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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Minister Rainer Stickelberger Gast der Reihe „Gott und die Welt“

Das Badnerlied am Schluss mag mancher nicht so gern gehört haben. Das Bekenntnis zur „Justiz vor Ort“ sehr wohl. Ist doch Rainer Stickelberger, der gestern Abend im Prediger zu Gast war, für diesen Bereich als Minister in Stuttgart zuständig.

Mittwoch, 27. Februar 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 10 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Ganz am Schluss, als er sein Co-​Gastgeber-​Amt mit dem gewohnten Charme absolviert hatte, war Erster Bürgermeister Joachim Bläse doch noch der falsche Mann am falschen Platz. Da galt es nämlich, das Badnerlied zu singen. Wo doch der Ex-​Sport-​Stadtverbands-​Chef dem Ex-​Gesangs-​Stadtverbands-​Chef (OB Richard Arnold) einst klar gesagt hatte: „Ich singe erst, wenn Du Sport treibst“.
Was in der Justiz in und um Gmünd Rang und Namen hat, traf sich gestern Abend gespannt im Prediger-​Refektorium. Sollte doch Landes-​Justizminister Rainer Stickelberger nicht etwa ein trockenes Referat zu aktuellen Rechtsthemen halten, sondern persönliche Auskünfte geben. Denn das ist der Sinn der Reihe „Gott und die Welt“, in der Franz Merkle seinen Gästen gekonnt Fragen stellt, die „den Mann hinter dem Amt“ zeigen sollen.
Bläse hatte zum Auftakt besonders Landrat Pavel, MdL Maier, die Amtsgerichtsdirektoren Mayerhöffer und Lang, JVA-​Chefin von Schneider-​Holl, Anwaltsvereins-​Vorsitzende Meixner, Polizeichef Schindler, Rechtsamtsleiter Stadler, Stadtbrandmeister Schamberger und Oberstaatsanwalt Bach begrüßt. „Gerichte vor Ort fördern das Verständnis der Bevölkerung für die Justiz“, erklärte der Erste Bürgermeister und erntete für diese Aussage zur Freude des Publikums im weiteren Verlauf die Zustimmung des Justizministers.
Mit der Frage was Recht und was Gerechtigkeit sei, eröffnete Franz Merkle das Gespräch. „Recht ist der Weg zur Gerechtigkeit und die wiederum ist im Kern Gleichheit der Menschen“, antwortete der in Lörrach geborene und in Weil am Rhein wohnende Gast. Es gelte, „die Normen, die wir haben, mit Leben zu füllen, nicht, sie immer weiter zu verschärfen.“
Fortsetzen wolle er die Reform der Grundbuchämter. Es könne nicht sein, dass Baden-​Württemberg davon mit 652 so viele habe, wie die ganze restliche Republik zusammen. Natürlich kam der „waffenlose Kleinwagen-​Fahrer“ zur Sprache. Als solcher hatte sich Stickelberger im Vergleich zu seinem Vorgänger (Waffen– und Ferrari-​Besitzer Ulrich Goll) bezeichnet.
Beim Blick auf die Kindheit sprach der Minister von politischen Einsichten, die er im Gespräch mit seiner gehbehinderten Großmutter gewonnen habe. Wann er zufrieden sei? „Wenn ab und zu Zeit zum Abschalten und Nachdenken bleibt“, antwortete der 61-​Jährige. Frühe Vorbilder seien Willy Brandt und John F. Kennedy gewesen. Gerne kennengelernt hätte er Cicero und Friedrich Schiller.
Das Frauenwahlrecht, die Sozialversicherungen und die Brandtsche Ostpolitik bezeichnete Stickelberger als bewunderte Reformen, eine friedliche Weltgemeinschaft ohne Hunger als seine größte Hoffnung. Zuverlässigkeit (inklusive Pünktlichkeit), Solidarität und Kritikfähigkeit schätze er besonders. Respekt habe er vor allem vor stillen Helden, die sich etwa in der Hospizbewegung oder der Pflege von Behinderten und Senioren engagieren.
Seine Lieblingsgeschichte in der Bibel sei die von David und Goliath, bekannte der Minister. Sein Wunsch an die Religionsgemeinschaften lautet: Sich modernen Entwicklungen zu öffnen, ohne alle Prinzipien über Bord zu werden. Als Sinn des Lebens sieht Rainer Stickelberger „die Gemeinschaft und den Austausch mit Anderen.“ Seine Lebensphilosophie laute „leben und leben lassen“. Unglücklich mache ihn „das Wahlergebnis in Italien und der Syrien-​Konflikt.“ Und genervt ist er von der S-​21-​Diskussion.
Der Minister gab sich bescheiden: Nach seinen Vorzügen befragt, zählte er seine Nachteile auf.

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