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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Heftiges Ringen um das Gemeindezentrum „Brücke“

Über vier Stunden dauerte am Donnerstagabend die Sondersitzung des evangelischen Gesamtkirchengemeinderates. Man tagte im Gemeindezentrum „Brücke“ in der Weststadt und beriet über dessen – heftig umstrittenen – Verkauf.

Donnerstag, 18. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
1 Minute 59 Sekunden Lesedauer

Von Manfred Laduch
SCHWÄBISCH GMÜND. Dr.Harry Jungbauer hatte als Schuldekan und Nicht-​Gmünder die neutrale Moderation übernommen. Der Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderats, Bernd Liebold, trug den Beschlussvorschlag des Engeren Rates vor: Die Kirchenräume der Friedenskirche zum 1. Januar 2015 stillzulegen und das Gemeindezentrum Brücke zum 31. Dezember 2016 zu schließen und zu verkaufen. Die Kindergärten beider Gemeinden sollen weitergeführt werden.
Zwei Gegenanträge wurden gestellt: Die Martin-​Luther-​Gemeinde (Rehnenhof) wollte den Beschluss um ein Jahr für weitere Beratungen verschieben. Zunächst, so Kirchengemeinderat Dr. Christian Fürstenau, müsse man sich über die künftige Struktur der Gemeinden an sich klar werden. Statt fünf werde es in absehbarer Zeit wohl nur noch drei geben. Man dürfe nicht „das Tafelsilber veräußern, bevor man weiß, wo es hingeht.“
Für die Weststadtgemeinde selbst beantragte Kirchengemeinderat Franke, die beiden Wohnhäuser neben dem Gemeindezentrum zu verkaufen, nicht aber dieses selbst.
Kirchenpfleger Joachim Richter erläuterte, warum die Gmünder Kirchenleitung den Verkauf für unumgänglich hält. Pro Jahr habe man ein Haushaltsdefizit von 120 000 Euro, das sich nicht auf Dauer aus Rücklagen decken lasse. Es müsse gespart werden, und die dicken Brocken seien die Gemeindezentren.
Keines sei richtig ausgelastet, man müsse zentralisieren. Am Ende werde wohl eine Struktur übrig bleiben, wie man sie nach dem Krieg gehabt habe: Mit dem Augustinus-​Gemeindehaus im Zentrum, das die Protestanten der ganzen Innenstadt – wozu dann auch die Weststadt zähle – nutzen könne. Den heftigen Sanierungsstau bei vielen kirchlichen Gebäuden (allein im Augustinus-​Gemeindehaus stehen Investitionen von 2,5 Millionen Euro an) könne man aus dem Verkaufserlös der Brücke finanzieren.
Weststadt-​Kirchengemeinderätin Ulrike Blumer-​Sattler erinnerte daran, dass die Weststadtgemeinde ja gerade für die Menschen geschaffen worden sei, die nach dem Krieg nach Gmünd gekommen seien. Michael Nuber, Vorsitzender des Brücke-​Kirchengemeinderates kritisierte den Rückzug der Kirche aus der Fläche. Eine zentralisierte Kirche tauge nicht.
Wolfgang Schmidt, Pfarrer der Friedenskirche, hielt dagegen, dass es nicht angehe, pro Jahr 120 000 Euro zu verbrauchen, die man nicht habe. Alle seien aufgefordert, die Gesamtkirchengemeinde auf soliden Boden zurückzuführen.
Weststadt-​Pfarrer Karl-​Hermann Siegel zeigte sich über die von Kirchenpfleger Richter genannte Betriebskosten-​Einsprarung von 45 000 Euro jährlich schockiert. Das sei der Gesamtbetrag; ihn komplett einzusparen hieße, es gebe keinerlei Gemeindeleben in der Weststadt mehr.
Dekan Immanuel J.A. Nau wies darauf hin, dass die Stadt für die Weststadt ein Familienzentrum schaffen wolle, das auch der evangelischen Gemeinde eine Perspektive biete.
Pfarrer Schmidt vertrat nochmals den Beschlussvorschlag, konnte sich aber eine Verschiebung ein halbes Jahr vorstellen, um alle Aspekte besser in der Weststadt-​Gemeinde zu kommunizieren. Michael Nuber und Ulrike Blumer-​Sattler verwiesen auf die 2018 wegfallende Pfarrstelle in der Weststadt. Die Gemeinde habe damit ihren Einsparungs-​Beitrag geleistet. Zum Gemeindezentrum sehe man keine belastbaren Alternativen.
Erst nach Redaktionsschluss um 23 Uhr wurde in die Abstimmungen über die verschiedenen Vorschläge (Vertagung, Verkauf, Aufteilung) eingetreten.

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