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Nachrichten Schwäbisch Gmünd

Den Vorfrühling feiern: Hyazinthengläser und Zwiebeltreiberei Thema einer Austellung in der a.l.s.o.

Seit Dezember setzt Reinhold Krämer Blumenzwiebeln auf bauchige Gläser, um Frühlingsduft und Frühlingsfarben zu einer Ausstellung beitragen zu können, die so viel mehr ist, als ein Zurschaustellen kostbarer Gläser. Der Vorfrühling wird gefeiert und uralte Verbindungen in den Orient.

Von Birgit Trinkle

Freitag, 31. Januar 2014
Rems-Zeitung, Redaktion
2 Minuten 22 Sekunden Lesedauer


SCHWÄBISCH GMÜND. Gerade mal zwei blaue gefüllte Hyazinthen sind heute bekannt. Ein Blick auf einen 160 Jahre alten Katalog zeigt noch über 50 Sorten mit königlichen Namen und entsprechend eindrucksvoller Farbtafel und gibt damit auch den Blick frei auf eine Vergangenheit, in der Blumenzwiebeln kostbar waren wie Gold. Für Reinhold Krämer, Kenner und Liebhaber alter Pflanzensorten, stehen Hyazinthen, Tulpen und Flieder zudem für eine Geschichte, die ihn vor allem anderen bewogen hat, mit seinen Schätzen eine Ausstellung in den Räumen der a.l.s.o zu gestalten. Er erzählt von Ogier Ghislain de Busbecq, „Diplomat, Humanist und Renaissance-​Mensch“, der im Auftrag der Habsburger 1555 bei Suleiman dem Prächtigen – damals Europas Alptraum, aber auch einer, in dem Busbecq einen Gleichgesinnten fand – einen Waffenstillstand aushandelte. Über ihn kamen die fremden Blumen aus dem Orient nach Wien, in die Niederlande und schließlich in die Gärten.
Wie Krämer steuert auch Hermann Hänle einige seiner so schönen blauen Hyazinthengläser bei, für die eigens Ausstellungsvitrinen zur Verfügung gestellt werden. Für andere Exponate vom Designerstück über die Barock-​Antiquität bis hin zum Flohmarktfundstück – Gläser, auf denen unterschiedlichste Blumenzwiebeln austreiben, waren in allen Teilen Europas immer wieder Mode – werden Blumenbänkchen aufgestellt. Ergänzt wird die Ausstellung um alte Gartengeräte wie die Zwiebelschablone oder die Setzhilfe „Druffel“, zudem um über hundert Jahre alte Aquarelle aus einem Buch von Una Silberrad und Sophie Lyall, um Kataloge, Pflanzenbücher, Postkarten.
Reinhold Krämer mag die Arbeit der a.l.s.o., die so unterschiedlichen Menschen, die dort zusammenkommen, die Offenheit, das Aufgeschlossene. Die a.l.s.o. sieht in dieser Ausstellung ein „positives Signal des Willkommens an die in diesen Tagen vermehrt bei uns Schutz suchenden Flüchtlinge“. Als Kooperationspartner und Gastgeber des Landesgartenschauprojekts „Die Welt lebt in Gmünd“ gewinnt dieser Ansatz für die a.l.s.o. an Bedeutung, auch durch den seit Jahren bewährten Einsatz ehrenamtlich arbeitender Flüchtlinge in der Möbelbörse. Weiterhin seien die Werkzeuge aus früheren Jahrhunderten „eine Brücke zu Wert und Bedingungen von Arbeit“ – ein Thema, das bei der a.l.s.o. mit ihrem Schwerpunkt der beruflichen Integration seit jeher zentrales Thema ist.

Unter dem Titel „Duft des Orients“ sind ab Sonntag, 9. Februar, für zwei Wochen zum Teil kostbare Hyazinthengläser aus den Sammlungen von Hermann Hänle und Reinhold Krämer in der a.l.s.o., Goethestraße 65, zu sehen. Bei der Eröffnung um 15 Uhr gibt es Köstlichkeiten der Journalistin, Soziologin und begeisterten Köchin Farzaneh Fallahian, Begleitung durch Uwe Werner (Saxophon) und Clemens Gottwald (Posaune), Austausch und Begegnung.

Gebrauchsanweisung: Geeignet ist jede bauchige, sich oben verengende Vase – transparent sollte sie halt sein.
Die Zwiebel wird warm abgespült, die abgestorbene Haut vorsichtig abgestreift, der Wurzelbereich vom toten Material befreit.
Das Glas wird soweit mit Wasser gefüllt, dass es die aufgesetzte Zwiebel beinahe berührt.
Das Zwiebelglas wird jetzt für die nächsten Wochen zum Kellerkind, zumindest kühl muss es sein und dunkel.
Wenn die Wurzeln in einem hohen Glas den Boden erreicht haben — in einem kleineren Gefäß dürfen sie ruhig durcheinandergeraten –, darf die Zwiebel in einen warmen Raum.
Jetzt ist es Zeit für ein Hütchen aus bunter Folie oder schlichtem Papier: Der Trieb muss noch im Dunkel bleiben. Die Pflanze befreit sich irgendwann selbst und fängt an zu blühen.

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