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Kein Tafelladen in Lorch

Ihr Anliegen war ein legitimes, ja möglicherweise sogar ein notwendiges. Doch jetzt hat Dr. Julia Frank – letztlich vielleicht sogar etwas frustriert – das Handtuch geworfen und sich vom Vorhaben, auch in Lorch einen Tafelladen zu installieren, verabschiedet.

Donnerstag, 17. Januar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 41 Sekunden Lesedauer

LORCH (has). Dies teilte sie anfangs der Woche den Frauen mit, die sich bis zuletzt darum bemüht hatten, dass so ein Laden in der Klosterstadt betrieben werden kann. Der Blick geht zurück in eine Gemeinderatssitzung im Jahr 2009. Damals hatte Gemeinderätin Dr. Julia Frank (FDP) angeregt, auch in Lorch einen Tafelladen einzurichten. „Bringen Sie mir einen Betreiber, dann stellt die Stadt einen Raum zur Verfügung“, soll Bürgermeister Karl Bühler damals gesagt haben. Schon bald danach hatte Julia Frank einen Betreiber gefunden, doch es gab keine Räumlichkeiten.
Im vergangenen Jahr hat Julia Frank erneut einen Anlauf genommen und sich selbst auf Raumsuche begeben. In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Bürgermeister, den Kirchengemeinden, dem Sozialpsychiatrischen Dienst und dem Forum 58+ kam man zum Ergebnis, eine Ausgabestelle im Gemeindesaal der katholischen Kirche einzurichten. Nachdem der Kirchengemeinderat dieser Lösung zugestimmt hatte, und zuvor bereits die notwendigen Gespräche mit dem Wirtschaftskontrolldienst und mit Steffen Witzke vom Gmünder Tafelladen als Betreiber geführt worden waren, ging es eigentlich nur noch um „Kleinigkeiten“, die zu klären waren. Das Bestreben der Organisatorinnen um Julia Frank war, dass man zunächst einmal keine größeren Investitionen in die Hand nimmt, damit man – falls das Angebot doch nicht angenommen wird – nach ein paar Monaten durchaus auch wieder aufhören kann.
Kosten wären nur für eine Registrierkasse in Höhe von 79 Euro und die Reinigungskosten, pro Woche eine Stunde, entstanden. Für Julia Frank und ihr Team, für die beiden Pfarrer Marc Grießer und Christof Messerschmidt sowie auch für Steffen Witzke war anscheinend klar, dass der Start des Lorcher Tafelladens kurz bevor stand.
Die beiden Pfarrer suchten dann am 11. Dezember noch einmal ein Gespräch bei Bürgermeister Karl Bühler, zu dem auch Steffen Witzke eingeladen war. Das Ergebnis dieser Runde: Ein Tafelladen in Lorch lohnt sich nicht!
Ein paar Tage später hat Julia Frank dann vom katholischen Pfarrer mehr oder weniger zufällig von diesem Gespräch und dem Ergebnis erfahren und sagt jetzt: „Meine Frustgrenze ist erreicht. Das ist schlechter Stil eines Kommunikationsverhaltens.“
Pfarrer Grießer sagte gegenüber der Rems-​Zeitung, dass es bei diesem Gespräch auf dem Rathaus nicht allein um die mögliche Übernahme der Reinigungskosten durch die Stadt gegangen sei, sondern auch um die rechtliche Seite. Im Laufe des Gesprächs seien dann auch von Steffen Witzke Bedenken vorgetragen worden. Die richteten sich in erster Linie auf die zu geringen Öffnungszeiten (nur drei mal pro Monat), auch bezüglich eines zu kleinen Sortiments (das habe sich in Heubach als großer Nachteil herausgestellt) und schließlich würden nur etwa 15 Lorcher Bedürftige im Gmünder Tafelladen einkaufen. „Mit einem durchschnittlichen Wareneinkauf von 3,67 Euro“, fügt Bürgermeister Karl Bühler hinzu.
Deshalb sei man sich nach diesem Gespräch einig gewesen, dass sich ein Tafelladen in Lorch nicht lohne. Julia Frank sieht das dagegen anders: „15 von 310 Einkaufsberechtigten fahren nach Gmünd – und der Rest? Wer nicht mobil ist, kommt auch nicht nach Gmünd!“
Bürgermeister Bühler regte an, denjenigen Lorchern, die in Gmünd im Tafelladen einkaufen, einen monatlichen Gutschein in Höhe von fünf Euro zur Verfügung zu stellen. Zumindest die Kirchen haben nach dem Nicht-​Zustandekommen des Tafelladens reagiert und Spendenkisten aufgestellt. Dort können sich Bedürftige bedienen, der Rest wird an den Tafelladen in Gmünd weitergegeben. „Die erste Kiste war sehr schnell gefüllt,“ sagt Marc Grießer und auch Julia Frank anerkennt, dass diese Kisten eine Maßnahme darstellen, die den sozial schwachen Bürgern in Lorch zugute kommt – „sofern sie in die Kirche gehen, und sich dort bedienen“. Trotzdem sitzt die Enttäuschung bei ihr tief. „Ich bin keine, die die Flinte so schnell ins Korn wirft“, sagte sie gegenüber den Frauen, die sie bislang unterstützt haben und auch im Tafelladen mitgearbeitet hätten, „doch jetzt ist das Projekt zunächst einmal gestorben“.

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