dem Ganzen enorme Außenwirkung bescherte. Davon wird man in 50 Jahren noch sprechen – ein Grund mehr, das Jahrbuch 2012 gut zu hüten.
Umfangreicher als sonst mit gut 300 Seiten ist es also geworden, und es entwickelt sich unter der Redaktion von Birgit Markert weiter, nachdem schon im vergangenen Jahr das kräftige Blau des Buchrückens durch ein dezent-​dunkles Graubraun ersetzt wurde – was sich, weil neutral, für die Bildcollagen des Titels besser eignet. Auch im Inneren wird jetzt mehr mit Bildern und Illustrationen gearbeitet (Gestaltung: Iris Barth).
Geblieben ist der treue Stamm von Autoren, die zum guten Teil schon seit vielen Jahren für das Jahrbuch historische Aufsätze verfassen, immer mit viel Expertise, aber durchaus populär, meist flüssig und unterhaltsam zu lesen. Der Schwerpunkt Stadtjubiläum hatte zur Folge, dass dieses Mal Beiträge abgelehnt werden mussten – aber nächstes Jahr kommt das Jahrbuch ins Schwabenalter und hat in eigener Sache etwas zu feiern.
Geblieben ist das vertraute Gerüst des Chronikteils, der Personalien, Altersgenossenfeste und Totentafel, der Rückblick des Oberbürgermeisters und die Berichte von Ereignissen, die Schwäbisch Gmünd bewegten.
Die größere Perspektive, der Blick über den Tellerrand der Gegenwart hinaus, bleibt den Autoren überlassen, die ihre Beiträge im Rathaus gestern kurz vorstellten. Ulrich Müller blickt zurück auf 75 Jahre Rehnenhof und auf die Entwicklung des Schönblicks, den die Altpietisten 1914 ob seiner einzigartigen Lage erwählten. Was man durchaus berücksichtigen könne bei der Frage, ob ein Baumhotel dort angemessen sei, so Müller. Dieter Rodi berichtet von der Ausweisung von Schutzäckern für die Artenvielfalt. Zur ästhetischen Artenvielfalt gehören die historistischen Malereien in der Johanniskirche, die Karl Dehner gegen Ende des 19. Jahrhunderts anfertigte. Ihnen wendet sich Wolfgang Müller zu – vielleicht eine späte Wiedergutmachung für seinen Großvater, der eben dieser Maler war, und dessen Werk Müller nach eigenem Bekunden in seiner Jugend so wenig schätzte. Um in der Johanniskirche zu bleiben: Stephan Beck lenkt den Blick auf die restaurierte Orgel von 1880.
Robert Kloker schreibt über einen Gmünder Amtskollegen, dessen Priesterweihe 75 Jahre zurückliegt und dessen Vita bemerkenswert ist: Gebhard Luiz. Ihn steckten die Nazis ein halbes Jahr ins Gefängnis. Luiz hielt Kontakt zu Bischof Sproll, dem einzigen katholischen Bischof, für den die Gegnerschaft zu den Nationalsozialisten Konsequenzen hatte – er musste in die Verbannung. Freud und Leid eines Pfarrers auf dem Rechberg in der Mitte des 19. Jahrhunderts stellt Franz Merkle in „Ein kurzes Priesterleben“ dar. Hans Kloss und Susanne Lange-​Greve stellen den Bilderzyklus des „Gmünder Epos“ vor, Heidrun Irre wendet sich den amerikanischen Sujets des Historienmalers Emanuel Leutze zu. Das Wirken der Franziskanerinnen im heutigen „Klösterle“ beleuchtet Elisabeth Heise. Heute ist dort das Schulmuseum untergebracht, dessen Odyssee mit glücklichem Ausgang Karl Koschorreck schildert.
Über das Schattentheater-​Festival und die großen Ausstellungen des Museums schreiben Sibylle Hirzel und Joachim Haller. Worauf sich der Kreis schließt und man wieder bei den Staufern anlangt, beim Kreuzpartikel des Gmünder Münsters (Karl-​Heinz Hegele) und beim Mainzer Pfingstfest von 1184 (Hubert Herkommer), von der Staufersaga in so glänzende Bilder gefasst. Werner Debler ist es vorbehalten, dem Mann einen Aufsatz zu widmen, der die Zeitschrift Einhorn und das Einhorn-​Jahrbuch gründete: Eduard Dietenberger, der Verleger und Mäzen, der am 27. Dezember vor hundert Jahren geboren wurde.

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