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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Dankbarkeit und Hoffnung für das evangelische Gemeindezentrum Brücke in der Gmünder Weststadt

Das evangelische Gemeindezentrum Brücke in der Gmünder Weststadt droht dem Rotstift der Kirchenleitung zum Opfer zum fallen. Es formiert sich sowohl in der Kirchen– als auch in der bürgerlichen Gemeinde ein kreativer Protest, geprägt von Dankbarkeit und Hoffnung fürs Begegnungszentrum.

Montag, 01. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer

Der Hintergrund: Überall in der Evangelischen Landeskirche werden die Dekanate und Gemeinden derzeit auf einen strengen Sparkurs eingeschworen. Aufgrund von Kirchenaustritten und der demografischen Entwicklung muss in den Fortschreibungen der aktuellen und mittelfristigen Finanzplanungen die Einnahmeseite der Haushalte realistisch nach unten korrigiert werden.
Auch am evangelischen Kirchenbezirk Gmünd geht, wie in den letzten Monaten mehrfach berichtet, dieser Kelch nicht vorbei. In den vergangenen zwölf Monaten beherrschte die Diskussion über die Streichung und Umgewichtung von Pfarramtsstellen die Arbeit der Bezirkssynode. Die Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Gmünd steht nun vor weiteren, ebenso unangenehmen Fragestellungen und Entscheidungen. Und erneut sieht es bislang so aus, dass vor allem die evangelische Kirchengemeinde in der Weststadt zu leiden haben wird, nachdem dort — so der bereits vorliegende Beschluss — bis 2018 die Pfarrstelle komplett wegfallen soll. Im neuen Konflikt geht es um die Zukunftsfähigkeit und Bewertung der Immobilien, wobei neben dem Gemeindezentrum Brücke in der Weststadt auch die Friedenskirche auf dem Hardt in den Fokus gerückt ist. Mit der Friedenskirche würde die evangelische Gesamtkirchengemeinde Schwäbisch Gmünd erstmals in die Verlegenheit kommen, sogar ein Gotteshaus stillzulegen.
Kirchengemeinden müssen Immobilienkonzepte vorlegen
Bernd Liebold, Vorsitzender der Kirchengemeinde Schwäbisch Gmünd, erklärt im Gespräch mit der Rems-​Zeitung die aktuellen Überlegungen. Aufgrund der bekannten Umstände seien die Gemeinden von der Kirchenleitung aufgefordert worden, Immobilienkonzepte zu erarbeiten. Hierbei gehe es in der Gesamtbetrachtung nicht nur um eine Reduzierung des Immobilienbestands bzw. von räumlichen Überkapazitäten, die zukünftig kaum noch zu finanzieren seien. Vielmehr handle es sich auch um eine Bewertung auch der Sanierungskosten, die in den kommenden Jahren auf die Haushalte direkt vor Ort, jedoch aber auch bei der Landeskirche zukommen. Die Landeszuschüsse seien zukünftig stärker denn je abhängig von der Vorlage örtlicher Immobilienkonzepte. Das Problem auch: Es gebe einen gewaltigen Sanierungsstau, so dass bei der Zuschussvergabe immer stärker auf zielgerichtete und maßvolle Entscheidungen größten Wert gelegt werde.
Und genau vor dieser Aufgabe der Mitverantwortung stehe nun die Gesamtkirchengemeinde von Schwäbisch Gmünd. Eine Entscheidung gebe es noch nicht. Bislang handle es sich lediglich um eine Beschlussvorlage, die am 18. Juli im Rahmen einer Sondersitzung in den gesamtkirchengemeinderat eingebracht werde, der dann hierüber beraten und letztendlich auch entscheiden müsse.
Bei der Auswahl für die Beschlussvorlage, so Bernd Liebold weiter, sei es neben den Fragen zum Sanierungsaufwand auch um die Betrachtung gegangen, welche Objekte sich eventuell auch in einer Lage befinden, die gute Nachnutzungschancen bzw. Vermarktungsmöglichkeiten anböten.
Ins Raster all dieser Überlegung ist nun vor allem das Gemeindezentrum Brücke in Erscheinung getreten. Es handelt sich, so geht aus der Beschlussvorlage hervor, um einen typischen Betonbau der 60er-​Jahre mit all seinen nun anstehenden Problemen, vor allem Betonsanierung, Wärmedämmung und Energietechnik. Laut Bernd Liebold sei der Kostenaufwand für die erforderliche Sanierung auf 1,6 bis 1,7 Million Euro hochgerechnet worden. Auf der anderen Seite stünde eine gute Lage des Objekts, um dort eventuell eine Wohnbebebauung zu realisieren. Was die Zukunft des Kindergartens in der Brücke anbelangt, richtet sich die Fingerzeig auf freie Raumkapazitäten und Entwicklung eines Kinder-​/​Schüler-​/​Bildungszentrums in der Stauferschule.
Auf dem Hardt soll jedoch der Kindergarten im Gebäudekomplex der Friedenskirche erhalten bleiben — bei gleichzeitiger Stilllegung des Kirchenraums darüber. Das Gemeindeleben soll sowohl in der Weststadt als auch auf dem Hardt nicht ins Stocken geraten, vielmehr in der unmittelbaren Nachbarschaft integriert und damit erhalten bleiben. Bernd Liebold ist jedoch die Problematik sehr wohl bewusst, wenn vor allem älteren Menschen abverlangt werde, Gottesdienste nicht mehr im angestammten Kirchenraumbesuchen zu können.
Infoabend und Aufruf in Facebook zu einer kreativen Protestaktion
Besonders in der Weststadt zeigen zwischenzeitlich viele Kräfte Verbundenheit zum Gemeindezentrum Brücke und werben für Erhalt dieser räumlichen Möglichkeiten in diesem Stadtbezirk. Verwiesen wird auf das sehr lebendige Kirchenleben. Mindestens ebenso wichtig sei die Brücke auch als soziales, bürgerschaftliches und kulturelles Zentrum.
Am Donnerstag, 18. Juli (18.30 Uhr, ebenfalls in der Brücke), findet dann die Sitzung des Gesamtkirchengemeinderats, der über eine Beschlussvorlage des Engeren Rats über das Schicksal der Brücke beraten wird. Die Sitzung ist öffentlich.
Es gibt bei den Kritikern der anstehenden Entscheidung zwischenzeitlich auch sehr unterschiedliche, sprich anderslautende Bewertungen über den Sanierungsbedarf des Gemeindezentrums samt Kindergarten (zwischen etwa 100 000 und 1,5 Mio. Euro) und Überlegungen zu räumlichen Alternativen für Kindergarten und die Örtlichkeiten für Gottesdienste und andere Gemeindeveranstaltungen werden. In der Weststadt gibt es Gedanken für ein Gemeindezentrum nicht nur für Gottesdienste, für den Kindergarten und kulturelle Veranstaltungen, sondern auch als sozialer Treff und bürgerschaftliches Begegnungszentrum. Wie eng die Verbundenheit von Menschen aus allen Generationen mit der Brücke ist, zeigt auch eine außergewöhnliche Dankes– und Protestaktion, zu der unter dem Motto „Brücke ein Geschenk für die Weststadt“ im Internet-​Netzwerk Facebook aufgerufen wird. Symbolisch soll die ehemalige Eisenbahnbrücke nahe des Gemeindezentrums als „Geschenk“ mit Stoffbahnen verpackt und mit Schlaufe versehen werden. Auf Geschenkbotschaften soll dann stehen: „Danke Kirche, für die Brücke“ und „Danke Kirche, dass Kinder wichtiger sind als Geld“. Wer will denn jemandem ein Geschenk wegnehmen?! Nur böse Leute.“

Diesen Donnerstag, 4. Juli, um 18 Uhr laden Mitglieder des Kirchengemeinderats der Weststadtgemeinde in die „Brücke“ zu einer Informationsveranstaltung ein. Michael Nuber, Vorsitzender, und andere Kirchengemeinderäte die Gemeindeglieder aber auch alle interessierten Weststadtbewohner wollen darüber beraten, wie es um die Brücke steht

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