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Ingenieur-​Ehepaar Bareis entwickelt Notrettungsystem für Fernsehtürme und Hochhäuser

Der Blick vom Stuttgarter Fernsehturm bleibt Besuchern derzeit versagt, weil im Falle eines Brandes die Evakuierung zu lange dauern würde oder gar nicht möglich wäre. Die beiden Ingenieure Sigrid und Manfred Bareis haben dafür eine verblüffend einfache Lösung für dieses Problem.

Mittwoch, 18. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 1 Sekunden Lesedauer


Von Gerold Bauer
IGGINGEN-​SCHÖNHARDT. Das im Igginger Teilort Schönhardt wohnende Ehepaar geht auch beruflich einen gemeinsamen Weg – und die beiden ergänzen sich dabei bestens. Während Sigrid Bareis die Fachrichtung Elektrotechnik studiert hat, ist ihr Ehemann ein Experte für den Bereich Maschinenbau. Als Team haben sie schon viele clevere technische Lösungen entwickelt und als Patent schützen lassen.
„Wir sind beide gerne in der Natur unterwegs — und bekommen dabei immer wieder Anregungen“, erinnert Manfred Bareis daran, wie er zusammen mit seiner Frau eine Maschine konstruiert hat, mit der man hauchdünne Endlosrohre aus Edelstahl präzise abschneiden kann, ohne dass ein Grad stehen bleibt oder Schleifstaub das Rohr verunreinigt. „Das Schneidwerkzeug wurde einem Papageienschnabel nachempfunden und hat sich in der Praxis bestens bewährt!“
„Geniale Technik ist in vielen Fällen sehr einfach“, betonen die beiden Ingenieure unisono. Ähnlich wie beim Ei des Kolumbus muss aber irgendjemand zuerst die Idee dazu haben — und hinterher wundern sich alle anderen, warum sie nicht selbst darauf gekommen sind.
So ähnlich verhält es sich zum Beispiel im Hinblick auf den Stuttgarter Fernsehturm, dessen Sperrung für den Besucherverkehr weithin für Aufsehen gesorgt hat. Ein komplizierter, aufwändiger und damit sehr teurer Umbau des Turms ist nach Ansicht der beiden schwäbischen Tüftler nämlich gar nicht nötig, wenn man einen Notfall-​Aufzug einfach außen anbringt. Dort gibt es genug frische Luft zum Atmen, während ein Aufzugschacht im Innern eines Gebäudes aufgrund der Rauchgase im Brandfall zur tödlichen Falle wird. „Mit sechs Rettungsgondeln, die direkt unterhalb der Besucheretagen rund um den Turm herum montiert werden, könnte man mit in einem Zug so viele Menschen sicher nach unten bringen, wie laut Genehmigung oben sein dürfen“, macht Sigrid Bareis deutlich.
Bei dem „Notrettungssystem für Fernsehtürme und Hochhäuser“, das seit einigen Wochen vom Patentamt in München als Gebrauchsmuster geschützt ist, wird eine ähnliche Technik zugrunde gelegt, wie man sie vom Fensterputzen an Hochhäusern kennt. Körbe, so genannte „Gondeln“ hängen an Drahtseilen und werden parallel zur Fassade bewegt. „Ganz so einfach funktioniert ein Notrettungssystem natürlich nicht. Angesichts der großen Höhe können die Rettungsgondeln nicht einfach frei hängend nach unten bewegt werden, sondern müssen mit einem Schienensystem davor bewahrt werden, durch Windeinwirkung ins Schwanken zu geraten“, erläutert Manfred Bareis die Details dieser Entwicklung. Und um sicherzustellen, dass das System im Brandfall nicht durch einen Kurzschluss ausfällt, befinden sich oben am Turm nur die Umlenkungrollen für die Tragseile. „Die gesamte Steuereinheit und der Antrieb sind unten am Boden und verfügen über eine eigenständige Stromversorgung. Und weil sich die Gondeln flach zusammenlegen lassen und nur im Bedarfsfall automatisch aufklappen, würden sie optisch oben am Turm nahezu nicht auffallen“, betont Manfred Bareis. Zur Zeit ist das Ingenieurs-​Ehepaar wegen der Lizenzvergabe in Verhandlungen mit den beiden Marktführern im Aufzugsbau.

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