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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Löwentiger und Bausparer: Vereinigtes Lachwerk Süd und Swabian Brass helfen Krebspatienten beim Benefizabend im Prediger

7000 Euro wurden am Sonntag vom Vereinigten Lachwerk Süd und von Swabian Brass erarbeitet, die dafür Schweiß und (Nasen-​) Blut gaben, ihren Witz und ihren Geist und ihr musikalisches Talent. 7000 Euro helfen dem Förderverein Onkologie Ostwürttemberg, auch in Zukunft einen Dienst nzubieten, der gebraucht wird.

Montag, 16. Dezember 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Mit den Nasenlöchern in Blockflöten blasend ein Weihnachtslied spielen, Trompete und Horn zum (Saiteninstrument) Balaleika umfunktionieren, einen gestandenen Mann mittels Federboa und falschem Haar zur Schwaben-​Carmen machen und jodeln, dass es dem Publikum die Schuhe auszieht – die eigentliche Überraschung des Benefizabends für den Förderverein Onkologie Ostwürttemberg am Sonntag im Prediger war Swabian Brass.
Die fünf Musiker, die gemeinsam mit Ernst Mantel und Werner Koczwara einen Abend lang so ziemlich alles gaben, ihr Publikum zu unterhalten, waren ansteckend gut gelaunt – wenn sie nicht gerade in sehr anspruchsvollen Arrangements überzeugten, gingen sie Wege, die sicher kein Musiker zuvor gegangen ist, und nicht selten wirkten sie wie Buben, die ausgelassen und voller Schabernack, die Grenzen des Musizierens ausloten. Wer sie noch vor kurzem bewegend und sehr getragen im Münster musizieren hörte, konnte kaum fassen, was da auf der Bühne inszeniert wurde. Volker Barth etwa spielte eine „Balaleika“ zur Filmmusik von Dr. Schiwago, die er und Reinhard Barth aus Horn und Trompete gebastelt hatten. Die beiden sangen auch schmachtend den Königsjodler („Mein Freund, dir ist gelungen, den König zu erfreuen“) oder stifteten, sich immer wieder das Lachen verbeißend, die anderen – Volker Pitzal, Trompete, und Claus Hilbrandt, Posaune – zum Nasenflöten an. Siegfried Papst entzog sich diesem Unsinn; aber ob in Ermangelung einer Klarinette für den „Klarinettenmuckel“ wirklich seine Tuba das ähnlichste Instrument war? Wer ihn im „Tubamuckel“ die schnellen Sechzehntelläufe meistern hörte, konnte nur staunen. Darüberhinaus gab es Armageddon-​Filmmusik, Weihnachtslieder-​Arrangements, „Joseph“ oder auch „We are the Champions“ und Elton Johns „Can you feel the love tonight“, jeweils von Reinhard Barth arrangiert. Bei Titeln wie „Don’t miss a thing“ ergänzte Martin Hoffmann das Quintett am Schlagzeug. Und als gegen Ende der Veranstaltung beide Teile des Programms „Schwäbisch hilft“ gemeinsam ADAC sangen, die schwäbische Urversion des legendären YMCA-​Titels der Village People, schürte das Hoffnungen, diese Kombination, die allen Beteiligten so viel Spaß machte, öfter erleben zu können.
Dass Ernst Mantel und Werner Koczwara witzig sind, richtig witzig, ist bekannt; sie waren am Sonntag im Vereinigten Lachwerk Süd ebenfalls Klasse — beflügelt auch sie von der offenbar hervorragenden Stimmung nicht nur auf der Bühne – wie sonst hätten sie nach der Pause ein schwäbisches Nikolausgedicht aus dem Ärmel schütteln können, in dem für Eurobonds, NSI und Luxuswaren gleichermaßen Platz war. Die Weihnachtsgeschichte mit Dot (Taufpate und Tod) und Schdiaga (Stufen), plötzlich schwäbisch klingenden Autonamen wie Daihatsu, Suzuki und Toyota und sich aufs komischste überschlagenden Ereignissen war ebenso dabei wie der gnitze Opa mit Bengel Ändonnie und den letzten echten Männern – die mit Bausparvertrag. Der Wolf im menschenverlassenen „Meckpomm“, den’s in der Wilhelma billiger zu sehen gäbe, hatte ein Gastspiel, und Marsmobil Curiosity, das gerade mal vier Meter am Tag packt — landeten Alien mit einem derartigen Vehikel auf der Erde, wären sie allenfalls ein Fall für den ADAC. Und der wurde ja auch besungen. Wie überhaupt die schwäbischen „Ursprünge“ bekanntester Lieder immer wieder lachen ließen. Besame mucho, singt die Spanierin; bei der Schwäbin, der es derart graust vor ihrem Hobbyheimwerker, dass sie droht, ihm den Werkzeugkasten wegzunehmen, hört sich das anders: „Dua deine Griffel weg sonsch machschs bloß hee“.
Dr. Martin Redenbacher, Initiator und Motor des Fördervereins Onkologie Ostwürttemberg bedankte sich ganz herzlich bei allen Beteiligten und ganz besonders bei Rainer Koczwara, der seit Jahren ehrenamtlich für die Krebspatienten solche Benefizveranstaltungen organisiert, ohne dass er das in die Öffentlichkeit getragen sehen möchte. Auch Redenbachers Vorstandskollegen Prof. Dr. Holger Hebart, Chefarzt am Zentrum für Innere Medizin am Stauferklinikum, Astrid Peck und Maritta Ellwanger bedankten sich. Im Publikum saßen nicht nur ausgewiesene Fans der Künstler, sondern auch langjährige Unterstützer der vom Verein geleisteten Arbeit – unter ihnen auch Barbara Vratil, die erste vom Verein finanzierte Psychoonkologin, die für diesen Abend, diesen Anlass und aus alter Verbundenheit gerne nach Gmünd kam. Dass die Krankenkassen nach wie vor keine qualifizierte Begleitung von Krebspatienten anbieten, wurde auch am Sonntag wieder „Skandal“ genannt.

Zu den Bildern: Prof. Dr. Holger Hebart, Rainer Koczwara, Dr. Martin Redenbacher, Werner Koczwara und Ernst Mantel am Sonntag Abend bei der Scheckübergabe für den Förderverein Onkologie Ostwürttemberg, der unter anderem nur mit Hilfe von Mitgliedsbeiträgen und Spenden die psychosoziale Krebsberatungsstelle finanziert.

Blödelei kombiniert mit erstklassiger Musik: Blechbläser Reinhard Barth, Volker Barth und Volker Pitzal beim Flötenspiel.

Es hätte doch ein Plüsch-​Löwe sein sollen, kein Tiger: Zur MGM (Metro-​Goldwyn-​Mayer)- Fanfare gab‘ s etwas mickriges „Löwengebrüll“.



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