Altes Kfz-Kennzeichen ist in greifbare Nähe gerückt
Die bundesweite Rückkehr zu alten, ortsbezogenen Kfz-Kennzeichen ist in greifbare Nähe gerückt. Ein Beschluss im Bundesrat am 21. September gilt auf der Grundlage von Ausschussempfehlungen nur noch als Formsache. Auch das Landratsamt des Ostalbkreises trifft bereits Vorbereitungen für die Reaktivierung des GD-Kennzeichens.
Samstag, 15. September 2012
Rems-Zeitung, Redaktion
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Zum 1. Oktober wird’s wohl zeitlich eng, doch zum 1. November, so die Einschätzung des Landratsamts, soll’s dann mit der Wiederfreigabe von GD in der Zulassungsstelle klappen. Selbstverständlich kann ja dann auch ein Aalener dieses Kennzeichen wählen, zumal sich ja mehr und mehr die Landesgartenschaustadt (2014 und 2019!) Schwäbisch Gmünd im Marketing für Wirtschaft und Touristik zum Entwicklungsmotor des Ostalbkreises mausert.
Konstantes Bemühen auch der Rems-Zeitung
Was noch vor einigen Jahren als GD-Eigenart belächelt wurde (Kommentar Aalener Presse: „Interessiert so wenig wie wenn irgendwo in China ein Sack Reis umfällt“) hat sich längst zu einer bundesweiten Bewegung entwickelt. Nicht zuletzt eine Forschungsarbeit der Fachhochschule Heilbronn hatte anhand von Umfragen und wissenschaftlichen Aussagen überraschend dargestellt: Ortsbezogene Kennzeichen, die im Zuge von Verwaltungsreformen teils schon vor 40 Jahren angeschafft wurden, seien ein großer Wunsch besonders von jungen Leuten. Eine Kennzeichen-Liberalisierung biete zu einem relativ geringen Aufwand starke Möglichkeiten für Stadt– und Wirtschaftswerbung, fördere auch Identität und sozialen Zusammenhalt der Bürger, was auch wiederum den Landkreises und Regionen zugute komme.
Von den Alpen bis an die Nordsee wurde der Ruf nach Rückkehr zu alten Stadt– und Gebietskennzeichen unüberhörbar. Beispielsweise liegen in der Zulassungsstelle des Landkreises Aurich (AUR) in Niedersachsen schon sage und schreibe 1800 Vorreservierungen von Bürgern aus der selbstbewussten Nordsee-Ferienregion Norden und Norddeich vor, die sich auf die Wiederkehr ihres angestammt NOR freuen. Ähnliches Interesse auch hierzulande in Leonberg (LEO) oder auch im benachbarten Nürtingen (NT). Überall sind besonders auch die Citymanager, Wirtschafts– und Touristikbeauftragten ganz scharf darauf, die Kennzeichen als Marketinginstrument einsetzen zu können. In Baden-Württemberg vertreten die Gremien unterschiedlicher Ansicht: Der Städtetag zeigt sich in Vorfreude hellauf begeistert, während der Landkreistag sehr skeptisch ist und vor einem Auseinanderfallen des neuen Wir-Gefühls in den noch relativ jungen Landkreisen warnt. Zunächst hatte sich auch der Verkehrsminister des Landes, Winfried Hermann, distanziert gezeigt. Doch anlässlich eines Redaktionsbesuchs bei der Rems-Zeitung hinterlegte er das landesweit beachtete Versprechen: „Wenn die Kennzeichen-Liberalisierung die Menschen im Land glücklicher macht, dann werde ich mich dem nicht länger entgegenstellen.“ Gesagt, getan. Die Gmünder Heimatzeitung bemühte sich schon viele Jahre zuvor um ein Landkreis-Autokennzeichen, das alle Städte und Gemeinden „unter einen Marketing-Hut“ gebracht hätte: OK für Ostalbkreis. Doch es gab einen furchtbaren Proteststurm in Aalen. Und das OK wurde seinerzeit nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung sogleich vom Ohrekreis in Sachsen-Anhalt weggeschnappt. Das Ende vom Lied: GD statt OK ist nun gewiss auch o.k.!
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