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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Pater Hubertus von Freyberg predigte bei der Bernharduswallfahrt vom Kampf für die Wahrheit

Drei Dinge prägten am Montag die Bernharduswallfahrt. Zum einen die Hitze, die für ungewöhnlich viele Kreislaufprobleme sorgte, der Segen natürlich und Pater Hubertus von Freyberg mit seiner Predigt wider den Zeitgeist, in der er die Gegenwart in eine Reihe stellte mit Faschismus und Kommunismus. Mit 4000 bis 5000 Gläubigen waren weniger gekommen als in den anderen Jahren.

Montag, 20. August 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt).
Seit zwei Jahren ist die Stelle des Pfarrers der Seelsorgeeinheit Lautertal vakant. Donzdorfs Diakon Josef Strasser assistierte gestern im Gottesdienst – und freute sich angesichts der Geistlichen, die sich am Altar versammelt hatten, an einem Blick auf die „Weltkirche“. Nach der Lesung aus dem Buch Jesus Sirach („Wer den Herrn fürchtet und am Gesetz festhält“) und dem Evangelium (Johannes 17, „Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern für alle, die durch ihr Wort an mich glauben“) predigte Rektor Pater Hubertus von Freyberg. Mit Blick auf die stets anwesende Familie von Rechberg berichtete er von seiner Verbindung zum gräflichen Haus und zur Wallfahrtskapelle. Diese ließ Graf Otto von Rechberg und Rothenlöwen 1880 in der Hoffnung erbauen, endlich auch einen männlichen Erben zu zeugen. Und quasi „als Sahnehäbuchen“, wurde nach den Söhnen eine weitere Tochter geboren – die Ahnfrau des Paters.
Er widmete sich dem wortgewaltigen Prediger Bernhard, der das bernhardinische Zeitalter begründete, dem alle Möglichkeiten offenstanden und der mit seiner Begeisterung für Gott bei seinem Eintritt ins Kloster 30 Gefährten mitbrachte. Er habe sich „nicht über Facebook darüber unterhalten, wie oft man gekotzt hat“: So ließen sich keine 30 Gefährten mitreißen. Bernhard habe über seinen Glauben gesprochen, das war auch Pater Hubertus’ Auftrag an die Gläubigen. Der Heilige sei ein Mensch der Wahrheit und des Glaubens gewesen, der „in einer Zeit der Irrlehren für Einheit und Wahrheit gekämpft“ habe. Nicht durch seichtes Plaudern lasse sich etwas erzielen, auch dürfe anderen nicht vorenthalten werden, was man selbst als wichtig und wesentlich erkannt habe; das sei schwere Unterschlagung, immerhin sei das Christentum kein persönliches Eigentum sondern Gottes Wahrheit und Wille. Pater Hubertus ist Hausgeistlicher im Tagungshaus „Regina Pacis“ in Leutkirch im Allgäu und berichtete von Menschen, die ihr Leben als langweilig empfänden. Mit Bischof Sproll rief er insbesondere die Jugend auf, das Leben ernst zu nehmen und nicht zu vertrödeln, dann könnte die Welt verändert werden; jeder einzelne könne daran Anteil haben. Und aus Wut– müssten Mutbürger werden, die sich um der Wahrheit willen einsetzten. Nicht Menschen könnten Menschen glücklich machen, dies sei allein Jesus Christus vorbehalten. Mit anderen Erwartungen werde „ein Leben mit ungutem Ziel geführt“. Die Gläubigen sollten sich aufmachen in Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, in die Kirche, sollten ihre Gaben mitbringen und sich selbst einbringen. Mit Blick auf die einst auf dem Bernhardus abgebrochen Wallfahrtskirche war sich der Geistliche sicher: Wo Mensch und Kirche dem Zeitgeist huldigten, werde zerstört und abgebrochen. Mit Blick auf die Gegenwart warnte Pater Hubertus davor, hochmodern sein zu wollen: „Auch der Nationalsozialismus und der Kommunismus waren einmal hochmodern.“
Der von ihm verteidigte Zölibat sei nie zeitgemäß gewesen. Auf der anderen Seite sei die Ehe für Mann und Frau, „wenn Kinder daraus entstehen“, das einzig moderne Modell, ohne das Zukunft nicht möglich sei. Familie stützen, fürs ungeborene Leben eintreten und für das Leben am Ende, für gerechten Lohn: Christen könnten und müssten sich einbringen. Und sie müssten „den Bischöfen und dem Papst gehorsam sein“; wo dies nicht der Fall sei, drohe Spaltung. Seine Predigt schloss Pater Hubertus mit einem Appell an Großeltern ab: „Ihr seid wichtig für den Glauben Eurer Kinder und Enkel und zwar durch Euer Vorleben.“ Gott, war er sicher, „lässt uns nicht allein“. Im Zentrum der Wallfahrt steht stets der Segen mit dem Bernhardus-​Reliquienkreuz; an dessen Seite auf dem Altar fand sich heuer eine ebenfalls verehrte Blutreliquie, Blut des verstorbenen Papstes Johannes Paul II., das Pilgerin Regina Sigg aus dem Vatikan mitgebracht hatte. Stadtkapelle und Liederkranz Weiler umrahmten den Gottesdienst.

DRK-​Einsatz und Gmünder Präsenz

SCHWÄBISCH GMÜND (bt) Das siebenköpfige Degenfelder DRK-​Team unter der Leitung von Josef Barth berichtete bereits nach der ersten Dreiviertelstunde von acht Kreislaufzusammenbrüchen auf dem Bernhardus; elf waren’s insgesamt. Dutzende wurden mit Wasser versorgt und in den Schatten gebracht. Der Weg auf den Berg ist bei solchen Temperaturen für Ältere oder Kranke beschwerlich, vor allem weil der sich anschließende Gottesdienst von den meisten – die sich nicht mit Klappstuhl oder auf Decken sitzend im Hintergrund halten – stehend verfolgt wird.
Als gleich zu Beginn direkt am Altar ein Einsatz notwendig war – eine Ministrantin wurde ohnmächtig –, kämpfte sich Gmünds Bürgermeister Julius Mihm zu den Helfern vor und verwies auf einen weiteren Zusammenbruch in der Menge. Neben dem Ersten Bürgermeister Dr. Joachim Bläse und OB Richard Arnold auch noch der Dritte im Bund der Verwaltungsspitze auf dem Berg? Dazu die Amtsleiter und Dezernenten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bauhofs ebenso wie des Steueramtes – bis hin zur Feuerwehr war keine Abteilung nicht vertreten. 320 Mitglieder der Gmünder Verwaltung wurden gezählt.
Bläse erklärte dazu, der OB habe, in Absprache mit dem Personalrat, bei der Personalversammlung auf den Bernhardus eingeladen; während der Arbeitszeit durfte gepilgert werden, als kleines Dankeschön für all die rund ums Stadtjubiläum geleisteten zusätzlichen Arbeitsstunden. Viele seien gekommen freute sich Bläse, der – eben aus dem Urlaub zurück –, zunächst noch gefrorene Butter ebenso zum gemeinsamen Frühstück nach Herdtlinsweiler mitbrachte wie das selbstgemachte Gsälz. Bei der anschließenden Gmünder Prozession den Berg hoch, so freuten sich auch andere, habe es dann wie in jedem Jahr Gelegenheit gegeben, sich auszutauschen und Dinge anzusprechen, für die ansonsten einfach die Zeit fehlt. In den vergangenen Jahren hat die von Kirche und Busunternehmen unterstützte Stadtverwaltung die seit Menschengedenken bestehende Verbundenheit des Gmünder Raum zum Berg und zur Wallfahrt nach Kräften wiederbelebt. Insbesondere Weiler und Bettringen sind dort stark vertreten.


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