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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Container-​Architektur für den Güterbahnhof: Entscheidung erst in zwei Wochen

Eigentlich stand im Hinblick auf das Kinder– und Jugendforschungsprojekt am Güterbahnhof (EULE-​Projekt) gestern eine Beschlussfassung auf der Tagesordnung. Auf Wunsch vieler Stadträte wurde daraus eine Vorberatung. Und dies wurde dann intensiv gemacht.

Donnerstag, 01. März 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 43 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (gbr). Als Stadtrat Elmar Hägele (Grüne) zu Beginn der Sitzung des Bau– und Umweltausschusses/​Verwaltungsausschusses gestern im Gmünder Rathaus den Antrag stellte, das Thema noch intensiv zu beraten, auch fraktionsintern, und erst in zwei Wochen im Gemeinderat zu entscheiden, waren sich die übrigen Fraktionen keineswegs einig. Christian Baron (CDU) und Ullrich Dombrowski (FW/​FDP) machten deutlich, dass für sie das Projekt entscheidungsreif sei. Bilal Dincel (SPD) entgegnete, dass es auf diese zwei Wochen doch nicht ankomme. Auch die Fraktion der Frauen sowie die Linken signalisierten, dass noch interner Gesprächsbedarf besteht. OB Richard Arnold, 1. Bürgermeister Dr. Joachim Bläse und Celestino Piazza (CDU) stellten klar, dass aufgrund des EU-​Projekts und der Landesgartenschau sehr wohl die Zeit dränge und außerdem Fristen eingehalten werden müssten. Wenn der Gemeinderat aber in zwei Wochen endgültig entscheide, entstehe dadurch kein Schaden. Piazza betonte, er wolle es nicht auf eine Kampfabstimmung und einen Beschluss von 51 : 49 Prozent ankommen lassen. Er akzeptiere daher ebenfalls die Änderung von Beschlussfassung in Vorberatung.
Zunächst stellte Baubürgermeister Julius Mihm ausführlich alle sechs Entwürfe aus dem Wettbewerb vor und freute sich auf die Realisierung. „Alles was jetzt wie eine Mondlandschaft wirkt, wird später eine Stadtlandschaft!“. Drei Entwürfe gingen von einem recht ähnlichen architektonischen Konzept aus, in dem sie die Lücke zwischen den beiden historischen Güterbahnhof-​Gebäuden mit einen kubischen Glasbau überspannten und darin zur Innenraum-​Aufteilung Boxen platzierten. Eine weitere Arbeit überspannte die bestehenden Gebäude und den Freiraum mit einem recht transparenten Gebäude, das eine sägezahn-​artige Silhouette aufwies. Der am Ende als zweiter Platz eingestufte Entwurf blieb beim Zwischenbau sehr flach und realisierte das Raumprogramm unter Einbeziehung eines Untergeschosses.
Geradezu ins Schwärmen geriet Mihm bei der Vorstellung des Sieger-​Entwurfs, für den sich ein sehr große Mehrheit der Jury entschieden habe. Container seien für Kinder ein vertrautes Element und passen auch zu einem ehemaligen Güterbahnhof. Die komplexe, aber nicht unübersichtliche Architektur lade dazu ein, auf Entdeckungsreise zu gehen. Dr. Bläse ergänzte, dass dieses EULE-​Projekt weit über die Landesgartenschau hinaus von Bedeutung sein werde.
Celestino Piazza pflichtete Julius Mihm in seinem Urteil weitgehend bei und lobte die Möglichkeit des Entwurfs zu einer modularen Entwicklung. Es sei quasi eine begehbare Skulptur und schaffe einen Dreiklang mit den vorhandenen Gebäuden. Mit ein bisschen Mut werde die CDU für diesen Entwurf stimmen.
Wolfgang Greil (SPD) sagte, dass die anderen Entwürfe zwar quadratisch-​praktisch-​gut seien, ihnen aber der besonders zarte Schmelz fehle. Der Sieger-​Entwurf wecke die Neugier, das Gebäude zu betreten, deshalb sollten alle Fraktionen den Mut haben, es zu realisieren.
Karl Miller (Grüne) betonte, dass seine Fraktion voll hinter dem EULE-​Projekt stehe — und gerade deshalb gegen den Container-​Entwurf sei. Und zwar weil er die denkmalgeschützte Umgebung ignoriere, kostenträchtig sei, energetisch nicht innovativ — und weil man nicht von der Langlebigkeit dieser architektonischen Idee überzeugt sei.
Ulrich Dombrowski wollte sich nicht für den zarten Schmelz des Entwurf erwärmen, sondern vermutete wie Miller, dass sich bei diesem Entwurf schon nach ein paar Jahren eine architektonische Paradentose bemerkbar machen werde. Wie Container nach ein paar Jahren aussehen, könne man sich auf jedem Güterbahnhof anschauen. Karin Rauscher (Freie Wähler Frauen) lobte das breit angelegte Verfahren, mit dem die Entwürfe entwickelt und beurteilt wurde. Ihrer Meinung nach sei die Aufgabe – keinen Musentempel, sondern etwas Einladendes für Kinder und Jugend zu schaffen – vom Wettbewerbssieger gut gelöst worden.
Sebastian Fritz (Linke) sprach von weiterem Beratungsbedarf und verzichtete deshalb auf eine inhaltliche Stellungnahme zum jetzigen Zeitpunkt. Klare Worte kamen hingegen von Elmar Hägele, der im Hinblick auf die Container-​Architektur von einer „aufdringlichen Scheußlichkeit“ sprach, die dem gesamten Wohnumfeld schade. Christian Baron bedauerte, dass in das Verfahren der Jugendgemeinderat noch gar nicht eingebunden worden sei. Deshalb solle man die nun gewonnenen zwei Wochen nutzen, um in Erfahrung zu bringen, welcher Entwurf jungen Leuten am besten gefällt.

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