Direkt zum Inhalt springen

Nachrichten Sport

Kunstturnen: Die Geschichte des TV Wetzgau – Otto Baur erklärt im Gespräch mit der RZ: „Ich wollte Spitzensport betreiben“

Im Gespräch mit dem Turnvater des TV Wetzgau, Otto Baur, bekommt der RZ-​Leser Einblicke in die Entwicklung des Turnvereins in den letzten Jahrzehnten. Außerdem ist er, und stellvertretend der TV Wetzgau, ein Beispiel, dass akribische Arbeit sich auszahlt.

Mittwoch, 20. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 56 Sekunden Lesedauer

Otto Baur war schon in seiner Kindheit ein sportbegeisterter Junge. Vor allem als Fußballer war er durchaus talentiert. „Man hat eben das gemacht, was angeboten wurde“, stellt Baur dar. Er erinnert sich, dass es in Wetzgau auch schon damals den TV gab, was jedoch laut Baur in keinster Weise mit dem Turnverein heute vergleichbar ist. Ein– bis zweimal pro Woche fand in Wetzgau ein Turntraining statt, welches jedoch nicht an Leistungssport orientiert war. Auf einem Lehrgang in Ruit hatte er die Möglichkeit, dem Turner Helmut Bantz, der 1956 Olympiasieger im Pferdsprung wurde, beim Trainieren zuzuschauen. Daraus entwickelte sich eine große Leidenschaft zum Turnen. „Ich saß in der Ecke der Halle und habe den Mund nicht mehr zu bekommen“, erzählt Baur lachend.
An diesem Tag habe ihn die Faszination dieser Sportart ergriffen. Zurück in Wetzgau, gelang es Otto Baur, eine neue Art des Turnens anzubieten. Das eher statische Turnen wurde durch ein dynamischeres abgelöst und speziell das Bodenturnen änderte sich laut Baur maßgeblich. Von einer Schul-​AG bis zu Jugend trainiert für Olympia, das Engagement Baurs wurde immer größer. „Ich habe meinen Weg gemacht. Mit der mir eigenen Konsequenz und Zielstrebigkeit.“
Baurs Auffassung von Sport war, dass jeder seine persönliche Bestleistung erreichen solle – egal wie gut diese ist. Bei so viel Engagement sollte der Erfolg nicht ausbleiben. Besonders stolz ist Otto Baur auf „seinen“ 68er-​Jahrgang; unter anderem mit Peter Langer, dem sechsmaligen deutschen Meister am Pauschenpferd. Weil es der Zufall so wollte, teilten sich Otto Baur und Paul Schneider auf einem Lehrgang am Bodensee ein Zimmer. Bei einem Glas Wein wurde schnell deutlich, dass beide ähnliche Interessen haben, nämlich leistungsorientierten Turnsport anzubieten.
Auf dieses zufällige Treffen folgte eine 20-​jährige sehr erfolgreiche Zusammenarbeit. Das Engagement dieses Duos ist mit ein Grund, warum der TV Wetzgau am Wochenende zum ersten Mal Deutscher Meister werden kann. Noch heute erntet der Turnverein die Früchte dieser Arbeit. Einen echten Pioniergeist bewies Otto Baur im Kampf um bessere Trainingsbedingungen. Dieser Traum einer modernen Trainingshalle wurde 2010 mit der Halle im Unipark wahr.
Neben der ehrenamtlichen Arbeit als Sportlehrer war Baur auch noch über 60 Jahre als Kampfrichter aktiv und bildete Nachwuchskampfrichter aus. Die Ordner voller Presseartikel und Erinnerungen spiegeln ein ereignisreiches Leben voller Turnen wieder. „Die Eleganz, die Ästhetik und die Dynamik des Turnens sind einfach etwas Faszinierendes“, sagt Baur mit funkelnden Augen. Bis Ende 2009 war Otto Baur fast jeden Tag in der Turnhalle aktiv. Aus gesundheitlichen Gründen musste er dies jedoch aufgeben. Trotzdem ist er immer verfügbar, wenn „Not am Mann“ ist.
Voller Stolz beobachtet Baur die steigende Begeisterung für den Turnsport in Schwäbisch Gmünd. „Das hohe Leistungsniveau des TV Wetzgau hat nun ein Publikum gefunden. Die Stimmung in der Halle war grandios“, stellt er voller Freude fest. Das sei neben dem sportlichen Erfolg das Erfreulichste in dieser Saison. „Ich werde sogar in der Stadt auf die kommenden Wettkämpfe angesprochen“, erzählt Otto Baur.
Auch die Tatsache, dass die TVW-​Trainer jungen Nachwuchsturnern am Samstag die Chance gegeben hatten, vor so einem großen Publikum zu turnen, macht ihn stolz. Denn gerade die gute Jugendarbeit war das, wofür Otto Baur stand und heute noch steht. „Es wird in Zukunft einen Kampf um die Nachwuchsturner geben und das ist nicht gut“, stellt der ehemalige Jugendtrainer mit Entsetzen fest.
Der demografische Wandel sorge dafür, dass es immer weniger junge Turner geben wird. Deshalb sei es umso wichtiger, selbst Talente zu schmieden und diese auch bei den Aktiven mit einzubauen und da sieht Baur den TV Wetzgau auf einem guten Weg.
Auf das Liga-​Finale am kommenden Samstag freut sich Otto Baur gleich in zweierlei Hinsicht. Einerseits will er natürlich seinen TV Wetzgau unterstützen, andererseits freut er sich auf das Wiedertreffen mit vielen alten Bekannten und Freunden.
Eine Prognose will er für den Wettkampf jedoch nicht abgeben, zu häufig käme es anders als man es erwarte. Trotzdem zeigt sich der „Turnpapst“ optimistisch: „Der dritte und der vierte Mann entscheiden einen Wettkampf. Und da sehe ich uns sehr gut aufgestellt.“ Man wird sehen, ob diese These am Samstag Realität wird.

14 Tage kostenlos und unverbindlich testen?
Das RZ-Probeabo - digital oder klassisch mit Trägerzustellung

3225 Aufrufe
705 Wörter
3813 Tage 4 Stunden Online

Beitrag teilen

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor 3813 Tagen veröffentlicht.


QR-Code
remszeitung.de/2013/11/20/kunstturnen-die-geschichte-des-tv-wetzgau--otto-baur-erklaert-im-gespraech-mit-der-rz-ich-wollte-spitzensport-betreiben/