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Kunstturnen: Stratege und Taktiker, die Analysen von Tobias Wolf sind bisher erfolgreich umgesetzt worden

Wie kein anderer verkörpert Tobias Wolf das Turnen in Schwäbisch Gmünd. Der 31-​Jährige, der sich seit 25 Jahren dem Turnsport, dies ausschließlich beim TV Wetzgau, verschrieben hat, kann am Samstag als Taktiktrainer gemeinsam mit Daniel Popescu und Paul Schneider Vereinsgeschichte schreiben.

Donnerstag, 21. November 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 53 Sekunden Lesedauer

Wenn man den jungen Lehrer, der Ende des Jahres sein Referendariat an der Realschule in Lorch abschließt, in der Halle im Unipark sieht, merkt man sofort, das ihm das Turnen im und am Herzen liegt. Sowohl als Trainer des Turnernachwuchses als auch als Taktiktrainer der Bundesligamannschaft gibt Tobias Wolf alles. Nächtelang hat er in der vergangenen Saison Wettkampfergebnisse der einzelnen Mannschaften und Turner ausgewertet, Profile erstellt und so gemeinsam mit den Trainern Daniel Popescu und Paul Schneider Strategien und Taktiken entwickelt. Wer turnt gegen wen, und wer turnt was, hier liegen immer zu einem guten Teil die Schlüssel zum Erfolg, den Rest entscheidet der Turner mit seiner Übung am jeweiligen Gerät.
Tobias Wolf hat das Turnen von der Pike auf gelernt, mit sechs Jahren hat er vor nunmehr einem Vierteljahrhundert die ersten turnerischen Elemente von Otto Baur gelernt. Ab dem Jahr 1990 kam dann für vier Jahre das Training mit Paul Schneider hinzu. Von 1994 bis 2001 absolvierte Tobias Wolf seine schulische und sportliche Ausbildung im Sportinternat in Stuttgart. 2001 kehrte Wolf dann wieder zu „seinem“ TV Wetzgau zurück, trainierte oftmals selbst oder begab sich wieder unter die Fittiche von Otto Baur und Paul Schneider. Bereits während der Schulzeit in Stuttgart startete die Karriere des Ligaturners Tobias Wolf, zunächst überwiegend an seinem starken Gerät, dem Sprung, ab 1999 dann zunehmend im Sechskampf, also an allen Geräten. Zehn Jahre dauerte diese Sechskampflaufbahn, von 2009 bis 2012, dem Ende der aktiven Laufbahn, trat der Spitzenturner dann kürzer. Bereits im Jahr 2005 hat Tobias Wolf dann auch die Seiten im Turnen gewechselt, als er das Traineramt für den männlichen Nachwuchs übernahm. Die Turner, die heute in der zweiten Mannschaft turnen, haben bei ihm das Handwerkszeug gelernt.
Viel Spaß hat ihm das Spiel mit der Strategie und der Taktik gemacht, schon frühzeitig hat er in der Bundesligamannschaft mit seinen Kameraden ausgetüftelt, wer gegen wen turnt, während das Trainerteam die Geräte festgelegt hat. Heute spricht er sich alleinverantwortlich mit Daniel Popescu und Paul Schneider ab, bevor er sich festlegt. Und das Festlegen hat in dieser Saison besonders gut geklappt. „Wir sind von Verletzungen verschont geblieben, es gab keine Riesenpatzer an den Geräten, alles hat gepasst, so dass wir jetzt vor dem größten Mannschaftserfolg der Vereinsgeschichte stehen“, so Wolf im Gespräch. „Uns zeichnet ein Mannschaftsgeist aus, der wahrscheinlich in der ganzen Bundesliga einmalig ist, das anerkennen sogar die Fans anderer Mannschaften, gegen die wir geturnt haben“, so der Taktiktrainer weiter. Er verweist auch darauf, dass zum Beispiel aus diesem Grund ein gefragter Spitzenturner wie Helge Liebrich beim TV Wetzgau geblieben ist.
Für das alles entscheidende Finale hat Tobias Wolf in den letzten Tagen, er hatte auch noch seine letzte Lehrprobe abzuliefern, die gesamten Ergebnisse der Wettkämpfe der Turner der KTV Obere Lahn ausgewertet und sich Gedanken zum Einsatz seiner Turnkameraden gemacht. Seine Taktik und Strategie verrät er natürlich nicht, aber soviel lässt er dann doch raus: „Ein Sieg im Finale ist für uns möglich, wenn die Turner an den Geräten keine größeren Fehler machen.“ Letzten Samstag taxierte der Taktikfuchs die Wetzgauer Chancen auf 50 zu 50, nun könnte er sich schon ein leichtes Übergewicht von 55 zu 45 zugunsten seiner Mannschaft vorstellen. Als wichtigsten Faktor sieht er die Tagesform der einzelnen Turner in beiden Mannschaften.
Fabian Hambüchen wird an allen sechs Geräten an den Start gehen, Fabián Gonzales wird als stärkerer Turner Andrey Likhovitskiy am Sprung und am Boden ersetzen. Nach der Analyse von Tobias Wolf wird die KTV Obere Lahn insbesondere am Boden und am Reck sehr stark sein und vermutlich diese Geräte auch für sich entscheiden. Die Gmünder Turner müssen dann verinnerlichen, dass die drei starken Geräte kommen, die das Rennen um den Titel entscheiden können.
Tobias Wolf freut sich auf das besondere Flair des Wettkampfes, den er als Turner so nie erleben konnte. Er wird aber die besondere Veranstaltung als Trainer genießen. Auf jeden Fall wird nach dem Wettkampf die Nacht zum Tage gemacht.

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