Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Sport

Fußball, EM: „Cacau passt perfekt in den Mannschaftsplan“

Bundestrainer Joachim Löw gab gestern Mittag den vorläufigen Kader der deutschen Nationalmannschaft bekannt, der sich auf die Europameisterschaft in der Ukraine und Polen vorbereitet. Vier Spieler werden Ende Mai noch aus der Löw-​Liste gestrichen. Julian Draxler gehört mit Sicherheit zu den größten Überraschungen.

Dienstag, 08. Mai 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer

Die Rems-​Zeitung unterhielt sich mit drei Trainern aus der Region nicht nur über die Nationalmannschaftsspieler, sondern auch über die Chancen auf den EM-​Titel, die Konkurrenz und die politische Situation in der Ukraine.
Rainer Kraft, Fußballlehrer und Trainer beim Oberligisten FC Normannia: „Ich kenne Joachim Löw persönlich sehr gut und er wird sich bei der Auswahl der Spieler seine Gedanken gemacht haben. Manuel Neuer und Tim Wiese sind als Torspieler gesetzt. Ter Stegen oder Zieler, einer von beiden Keepern darf nicht zur EM fahren. In unserer Gruppe gegen Portugal, Niederlande und Dänemark ist alles möglich. Kommen wir da durch, gehört Deutschland zu den Titelfavoriten. Genau wie Spanien oder England. Ich tippe auch darauf, dass noch eine Überraschungsmannschaft sehr weit kommt.
Ich selbst war vor zwei Jahren im Iran als Fußballtrainer und kann daher sagen, dass man im Ausland immer nur Gast ist und sich auch so benehmen sollte. Die EM hat nichts mit Politik zu tun. Es geht nur um Fußball. Daher halte ich nichts von einem Boykott oder ähnlichen Dingen. Keiner von uns weiß doch, was genau in der Ukraine passiert. Wir sind auf die Medien angewiesen und auf das, was die Medien uns mitteilen.
Natürlich haben auch die Spieler ihre persönliche Meinung zu der Lage in der Ukraine, aber das spielt in den 90 Minuten keine Rolle. Kritische Stimmen sind in Ordnung, aber der Fußball sollte im Mittelpunkt stehen und nicht die Politik. Denn die UEFA als Organisator kann zum Beispiel die EM nicht so einfach in ein anderes Land, wie Deutschland, bringen oder nur in Polen spielen lassen. Das lassen die Statuten nicht zu. Ich freue mich auf ein riesiges Fußballfest mit tollen Spielen und einer guten Stimmung.“
Alexander Zorniger, Fußballlehrer und Trainer beim Regionalligisten Großaspach: „Ich gönne es Cacau, dass er im EM-​Kader steht. Joachim Löw tut gut daran, dass er den Stürmer des VfB Stuttgart mitnimmt. Cacau passt perfekt in den Mannschaftsplan, da er als Einwechselspieler Tore schießt. Julian Draxler mit seiner Unbekümmertheit ist zwar eine überraschende, aber nachvollziehbare Entscheidung. Dass die Dortmunder und Münchner erst spät zum Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft kommen, ist zwar für Löw nicht ganz optimal, aber auch nicht schlimm. Die jungs spielen seit eineinhalb Jahren so einen geilen Fußball, dass die nur zwei, drei Tage zusammen sein müssen, da jeder Spieler weiß, wie der andere tickt und was er zu tun hat. Seit 1954 hatte und hat jede deutsche Nationalmannschaft die Chance, eine EM oder WM zu gewinnen. Etwas Glück und eine gute Auslosung gehören dazu. Dann ist für Deutschland immer der Titel drin. Auch dieses Jahr in Polen und der Ukraine. Der Fall Timoschenko ist schwierig. Aber unsere Jungs sind Fußballer und keine Politiker. Darauf sollten sie sich konzentrieren.“
Markus Lakner, A-​Lizenz-​Inhaber und Trainer des Landesligisten FC Bargau: „Wenn Joachim Löw von den Qualitäten eines Cacau überzeugt ist, dann ist es die richtige Wahl den Stuttgarter Stürmer mitzunehmen. Patrick Helmes hätte es aber auch verdient. Klasse finde ich, dass Löw Julian Draxler als junges Blut im Kader hat. Löw hat es schon immer verstanden, Talenten eine Chance zu geben. Er wird Draxler wahrscheinlich nicht mit zur EM nehmen, aber er zeigt ihm jetzt, dass er sehr nah dran ist und für die Zukunft mit ihm plant. Das ist eine große Stärke von unserem Bundestrainer. Eine Europameisterschaft zu gewinnen ist vielleicht nicht schwieriger als einen WM-​Titel zu erringen, aber die EM hat eine andere Qualität. Das Thema Menschenrechte in der Ukraine tangiert die Spieler nicht. Zwar sind Sport und Politik nicht immer trennbar, aber ein Boykott ist falsch. Denn das Fernbleiben würde ja nur zeigen, dass unsere Politiker vor der Verantwortung wegrennen.“

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

2876 Aufrufe
645 Wörter
4374 Tage 19 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4374 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2012/5/8/fussball-em-cacau-passt-perfekt-in-den-mannschaftsplan/