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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Bürgerdialog zum Tunnelfilter: Präsentierte Analysen sprechen nicht für den Einbau

Der Bürgerdialog hat noch zwei weitere Teile in den nächsten beiden Monaten. Dort werden dann Untersuchungen präzisiert und Zahlen auf eine breitere Basis gestellt. Doch man kann sagen, dass die beim zweiten Teil des Dialogs gestern im Schönblick vorgestellten Analysen nicht gerade für den Einbau eines Filters in den Tunnelkamin sprachen.

Freitag, 25. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 6 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (ml).
Einsehen können die Interessierten die Unterlagen ab kommender Woche im Bürgerbüro des Rathauses. Zu Beginn der öffentlichen Veranstaltung schilderte Schönblick-​Leiter Martin Scheuermann, dass die Beratungen zuvor in vier Stunden sehr intensiv und mit vielen Fakten gespickt gewesen seien. Die Folgen von zu hohen Schadstoffkonzentrationen habe er als sehr erschreckend empfunden.
Alle wichtigen Werte werden
intensiv untersucht
Darüber sprach Dr. Erich Wichmann von der Uni München. Seine Untersuchungen werden sowohl die durchschnittliche Dauerbelastung als auch meteorologische Spitzen berücksichtigen. Das sei allerdings erst nach dem Vorliegen der detaillierten Zahlen möglich.
Dr. Herbert Pflaum untersucht die wirtschaftliche Bedeutung eines Tunnelfilters. Es gebe einige wenige Standorte auf der Welt. An deren Erfahrungen werde seine Analyse sich orientieren.
Dr. Görge Deesberg sprach über den vom Tunnelkamin ausgehenden Lärm. Die Ventilatoren laufen von 5 bis 20 Uhr, in der restlichen Zeit verlasse die Abluft den Tunnel über die Portale. Der Ventilatorenlärm sei sehr gedämpft, die Strömungsgeräusche demgegenüber noch leiser.
Dr. Esther Stahl untersucht verschiedene Filtertechnologien. Ein Partikelfilter wäre in Gmünd möglich, ein Gasfilter würde ein sehr großes Bauvolumen erfordern, weshalb sie diesen für kaum realisierbar hält.
Dr. Rainer Röckle, dessen Büro in Freiburg sich seit 20 Jahren mit Luftreinhaltung beschäftigt, stellte erste Untersuchungsergebnisse vor. Er untergliederte diese in drei Teile: B 29 ohne Tunnel, Tunnel ohne sowie Tunnel mit Filter. Die ersten Berechnungen zeigten, dass sich im Tal durch den Tunnel eine deutliche Entlastung von Luftschadstoffen gebe. Das sei aber nicht so sehr darauf zurückzuführen, dass die Tunnel-​Abluft nach oben weggeblasen werde, sondern auf den sich durch den Tunnel stark verflüssigenden Verkehr, der insgesamt zu wesentlich weniger Abgasen führe.
Rund um den Kamin seien den ersten Berechnungen nach keine höheren Belastungen zu erwarten. Das liege zum einen an weniger werdendem Schleichverkehr auf der Nordachse, wenn der Tunnel den Verkehr im Tal halte. Zum anderen sei daran die sehr großflächige Verteilung der Tunnelabluft schuld. Entsprechend werde der Effekt eines Filters kaum messbar sein. Weitere Berechnungen für unterschiedliche Wetterlagen werde er bei den nächsten Runden vorlegen.
Mit diesen Zahlen wollten sich die Diskussionsteilnehmer im Forum Schönblick allerdings nicht wirklich anfreunden. Es müsse darum gehen, die entstehenden Schadstoffe überhaupt nicht in die Umgebung zu bringen, hieß es. Die Bemerkung, „die Zahlen könne man glauben, oder auch nicht“, mochte Moderator Ralf Eggert ungern so stehen lassen. Er betonte, dass die Experten exakt rechneten und es werde ja auch gemessen.
Oberbürgermeister Richard Arnold, der sich bei der Begrüßung darüber gefreut hatte, dass diesmal noch mehr Bürgerinnen und Bürger zum Dialog erschienen waren, verfolgte den Vortrag der Zahlen mit großem Interesse. Er lud alle ein, an den nächsten Runden teilzunehmen, wenn die endgültigen Zahlen eine genauere Auskunft darüber zuließen, welchen Effekt ein Filter haben könne und wie wichtig dieser sei.

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