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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Günther Beckstein besuchte den Schönblick

Wenn der Schönblick ruft, sagt kein bekannter Name des öffentlichen Lebens nein, denn bei den Veranstaltungen des christlichen Gästezentrums werden Themen der Zeit angesprochen, beleuchtet und bewertet. Fair, aber doch auch deutlich, dafür sorgt Leiter und Moderator Martin Scheuermann.

Montag, 27. Mai 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Von Alfred Pradel
SCHWÄBISCH GMÜND. Im Rahmen der Woche der Volksmusik war der frühere bayrische Ministerpräsident Dr. Günther Beckstein zu Gast und er fühlte sich im vollbesetzten Forum des Schönblicks sehr wohl.
Günther Beckstein, der streitbare Jurist aus Nürnberg, der in diesem November 70 Jahre alt wird, hat sich früh aufgemacht am Samstag und war dann auch pünktlich zur Eröffnung des Bayrischen Frühschoppens im vollbesetzten Forum anwesend. Und, so formuliertes es Martin Scheuermann, der Gast hatte gleich das schöne Wetter aus Franken mitgebracht. Er freute sich sehr, Günther Beckstein auf dem Schönblick begrüßen zu können, ebenso auf das Podiumsgespräch, das spannende Punkte und Ansichten des Gastes versprach. Angesichts der großen Anzahl an anwesenden Franken war es dann schon Pflicht, gemeinsam mit Manfred Nonnenmann am Akkordeon das Frankenlied anzustimmen.
Imposant war auch das im Foyer aufgebaute Bayrische Frühschoppenbuffet, von den obligatorischen Weißwürsten mit süßem Senf und Brezeln über Leberkäse, Fleischküchle, gebratenem Speck bis zu einem reichhaltigen Salatbuffet war alles da, was das Herz begehrte. Der Schönblick als wahre Wohlfühloase, in der es die Menschen aber auch verstehen, für die Geschenke des Herrn auf den Tellern Danke zu sagen.
In der Tat waren die vielen Teilnehmer der Volksmusikwoche voll des Lobes über die Gastfreundschaft und das tolle Programm auf dem Schönblick. Anton und Anneliese Kullen aus Kirchheim an der Teck haben sich sofort für das nächste Jahr angemeldet, wegen der Volksmusikwoche aber auch wegen der Landesgartenschau. Sie hoffen auf einen Platz, denn „es gibt schon sehr viele Voranmeldungen für 2014“, wie Anneliese Kullen anmerkt.
In einem launigen Podiumsgespräch verdeutlichte der tiefgläubige Christ Beckstein in humorvoller Weise seine Meinung zum Tagesgeschehen, aber auch zu den Themen der Zeit, die er unter anderem in seinem Buch „Die Zehn Gebote: Mein Anspruch, meine Herausforderung“ formuliert hat.
Schmunzeln löst die Frage von Martin Scheuermann aus, ob Dr. Beckstein seinen Doktortitel noch behalten darf. Hier verwies der Gast auf einen Besuch bei Frank Plasberg, im Vorfeld der Talkshow sei seine Doktorarbeit digitalisiert und genau geprüft worden, ohne negativen Befund. Und auch sein Handicap spricht Martin Scheuermann an, Günther Beckstein trägt zwei Hörgeräte, eines davon ein Cochleaimplantat, also eine Gehörprothese, die er nach mehreren Hörstürzen ins linke Ohr verpflanzt bekam. Maybrit Illner hätte ihn gebeten, „den MP 3– Player“ auszuschalten, aber dann, so Beckstein zu Illner, wäre das Gespräch sehr einseitig verlaufen.
Im weiteren Verlauf des Gespräches reflektierten die Gesprächspartner auf dem Podium das bewegte Leben Günther Becksteins, den strengen Vater und der liebevollen Mutter, von den ersten Begegnungen im CVJM, damals noch der Christliche Verein Junger Männer über den Einstieg in die Politik, zunächst auf kommunaler Ebene, dann in der bayrischen Staatsregierung, wo sich Beckstein als Innenminister den Ruf eines „harten Hundes“ erwarb.
Hierzu betonte der Gast, dass er immer auf der Seite von Recht und Ordnung gestanden habe, in Zeiten des 11. September 2001 nicht immer eine einfache Aufgabe. Hier habe er immer auf seinen starken christlichen Glauben gesetzt, der vieles im Blickwinkel der Politik wieder gerade gerückt habe. Auch bei den NSU-​Morden, mehrere der Verbrechen fanden in Bayern statt, habe er, Beckstein schnell auf Verbrechen aus der rechten Szene getippt, allerdings seien die Täter so vorgegangen, dass sie keinerlei Spuren, Bekennerschreiben, nicht einmal die Patronenhülsen zurückließen.
Zu seiner kurzen Amtszeit als Ministerpräsident Bayern meinte Günther Beckstein, dass er sicherlich auch Fehler gemacht habe, die dann zu so einem schlechten Wahlergebnis geführt hätten, dass er sein Amt zur Verfügung stellte. Aber dieser Rückzug habe ihn frei gemacht, nicht mehr um 6 Uhr morgen Zeitung lesen zu müssen, um dann bis 8 Uhr den Vorwürfen in Zeitungen aus ganz Deutschland begegnen zu können.
Es sei ein schmerzlicher Schritt gewesen, aber so habe er nun Zeit, sogar einen Bayrischen Frühschoppen im schönen Württemberg besuchen zu können. In diesem Zusammenhang verwies der frühere Ministerpräsident auf den Besuch von Kanzlerin Angela Merkel am 12. Juni auf dem Schönblick, den er als Auszeichnung für das Gemeindezentrum bezeichnete.
Der derzeitige Präses der evangelischen Kirche, er vertritt Katrin Göring-​Eckardt, die als Spitzenkandidatin der Grünen für die Bundestagswahl ihr Amt derzeit ruhen lässt, betonte im Gespräch auch die Verpflichtung, die Schöpfung zu bewahren, ein großes Thema, eine zentrale Botschaft, den christlichen Glauben zeitgemäß zu verkünden. Die Gesellschaft müsse sich wieder so aufstellen, dass es ungeborenem Leben uneingeschränkt möglich werde, ein Teil der Menschheit zu werden.
Auch den von ihm mitinitiierten interreligiösen Dialog mit der muslimischen Gemeinde in Deutschland sprach der streitbare Politiker an, diesen gelte es mit moderaten Vertretern des Islam stringent fortzusetzen und zwar auf Augenhöhe. Gleichberechtigung sowohl zwischen Mann und Frau als auch zwischen den Religionen, gegenseitige Toleranz und Respekt gehörten in allen Ländern dazu. Er zeigte sich überzeugt, dass dies gelingen könne. Im Anschluss an das Gespräch signierte Günther Beckstein zahlreiche Bücher, stand noch für Gespräche und viele Erinnerungsfotos zur Verfügung.

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