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In Waldhausen ging es bei einer Podiumsdiskussion um die Zukunft der Nebenerwerbslandwirte in Baden-​Württemberg

Nichts weniger als die Zukunft der Nebenerwerbslandwirtschaft war am Freitag bei einer Podiumsdiskussion des Landesbauernverbands auf dem Hof der Grünenwalds in Waldhausen Thema. Vertreter der Parteien wurden gebeten, keinen Keil zu treiben zwischen Haupt– und Nebenerwerb.

Freitag, 06. September 2013
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 11 Sekunden Lesedauer


LORCH. Ehegattensplitting kann auf einem Hof einen entscheiden Unterschied ausmachen, insbesondere wenn die Ehefrau nicht nur den halben Betrieb schmeißt, sondern auch noch pflegt: Das war Thema gestern. Wildtier– bzw. Bibermanagement von Tübingen aus sorgt für heftiges Kopfschütteln, Verwaltungsvorgänge, die in keinem Verhältnis stünden zu den Dingen, die sich regelten, für handfesten Ärger. Es waren durchaus nicht nur die großen Themen, die zur Sprache kamen. Für den Bauernverband sprach Anton Weber von „weltfremder“ Bürokratie abseits jeder Praxisnähe, erzählte von unsinnigen Auswüchsen buchstabengetreu umgesetzten EU-​Rechts. Es sei ein großer Fehler, die starke kommunale Gemeinschaft, die sich bewährt habe, zu entmachten und Verantwortung etwa nach Stuttgart zu verlagern.
Wie es weitergeht mit der Nebenerwerbslandwirtschaft ist für Baden-​Württemberg, aber auch für die Region ein Thema, das alle angeht — alle sind Verbraucher, alle leben in dieser Landschaft, die nicht zur Brachfläche verkommen soll. Entsprechend von Interesse sind die Positionen zur Bundestagswahl. Vor allem aber nutzten die Landwirte selbst die Chance, ihre Sorgen, Wünsche und Überlegungen zur Zukunft der Landwirtschaft sowie ihre Bitten an die Politik öffentlich zu machen. Familie Grünenwald bewirtschaftet einen Gemischtbetrieb mit Mutterkühen, Legehennen, Pensionspferden und einem Hofladen; sie machte deutlich, dass die geplante 380 kV-​Leitung – eine Trasse führt direkt am Hof entlang – große Sorgen bereitet. Grundsätzlich wurde die Umsetzung der Energiewende mit der Land– und Forstwirtschaft diskutiert.
Auf dem Podium vertraten Landtagsabgeordneten die bekannten Positionen ihrer Parteien etwa zu Steuererhöhungen oder zum vom Landesbauernverband geforderten Risikoausgleich, den die Parteien ablehnen. Alle versprachen aber, sich dafür einzusetzen, dass kein Keil getrieben werde zwischen Voll– und Nebenerwerbslandwirte, zwischen konventionell und ökologisch Arbeitenden, aber auch nicht zwischen Landwirte und Verbraucher. Einig war man sich darin, dass „solche Nahrungsmittel zu solchen Preisen“ nicht selbstverständlich seien.
Klaus Burger, Experte der CDU, meinte, die Landwirtschaft werde gebraucht für ein Glücken der Energiewende; er räumte aber der Erzeugung von Nahrungsmitteln Priorität ein und sprach von Maßnahmen wie dem Agrardiesel. Martin Hahn (agrarpolitischer Sprecher Bündnis 90/​Die Grünen) nannte die Nebenerwerbslandwirte substanziellen Teil der Landwirtschaft; es gehe nicht an, dass für die „genau gleiche Arbeit fördertechnisch so große Unterschiede“ bestünden – einen Keil zu treiben zwischen die beiden Lager sei angelegt. Kernthema nannte er es, nachhaltig flächendeckende Landbewirtschaftung zu gewährleisten. Thomas Reusch-​Frey (SPD) sprach die Notwendigkeit guter Bildungs– und Qualifikationsangebote an – die Anforderungen seien enorm, der gesetzliche Rahmen komplex. Gerade kleinere Flächen müssten „primär und stärker gefördert“ werden. Dr. Friedrich Bullinger (FDP/​DVP) wandte sich vor allem gegen zu viele Vorschriften und Gängelungen: „Ein Prozent ist aktiv, 99 wissen’s besser.“ Bullinger war es auch, der konkret antwortete, als gefragt wurde, wie fehlende Steuereinnahmen ausgeglichen werden könnten: Nationalpark im Schwarzwald (streichen), Integrationsamt (streichen), Polizeireform (als unsinnig und teuer verwerfen). Heiner Krehl, Chefredakteur von BWagrar moderierte die Diskussion. Einen entscheidenden Part trug Siegfried Nägele, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Esslingen und Vorsitzender des LBV-​Fachausschusses „Nebenerwerbslandwirtschaft“, bei, der die großen Themen ansprach, vom notwendigen Bildungspakt über einen besseren Schutz landwirtschaftlicher Flächen bis hin zu einzelnen Punkten aus der Steuer-​, Sozial– und Eigentumspolitik.

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