Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ökumenischer Gottesdienst im Münster zum 850-​jährigen Jubiläum der Stadt

Landesbischof Frank July und Bischof Gebhard Fürst würdigten gestern in einem ökumenischen Gottesdienst im Münster anlässlich des Jubiläums „850 Jahre Stadt Schwäbisch Gmünd“ das Engagement der Stadt. Von Brückenschlag war die Rede, aber auch davon, Seelenfrieden zu finden.

Freitag, 29. Juni 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 57 Sekunden Lesedauer

SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Münsterpfarrer Robert Kloker ging in seiner Begrüßung auf einen barocken Museumsschatz ein – Gottes Auge blickt auf die ehemals freie Reichsstadt – und meinte, Gottes Wirken sei für die Menschen damals spürbar gewesen; es sei auch Hoffnung heute und in der Zukunft, dass Gott voll Liebe auf diese Stadt blicke, dass „was wir tun von Gottes Segen geleitet ist“. Träume von Frieden und Sicherheit wurden dann beschworen, von Gerechtigkeit und Leben in Fülle; mit Respekt gedachte man der Menschen in der Gmünder Vergangenheit ebenso wie der Zeiten in Drangsal und Not. Für die Jugend in der Stadt sprach Jugendgemeinderat Anton Rettenmayr von der Hektik im modernen Alltag. Von allgegenwärtigen Möglichkeiten, mit Internet, Handy, Facebook etc. weltweit in Echtzeit zu kommunizieren. Gerade deshalb aber würden auch verlässliche Strukturen gebraucht, Heimat eben, und das gebe ihm Gmünd. Rettenmayr sprach von all den Möglichkeiten zum Engagement, vom Zusammenhalt, der in diesen Tagen besonders spürbar sei. So werde Gmünd für alle zur bleibenden Heimat – und eben dies nannte er die große Aufgabe der Stadt: „Weltoffen sein und sympathisch, Identität schaffen für immer mehr weltgewandte Menschen.“ Thomas Blassa vom 40er-​Jahrgang 1972 findet in Gmünd „Flair, Geborgenheit, Abwechslung; eine einzigartige Vergangenheit und eine ebensolche Zukunft, die ich, die wir mitgestalten können“. Er wünschte sich „viele eloquente und empathische Bürger“, die das große Engagement der Stadt beibehielten und ausbauten. Für die etwas Älteren in der Stadt erinnerte sich Marianne Döbbelin daran, wie Gmünd für sie nach der Vertreibung zum Zuhause wurde. Sie träumte vom Zusammenwachsen unterschiedlichster Menschen und Gruppen, davon, dass sich Aufgeschlossenheit, Toleranz, Vielfalt und Kreativität entwickelten: „Aus der Kraft der Vergebung möge Frieden und fruchtbares Miteinander entstehen.“ Ahmet Misir vom Förderverein Yunus Emre sprach ebenfalls vom Miteinander in Frieden, von interreligiösem und interkulturellem Dialog, von Toleranz und von Selbstlosigkeit. Muslime, so Misir, hielten sich an Werte, die sich nicht grundsätzlich von den christlichen unterschieden, und Bildung und Erziehung komme zentrale Bedeutung zu. Besonders würdigte er das Engagement Oberbürgermeister Arnolds und der Verwaltung; nur durch Teilhabe auf allen gesellschaftlichen Ebenen sei dauerhafte Teilhabe der muslimischen Bevölkerung möglich. Der württembergische Landesbischof Frank Otfried July nannte das Jubiläum im Wortsinn „bewegend“; schließlich hätten sich über 2000 Menschen im Blick auf dieses Datum zu einem großartigen bürgerschaftlichen Engagement animieren lassen. Er rief dazu auf, sich in Parteien, Vereinen und Initiativen zu engagieren, die sich für das Gemeinwohl einsetzen: „Zieht Euch nicht zurück.“ Menschliches Zusammenleben sei mehr als die Addition von Egoismen: „Gott will uns bei den Menschen sehen, bei ihrer Not und ihrem Glück und in ihrem Alltag, mitten in der Stadt“, so July. Es gelte, Gottes Wort und sozialpolitisches Handeln aufeinander zu beziehen und Brücken zu bauen, „damit Menschen in ihrer Verschiedenheit darüber hinweg gehen und Gemeinschaft finden“. Wie oft sei für diese Stadt gebetet worden, sinnierte er. Es gelte aber auch, in Verschiedenheit Gemeinschaft zu finden. Die Aufforderung der Lesung aus Jeremia 29 „Suchet der Stadt Bestes“ nannte er einen Ausdruck höchster Verantwortung. Gmünd zeige hohes Engagement im Brückenbau. Besonders schätze er, dass sich in Gmünd auch die Muslime am Brückenbau beteiligten. Bischof Fürst zitierte Johannes Chrysostomus: „Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt“. Die Kirche sei hineingestellt in die Gegenwart und mitten in der Welt zu finden. Mit Bezug aufs Zweite Vatikanischen Konzils sprach er „von Freude und Hoffnung, Trauer und Angst“ der Menschen überall auf der Welt, die die Christen beträfen: „Christen sind für die Menschen da.“ Auch von Gottes Einladung an die Menschen, zu kommen und zu glauben, sprach er; in den Kirchen und Kirchengemeinden könnten sie Ruhe finden in lauter, schriller Zeit. Könnten sie selbst sein und das, was sie in Gottes Auge seien – „ein geliebter Mensch“. Alle Menschen seien willkommen, auch die, die vor lauer Suche nach sich selbst darin verloren gingen und die nach Sinn in ihrem Leben suchten. Für alle, die zum Gelingen des Gottesdienstes beigetragen hatten, insbesondere für Organist Stephan Beck, Swabian Brass und die anderen Chöre, für die „Heiligen“, aber auch für Ulrike Hinderer, die das Münster geschmückt hatte, gab’s herzlichen Applaus.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3827 Aufrufe
710 Wörter
4337 Tage 11 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 4337 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2012/6/29/oekumenischer-gottesdienst-im-muenster-zum-850-jaehrigen-jubilaeum-der-stadt/