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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Ein Zukunftsprojekt: Strategieprozess „Gmünd 2020″ wird von Wolfgang Schuster begleitet

OB Arnold sieht die Landesgartenschau als Saat, die erst in darauffolgenden Jahren aufgehen wird. Daran wollen die Stadtspitze und der frühere Oberbürgermeister Wolfgang Schuster im Zukunftsprojekt Gmünd 2020 „gemeinsam mit den Menschen in der Stadt“ arbeiten. Der Gemeinderat wird am Mittwoch darüber entscheiden, ob ihnen das möglich sein wird.

Samstag, 20. Juli 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
3 Minuten Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND (bt). Wie eine Stadt in der Zukunft funktioniert, weiß derzeit niemand, nur dass es ohne Beteiligung der Menschen, die in ihr leben, nicht gehen wird. Städte werden internationaler, älter, eben anders. „Städte wie Gmünd, die das bürgerschaftliche Engagement heute schon haben, können damit besser umgehen“, ist sich Wolfgang Schuster sicher. Gemeinsam mit OB Arnold, den Bürgermeistern Joachim Bläse und Julius Mihm stellte er am Freitag vor, wie die Arbeit an der Gmünder Zukunft aussehen soll und wie die so starken Ideen und Impulse nutzbar gemacht werden können für die Zeit nach der Landesgartenschau.
Sechs Handlungsfelder ergeben sich, die die entscheidenden Zukunftsaufgaben abdecken: Wirtschaft, Bildung und Wissenschaft, Urbanität (Stadtentwicklung, Mobilität, Infrastruktur etc.), Miteinander, Leben in der Stadt, Finanzen und Verwaltung. Die entsprechenden Arbeitsgruppen bestehen aus je acht Mitgliedern des Gemeinderats und acht „Externen“ aus unterschiedlichsten Bereichen. Sie werden durch Geschäftsführer – der Leiter des Rechnungsprüfungsamtes Michael Schaumann und Hauptamtsleiter Helmut Ott – organisiert und von Ältestenrat und Verwaltungsvertretern gesteuert. Die RZ wird das Konzept noch vorstellen.
Firmen– und Existenzgründungen zu fördern, soll Thema sein, die Energiewende ebenso wie Einwanderung und alles, was den Standort stärken kann. Wie sehr sich die Stadt derzeit verändert und verändern muss, wurde angesprochen, dass neuer Raum entsteht und – wie im Falle des „AGV-​Plätzles“ an der Rems – umgehend besetzt wird. Auch von der Tradition und der Bedeutung der freien Reichsstadt war die Rede, davon, das touristische Potential und das historische Erbe wirklich nutzbar zu machen. Deutlich wurde auch, dass es nicht darum geht, finanzielle Wohltaten zu verteilen. Schuster: „Gmünd hat viele Qualitäten und Stärken, Finanzkraft gehört nicht dazu.“
„Der Bürger ist nicht Kunde, sondern Teilhaber“, ist ein Satz, der die Richtung vorgibt. Oder: „Auch die Rolle der Verwaltung muss neu gedacht werden.“ Schuster ist derzeit auf EU-​Ebene mit „Lobbyarbeit für kommunale Selbstverwaltung“ beschäftigt: Gemeinwesen könne nur von unten nach oben funktionieren. Und genau hier setzt auch die Gmünder Initiative an – mit Blick nicht zuletzt aufs Stadtjubiläum, das, so OB Arnold, die Bürger selbst in die Hand genommen hätten. Dieses dezentrale Miteinander sei Bedrohung für die allgegenwärtige Technokratisierung, ein Öffnungsprozess für Demokratie – und Gmünds große Chance.
Gemeinsam mit den Fraktionsvorsitzenden und dem Ältestenrat sowie Wolfgang Schuster wurde jetzt der „Strategieprozess 2020“ für den Start aufgestellt. Tatsächlich auf den Weg bringen kann ihn nur der Gemeinderat, wenn das Papier zur Beschlussfassung ansteht.
Arnold freute sich gestern sehr, mit Schuster einen so hervorragend vernetzten Partner gewinnen zu können. Und einen, der weiß, wovon er spricht. Als Wolfgang Schuster OB in Stuttgart war, wurde die Landeshauptstadt als reformfreudigste unter 50 deutschen Großstädten ausgezeichnet; als er Oberbürgermeister in Gmünd war und den „Orgelsommer“ durchsetzte, wurde er belächelt – die EKM hat längst einen sicheren Platz in der deutschen Festivallandschaft. Die Technische Akademie, für die er sich stark gemacht hat, stärkt den Wirtschaftsstandort, wie der so heftig kritisierte autofreie Markt– und Münsterplatz die Stadt selbst. Die neue Stadtbibliothek samt Spitalmühle und die Umwandlung der internationalen Konfliktzone „Kaserne“ in einen die Nationen verbindenen Universitätspark wurden von ihm vorangetrieben, ebenso vorausschauende Grundstückskäufe für Gügling-​Gewerbe und Tunnelbau. Jetzt will er als Berater zurückkommen, um die Stadt auf weiteren wichtigen Schritten zu begleiten.
Für den gesamten Prozess – Sitzungsgelder, Umfragen, Referentenhonorare, Beratungsleistungen etc. – sind bis zu 75 000 Euro veranschlagt, verteilt über drei Haushaltsjahre; die Kosten werden zu je einem Drittel von Stadtwerken, VGW und Stadtverwaltung getragen. Auch ein Zeitplan wurde gestern vorgestellt, der in der Vorstellung der Ergebnisse beim Neujahrsempfang 2015 gipfelt.

Hintergrund: Prof. Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister a.D. von Stuttgart und Schwäbisch Gmünd ist Geschäftsführer des Instituts für nachhaltige Stadtentwicklung; er ist bereit, am Projekt 2020 mitzuwirken – Referenten zu vermitteln, Vorträge zu halten, vor allem mitsamt seinem Netzwerk in Wort und Schrift mitzuarbeiten .
In „Generationenvertrag statt Generationenverrat“ untersucht er politische Konsequenzen der Überalterung und arbeitet auch im Auftrag der Bundesregierung an Lösungsansätzen — eines der zentralen Themen in Gmünd.
Er ist Vorsitzender zahlreicher internationaler Netzwerke wie Cities for Mobility und Cities for Children, Vizepräsident des kommunalen Weltverbandes „Vereinigte Städte und Lokale Gebietskörperschaften“ (UCLG – CGLU) sowie seit 2010 Präsident des Council of European Municipalities and Regions. Zudem ist er ebenfalls Präsident der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE).

Baubürgermeister Julius Mihm, OB Richard Arnold, OB a.D. Wolfgang Schuster, der „Gmünd 2020“ begleiten soll, sowie Bürgermeister Dr. Joachim Bläse

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