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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

„Nahrung für alle Sinne“ beim Fastenbrechen in der Spitalmühle

Im Rahmen der Interkulturellen Frauenbegegnung war beim Fastenbrechen in der Gmünder Spitalmühle Nahrung für alle Sinne geboten.

Donnerstag, 02. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 36 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (sv). Zunächst konnten die anwesenden Frauen viele Informationen über das Fasten im Islam erfahren. Cigdem Erdogan vom Süddialog gab Fakten über das Fasten und Einblicke in gelebte Fastenkultur in ihrer Familie. Als eine der fünf Säulen gilt das Fasten den gläubigen Muslimas. Das Erfahren von Hunger und Durst ist zentraler Bestandteil des Fastens, verbunden mit der Vorfreude auf das Essen. Insbesondere während des Fastenmonats Ramadan wird das Essen mit den Armen und natürlich mit der Familie geteilt. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang wird gefastet, wobei es nicht nur um eine körperliche Enthaltung geht.
Auch die Seele soll durch das Fasten rein gehalten werden – mit dem Geist fasten, lautet die Devise. Kinder in den muslimischen Familien fasten nicht, da es aber auch ein Zeichen des Erwachsenseins ist, hat das Fasten und das allabendliche Fastenbrechen nach Sonnenuntergang durchaus einen großen Reiz für die heranwachsenden Jungen und Mädchen.
Der Fastenmonat Ramadan, so erfuhren es die Gäste, ist am Mondmonat ausgerichtet, was zur Folge hat, dass sich der Fastenmonat in jedem Jahr etwas verschiebt. Es dauert 33 Jahre, bis der Ramadan einmal das ganze Jahr durchquert hat. Nützliche Folge davon: Es sind nicht immer die heißen Monate, in denen gefastet wird. Das Fasten wird in allen Jahreszeiten erlebt.
Fasten ist Bestandteil der meisten Weltreligionen. Im Christentum, so führte Dorothea Wallbrecht-​Harr vom Bezirksarbeitskreis Frauen aus, ist das Fasten eine traditionelle Vorbereitung auf christliche Hochfeste wie Weihnachten und Ostern. Das Fasten erstreckt sich über einen Zeitraum, zum Beispiel die Passionszeit und auf bestimmte Lebensmittel oder Gewohnheiten. „Sieben Wochen ohne“, so hieß ein zeitgemäßes Motto, wobei sich das „ohne“ auf Fleisch, Alkohol, aber auch auf Internet oder Handy beziehen kann. Es sei Freiheit, auf etwas verzichten zu können.
Fasten kann auch eine Form gelebter Spiritualität sein: Die Seele soll leer werden, damit sie aufnahmebereit für Gott wird. In der christlich-​westlichen Tradition hat das Fasten einen gemischten Charakter über die Jahre erhalten: religiös, spirituell, zur Reduzierung des Körpergewichts, als transzendierende Erfahrung. Gekonnt wurde der Bogen zum islamischen Fasten geschlagen, indem eine Bibelstelle aus Jesaja 58 zitiert wurde, in der die soziale Komponente des Fastens betont wird. Gottgefälliges Fasten sei es, wenn mit denen am Rand der Gesellschaft geteilt würde.
Musik durfte an diesem Fastenbrechen-​Abend nicht fehlen und so konnten die Frauen einem interreligiösen Gesang lauschen, mit Texten aus Bibel, Koran und Thora. Religiöse Texte der Weltreligionen zu Barmherzigkeit und Frieden trugen zur feierlichen Atmosphäre bei. In kleinen Gesprächsgruppen waren die eigenen Fastenerfahrungen gefragt.
Mit einer vielseitigen „Dattelkunde“ trug Zehra Alkisoglu Kurioses und Interessantes über diese Frucht und den Zusammenhang mit dem Fasten bei. Der hohe Kohlenhydratgehalt der 8000 Jahre alten Kulturpflanze macht die Dattel leicht verdaulich. Tradition ist es, als ersten Gang beim Fastenbrechen erst mal eine Dattel zu essen, um den Magen auf das kommende Festmahl vorzubereiten.
Nach einem feierlichen Gebet, musikalisch präsentiert und mit majestätischen Bildern umrahmt, war es 21.18 Uhr und damit Sonnenuntergang. Die Frauen teilten miteinander Datteln, Suppe und leckere Gerichte aus der türkischen Küche und genossen die ganz besondere Atmosphäre des Abends. Die Frauen des Süddialogs um Cigdem Erdogan trugen mit ihren Köstlichkeiten aus der Küche zum leiblichen Wohl bei und durften den Dank und die Wertschätzung der anwesenden Frauen genießen.
Die Organisatorinnen der interkulturellen Frauenbegegnungen, insbesondere Gastgeberin und Leiterin der Spitalmühle Renate Wahl und Gmünds Frauenbeauftragte Elke Heer konnten sich über einen weiteren gelungenen Abend mit vielfältigen und spannenden Beiträgen freuen. Seit 2006 treffen sich Frauen mit christlichem und muslimischem Hintergrund zu den interreligiösen Frauenbegegnungen.
Die nächste Begegnung gibt es am 17. September um 19 Uhr in der Spitalmühle: Elif Su wird aus ihrem Buch über den islamischen Denker und Dichter Mevlana Celaleddin Rumi lesen.

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